Für den Sanwald-Wirt Markus Knörzer ist der Westen ein Ort des Arbeitens und Abschaltens.

S-West - Wenn er morgens mit seinem Mini in die Silberburgstraße einbiegt, dann kommt Markus Knörzer in seine ganz persönliche kleine Heimat. Obwohl er in Plieningen lebt, ist das Brauereiwirtshaus Sanwald so etwas wie sein zweites Zuhause. Seit 2004 ist der 43-Jährige, der ursprünglich aus Winnenden im Rems-Murr-Kreis stammt, Wirt des urigen schwäbischen Restaurants im Stuttgarter Westen. Seither fühlt er sich mit dem Stadtteil und insbesondere dessen Menschen verbunden.

 

Knörzer kann kaum über die Straße gehen, ohne jemanden zu grüßen – natürlich in feinstem Schwäbisch. Und auch mit vielen seiner Gäste ist der Wirt schon lange bekannt. Dabei ist es gerade die Mischung aus unterschiedlichen Menschen, die ihm am Stuttgarter Westen gefällt. „Hier trifft man einfach alles – vom Handwerker bis zum Bankchef“, erzählt er. „Das macht den Westen schon besonders.“

Den Feuersee mit der Johanneskirche besucht der Wirt gerne

Doch nicht nur die Bevölkerung, sondern auch der Charme der Altbauten, die vielen grünen Ecken, die kulturelle Vielfalt und die unterschiedlichen Geschäfte machen den Stadtteil für Markus Knörzer zu einem „pulsierenden, kreativen Mikrokosmos in der sonst doch typisch hektischen Großstadt“. Fragt man ihn nach seinen Lieblingsorten im Westen, fällt dem Wirt spontan die Karlshöhe ein, wo er gerne mal „a Päusle“ einlegt – egal ob im Sommer auf den Rasenflächen der Grünanlagen, auf dem „Mäuerle mit Blick in die Weinberge“ oder bei einem kühlen Hefeweizen auf der bewirtschafteten Terrasse. Auch die Ruhe, die etwa die Grünanlage am Leipziger Platz für ihn ausstrahlt, weiß er zu schätzen – um zu verweilen oder um „die Füße hochzulegen“.

Den Feuersee mit der Johanneskirche besucht der Sanwald-Wirt ebenfalls gerne. An dieser „kleinen Oase“, erzählt er, gebe es nicht nur immer wieder schöne Feste und Flohmärkte. Man könne auch „beim Entenfüttern mal durchschnaufen“.

Beim Thema Entenfüttern fällt dem Gastronom, der immer einen flotten Spruch auf Lager hat, auch gleich eine Anekdote ein. Und die zeigt, wie dörflich es manchmal in einem der am dichtesten besiedelten Stadtteile Deutschlands zugehen kann. „Ich kann mich an eine Entenfamilie erinnern, die meinte, dass ihr nicht nur der Feuersee, sondern auch die Rotebühlstraße gehört“, sagt Knörzer. Um die Tiere von der viel befahrenen Straße zu holen, habe es einige Geduld und Geschick gebraucht, bis er gemeinsam mit zwei Köchen zuerst die Entenmutter und dann die Küken mit großen Kartons einfangen konnte, „ohne dass sie beziehungsweise meine Köche überfahren werden“.

„Im Westen gibt es alles, da braucht man das Zentrum nicht“

Doch dies ist nicht die einzige „tierische“ Geschichte, die Markus Knörzer mit dem Feuersee verbindet. Einmal, erinnert er sich, habe die Polizei zwei junge Burschen dabei erwischt, wie sie unerlaubter Weise im See Karpfen geangelt hätten. „Die Polizei hat gefragt, ob sie der Einfachheit halber die Karpfen bei mir lassen darf. Wir seien ja eine Gaststätte und könnten die bestimmt verarbeiten“, erzählt der gelernte Koch lachend. „Das war aus hygienischen Gründen natürlich nicht möglich.“ Deshalb habe er die Karpfen an sich genommen und sie „fachgerecht entsorgt“.

Aber nicht nur als Privatmensch, auch in seiner Profession als Wirt ist Markus Knörzer froh über seinen Standort im Stuttgarter Westen. Denn dieser sei deutlich unaufgeregter als beispielsweise die Stadtmitte. „Im Westen gibt es alles, da braucht man das Zentrum nicht“, sagt er. „Außerdem ist man hier nicht dem Druck ausgesetzt, der unter den vielen Gastronomen in der Stadtmitte herrscht. Hier hat man noch Luft, um gut zu sein.“

In seinem Restaurant setzt Knörzer hauptsächlich auf die typisch schwäbische Küche mit handgeschabten Spätzle, Rostbraten oder Maultaschen. Diese würde er auch gerne außerhalb des Sanwalds anbieten. Sein Traum, erzählt er, wäre ein Stand, an dem er frische Maultaschen in unterschiedlichen Varianten anbieten will – wenn sich der passende Standort findet, vielleicht sogar bald im Westen.