In einer Dokumentation berichtet das Erste über den Umgang des Internet-Riesen Amazon mit ausländischen Leiharbeitern. Der Beitrag hat in den sozialen Netzwerken eine Welle der Empörung ausgelöst.

Stuttgart - Wieder einmal ist eine Welle der Empörung durch das Netz gerollt. Am Mittwochabend ist in der ARD die Dokumentation „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ ausgestrahlt worden, die den Umgang des Internet-Versandhauses mit ausländischen Leiharbeitern kritisch beleuchtet. Seitdem diskutieren die Nutzer in den sozialen Netzwerken heftig über die Mitarbeiterpolitik des großen Online-Händlers.

 

In ihrer Dokumentation begleiten die Journalisten Diana Löbl und Peter Onneken europäische Leiharbeiter, die von Amazon für das Weihnachtsgeschäft nach Deutschland geholt wurden – und machen dem Internet-Riesen in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe. So seien die Arbeiter mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden. Hier angekommen seien sie nicht direkt bei Amazon angestellt worden, wie es versprochen gewesen sei, sondern seinen über eine Zeitarbeitsfirma vermittelt worden. Diese zahle aber deutlich weniger: statt den ursprünglich vereinbarten 9,68 Euro pro Stunde gebe es nur 8,52 Euro.

In der Dokumentation wird auch gezeigt, wie die Leiharbeiter in Motels oder Feriendörfern in der Nähe der Auslieferungslager unterbracht sind. Ein Busfahrer, der die Arbeiter zum Werk fährt und sie nach der Schicht wieder abholt, soll den Filmemachern in einer E-Mail von den Bedingungen in den Unterkünften berichtet haben: „Die Menschen werden zu siebt in eine kleine Hütte gestopft und im Keller des Restaurants abgefüttert wie die Schweine.“

Regelmäßige Haus- und Taschenkontrollen

Zudem sollen die Leiharbeiter in ihren Unterkünften nach Recherche der ARD-Autoren ständig von Security-Männern überwacht werden. Regelmäßig gebe es Haus- und Taschenkontrollen. Der Firma, die die Wachmänner stellt, sollen darüber hinaus Verbindungen zur rechtsextremen Szene nachgewiesen werden können.

„Auch wenn das Sicherheitsunternehmen nicht von Amazon beauftragt wurde, prüfen wir derzeit selbstverständlich den von den Redakteuren gemachten Vorwurf bezüglich des Verhaltens des Sicherheitspersonals und werden umgehend geeignete Maßnahmen einleiten“, teilte Amazon am Donnerstag auf Nachfrage des StZ-Onlineressorts mit. Weiter heißt es: „Sie können sicher sein, dass wir jedem Vorfall in unseren Logistikzentren und im Umfeld, der uns von Mitarbeitern zur Kenntnis gebracht wird, nachgehen und bei Bedarf umgehend Verbesserungen einleiten.“

Nach der Ausstrahlung der Dokumentation brach ein „Shitstorm“, eine öffentliche Entrüstung in den sozialen Netzwerken, los. Vor allem auf der deutschen Facebook-Seite von Amazon machen die Nutzer in unzähligen Kommentaren ihrem Ärger über Amazons Umgang mit den Leiharbeitern Luft: „ich bestell nix mehr bei den sklaventreibern...“, ist dort beispielsweise zu lesen. Auch dass Amazon bisher nicht auf die Vorwürfe der Facebook-Nutzer reagiert, wird stark kritisiert: „Ihr solltet lieber mal Stellung zu den schwerwiegenden Vorwürfen durch die ARD Reportage nehmen, anstatt hier die „Business as usual“-Strategie zu fahren“, postet ein User. Einige kündigten an, ihren Amazon-Account löschen zu wollen. Andere Facebook-Nutzer hingegen sind skeptisch: „Hier wird eindrucksvoll bewiesen, dass tv Propaganda immernoch funktioniert“.

Auch bei den Twitter-Usern steht der Weltkonzern in der Kritik:

Der ARD-Beitrag über Amazon ist nicht der erste, der im Internet für Empörung und heftige Diskussionen gesorgt hat. Am 25. Juli 2012 wurden in einer ZDF-Reportage “Gnadenlos billig” die Arbeitsbedingungen des Online-Modeversands Zalando kritisiert. Auch hier entzündete sich eine heftige Debatte bei Facebook und Twitter.