Mehr als 30 Prozent der Viertklässler im Land können nicht schwimmen. Seit 2006 gibt es das Projekt „Schwimmfix“ in Heidelberg, mit dem 3000 Kinder schwimmen gelernt haben. Nun soll es landesweit angeboten werden.

Heidelberg - Schwimmunterricht ist zwar an allen Grundschulen in Baden-Württemberg vorgeschrieben, dennoch können nach einer Erhebung aus dem Jahr 2009 mehr als 30 Prozent der Viertklässler im Land nicht schwimmen. Dass es auch anders geht, zeigt das Projekt „Schwimmfix“, das das Sportinstitut der Universität Heidelberg vor zehn Jahren auf Initiative und mit finanzieller Unterstützung des Unternehmers und MLP-Gründers Manfred Lautenschläger entwickelt hat. Seit dem Start 2006 haben dort in Kurzkursen 3000 Kinder gelernt, sich sicher im Wasser zu bewegen. Nur noch neun Prozent der Heidelberger Drittklässler sind seitdem Nichtschwimmer. Weitere etwa 2000 Grundschüler haben das Programm in den vergangenen drei Jahren in Mannheim und Karlsruhe absolviert.

 

Wenn es nach Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und Kultusminister Andreas Stoch (SPD) geht, dann sollen demnächst auch Kinder in anderen Teilen des Landes mit Schwimmfix die Bäder und Baggerseen erobern. Zwar wollen sich beide Ressortvertreter nicht auf konkrete Ziele festlegen, „Doch unser Ehrgeiz ist es, eine möglichst schnelle Verbreitung des Projekts im ganzen Land hinzubekommen“, sagte Stoch bei einer Pressekonferenz in Heidelberg. „Ich glaube dass alle Schüler davon profitieren können; aber angesichts der vielen Kinder, die als Flüchtlinge zu uns kommen und von denen viele nicht schwimmen können, ist es von noch größerer Bedeutung“, sagte er.

Im Projekt werden Schwimmer und Nichtschwimmer getrennt

Im Gegensatz zum herkömmlichen Unterricht, bei dem Schwimmer und Nichtschwimmer oft nebeneinander unterrichtet werden, setzt das Heidelberger Projekt auf strikte Trennung derer, die noch nicht schwimmen können. Im Zentrum steht ein intensiver, spielerischer Unterricht mit nur je sechs Kindern. Mehr sollten es nicht sein, sagt der Sportpädagoge und Programmentwickler Klaus Reischle. „Sonst machen sich die Kinder zwar nass, aber schwimmen lernen sie nicht“. In Heidelberg fahren die Schüler dreimal pro Woche direkt nach der Schule ins Bad, „Nach acht Wochen können sie schwimmen. Das ist jedes Mal ein Erfolgserlebnis“, sagt der Initiator Lautenschläger, bei dem sich inzwischen Hunderte von Dankschreiben aus den Schulen der Region stapeln.

25 Lehrkräfte wurden bereits entsprechend fortgebildet

„Die Konzeption des Programms geht über die des üblichen Sportunterrichts hinaus“, erläutert Stoch. Dafür müsse man zunächst Lehrkräfte gewinnen und fortbilden. Die ersten 25 haben nach Angaben des Ministers bereits im Juli einen Kurs absolviert, ein zweiter für weitere 20 ist Anfang nächsten Jahres vorgesehen. Im Rahmen des Ganztagsunterrichts könnten sich Schulen für das Projekt mit Schwimmvereinen oder Lehramtsstudenten zusammen tun; es lasse sich aber auch in der Halbtagsgrundschule integrieren. „Uns geht es vor allem um den konzeptionellen Ansatz“, erklärte Stoch. „Wir bewerben das Projekt, wir qualifizieren die Lehrer, wir informierten und motivieren“, sagte Bauer. „Darüber hinaus kommt es auf die Schulen an und auf die kommunale Unterstützung vor Ort.“