Ganz nah am Puls der Stadt: Die Serie „Heimat Stuttgart“, in der alle 23 Stadtbezirke ausführlich porträtiert werden, ist jetzt als Buch erhältlich. Menschen erzählen, was ihren Bezirk einzigartig macht. Dazu gibt es Statistiken und tolle Bilder.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Wenn die Kostümbildnerin Gudrun Schretzmeier und ihr Ehemann, der Theaterhauschef Werner Schretzmeier, im Wohnzimmer sitzen, hören sie das Meer rauschen. Nicht, dass draußen die Wellen auflaufen und zurückweichen würden, schließlich lebt das Paar in Stuttgart, nicht in Sankt Peter-Ording. Es sind die Autos, die die Neue Weinsteige rund um die Uhr hoch- und runterfahren, ein Lärm, der hinter den vierfach verglasten Fenstern der Altbauwohnung zur Grundmelodie wird und die beiden seit mehr als 40 Jahren begleitet.

 

Dieser Sound, das ist der Pulsschlag der Stadt – und für die Schretzmeiers dennoch ein Stück Heimat. Wenn sie in ihrer Berliner Wohnung oder auf Reisen sind, vermissen sie ihn.

In dem Buch „Heimat Stuttgart – Ein Streifzug durch alle Stadtbezirke“ erzählen Menschen, wie sie ihr Quartier erleben und was es unverwechselbar macht. Die Grundlage des Buches, das im Belser Verlag erscheint, ist die gleichnamige Serie, die seit Mai vergangenen Jahres auf den Stadtseiten im Lokalteil der Stuttgarter Zeitung veröffentlich wird. Die Stadt, das sind 23 Bezirke, Einwohner aus mehr als 170 Nationen, dörfliche Ortskerne und urbane Straßenschluchten, Waldgebiete und zubetonierte Plätze – und ein Höhenunterschied von beinahe 350 Metern zwischen dem tiefsten Punkt in Mühlhausen und dem höchsten in Vaihingen, der Bernhartshöhe mit 549Metern.

Heimat ist kein rein geografischer Begriff

Die Autoren der Stuttgarter Zeitung sind mit jungen und älteren Menschen, mit Prominenten und weniger Prominenten, mit geborenen Stuttgartern und Migranten durch die Bezirke geschlendert und haben dabei manch verborgene schöne Ecke entdeckt. Heimat, das zeigen die Beispiele, ist kein rein geografischer Begriff, sondern ein Lebensgefühl mit vielen Facetten. Genauso wie die Stadt Stuttgart reich, lebendig und vielfältig ist. Das belegen auch die Zahlen, die das Statistische Amt der Stadt für alle Bezirke erhoben hat und die am Ende jedes Kapitels aufgeführt werden. Die Statistiken enthalten so manche Überraschung. Wer hätte etwa gewusst, dass die Dichte privater Fahrzeuge in Stammheim stadtweit am höchsten und die Bevölkerung in Mitte und Bad Cannstatt durchschnittlich die jüngste ist? Ergänzt werden die Porträts der Stadtbezirke und der dort lebenden Menschen durch zahlreiche Ausflugstipps, die meist etwas abseits der üblichen Attraktionen liegen. Das Feuchtgebiet Daimlerplatz in Weilimdorf gehört ebenso dazu wie der Kuckucksweg in Botnang.

Egal, ob Einheimische oder Zugezogene: die Texte und zahlreichen Fotos machen Lust, sich einmal selbst auf den Weg zu begeben und die Stadt und ihren Sound abseits der üblichen Routen kennenzulernen.