Heike Feist ist die "Cavewoman" im Erfolgsstück über den Kampf zwischen den Geschlechtern. Im Theaterhaus tritt sie nun auch mit Caveman auf.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Manchmal täuscht Heike den Orgasmus vor. Warum auch nicht, meint sie - "Tom täuscht das Vorspiel ja auch vor". So ist es eben zwischen Mann und Frau, man passt nicht zusammen, aber wenn man zwischendrin wenigstens ein bisschen lästern darf über das andere Geschlecht, geht es einem gleich besser. Bei "Cavewoman" gibt es "praktische Tipps zur Haltung und Pflege eines beziehungstauglichen Partners", so der Untertitel des Programms, in dem reichlich gelästert wird - über Männer und Frauen, Adam und Eva, überquellende Schuhschränke und Kerle, die sich manchmal benehmen, als lebten sie noch in der Höhle.

 

Sie heißt tatsächlich Heike - die Darstellerin Heike Feist, die dem Theaterhaus Stuttgart als Cavewoman regelmäßig eine ausverkaufte Halle beschert mit ihrem Solostück von Adriana Altaras. Es ist das Gegenstück zu "Caveman" - in dem die Geschlechterkonflikte aus männlicher Sicht erzählt werden. Hier wie dort dreht es sich um Klischees - aber, sagt Feist: "In jedem Klischee steckt ein Kern von Wahrheit." Nur Männer könnten sich so hemmungslos für Technik begeistern. "Mich würde das langweilen", sagt sie.

Stuttgart ist fast schon zweite Heimat

In keiner Stadt der Republik ist "Cavewoman" so erfolgreich wie in Stuttgart. Die Schauspielerin Heike Feist hat auch festgestellt, dass im Süden Deutschlands mehr gelacht werde und das Publikum stärker mitgehe. Aber so gut wie in Stuttgart läuft es nirgends - weshalb Feist jeden Monat kommt, zwischen zwei- und viermal auftritt - und Stuttgart fast schon zu einer zweiten Heimat für sie geworden ist.

Aber es ist nicht nur einfach eine erfolgreiche Produktion, sondern für Heike Feist auch die Bestätigung, dass sie doch nicht ganz so falsch lag mit ihrer Berufswahl. Denn eigentlich ist Heike Feist Erzieherin. Sie ist in Neuruppin geboren. Und weil man in der DDR schon mit 14 habe entscheiden müssen, welchen Beruf man später ausüben will, "da dachte ich, ich werde eben Kindergärtnerin" - weil die Mutter es auch war. Mit 16 ging sie auf ein Internat, wo sie zur Erzieherin ausgebildet wurde.

Alle anderen Projekte müssen ruhen

Dann kam die Wende, und Feist leitete in Berlin viele Jahre einen Kinderladen und reiste nebenher durch die Welt. In Afrika war sie sogar ein halbes Jahr. Aber irgendetwas hat doch in ihr genagt, so dass sie anfing, Schauspielunterricht zu nehmen. Als sie die private Ausbildung abgeschlossen hatte, war sie schon dreißig und erntete nur Kopfschütteln - sie sei doch schon viel zu alt sei für den Job. "Aber ich wollte mir nicht sagen müssen, ich habe es nicht probiert", erzählt Feist, "deshalb habe ich das gemacht."

Es hat sich gelohnt. "Heute bin ich vierzig und habe ein Solostück", sagt Feist. Inzwischen ist sie mit "Cavewoman" so viel unterwegs, dass alle anderen Projekte erst einmal ruhen, ihr Ringelnatz-Abend, die Auftritte in Kino- und Fernsehfilmen. Feist ist eine von drei Cavewomen, die bundesweit mit der Show tingeln, eine, aber auch zwei Schauspielerinnen schafften es schließlich nicht mehr, die Nachfrage zu decken. Die Männer sind ihnen trotzdem weit überlegen: Für "Caveman" ist sogar ein Dutzend Schauspieler auf Tour.

Sie plaudert spontan mit dem Publikum

Heike Feist hat den Job über ein Vorsprechen bekommen, das "nicht ganz ohne Hürden ablief". Man hatte ihr vorher eine Szene geschickt mit Adam, Eva und Gott. Feist lernte nur die Rolle der Eva, "klar, dachte ich, ich bin ja eine Frau". Dabei hätte sie alle drei Figuren gleichzeitig spielen sollen. Feist hatte Glück, bekam eine zweite Chance und durfte nach ein paar Wochen noch mal vorsprechen - und wurde vom Fleck weg engagiert.

Einmal hat Feist "Cavewoman" selbst auf der Bühne gesehen - und "hat den Hut gezogen" vor der Schauspielerin: zwei Stunden allein wie ein Entertainer auf der Bühne zu stehen, "das ist Wahnsinn", sagt sie. Inzwischen steht Feist genauso lang auf der Bühne, plaudert spontan mit dem Publikum, improvisiert - und hat selbst richtig Spaß dabei. Es war für sie überraschend, dass sie gut improvisieren kann. "Das habe ich erst durch die Show gemerkt", erzählt sie. "Viele Schauspieler kennen ja gar nicht die Situation, allein einen Abend zu gestalten." Neu war für sie vor allem auch, dass sie komisches Talent besitzt. "Das hab ich nicht gewusst, das hab ich durch ,Cavewoman' gelernt."

Das nächste Engagement ist gesichert

Dem Publikum scheint es in jedem Fall zu gefallen. "Zu Hause streitet man über diese Punkte, und hier lachen die Paare zusammen", sagt Feist, "das finde ich total schön." Sorge, dass man sie als Cavewoman fortan nur noch für Rollen aus dem leichten Fach buchen wird, muss sie nicht haben. Werner Schretzmeier, der Chef des Theaterhauses, hat sie bereits engagiert für die neue Theaterhaus-Produktion "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza. Der Clou: Feist wird gemeinsam mit Martin Luding auf der Bühne stehen - dem Darsteller von Caveman.

Vorstellungen von "Cavewoman" wieder am 9., 10., 16. und 17. September