Der US-Offizier Theologos Voudouris hat die halbe Welt bereist. Wenn es ginge, würde er nun im Ländle bleiben.

Stuttgart-Plieningen/Möhringen - Die japanische Nationalhymne möchte er nicht vorsingen. Es würde zu albern klingen, meint er. Aber er kann sie. Ebenso wie die italienische, die griechische, die kanadische, die amerikanische und hoffentlich bald auch die deutsche. „Ich wollte kein Land, in dem ich stationiert war, verlassen, ohne die Nationalhymne singen zu können“, sagt der US-Offizier Theologos Voudouris. Das habe fast immer geklappt.

 

Wenn der 34-Jährige, der die Rechtsabteilung der Standortverwaltung Stuttgart der US-Armee leitet, von seinen Stationen im Leben erzählt, klingt es, als wäre er Flugbegleiter, nicht Major. „Ich war auf Hawaii, im Irak und in Europa stationiert“, erzählt Voudouris, während er in Uniform über das Gelände der Kelley Barracks zwischen Plieningen und Möhringen schlendert, vorbei an einem Stück der Berliner Mauer und einem Panzer aus dem Irakkrieg.

Studiert hat der Sohn griechischer Einwanderer an sechs verschiedenen Universitäten, unter anderem im britischen Oxford und in Peking. „Ich bin es gewohnt, mich schnell in fremde Kulturen einzugewöhnen“, sagt er. An der Tür zu seinem Büro angekommen, zeigt Theologos Voudouris, den alle nur Theo nennen, mit einem breiten Grinsen auf ein Foto von ihm und Siegfried Mahler, dem Stuttgarter Oberstaatsanwalt. Es ist ein Symbol für die Zusammenarbeit zwischen den Juristen in allen Rechtsfragen, bei denen sich deutsches und amerikanisches Recht überschneiden. „Wir haben eine sehr gute Beziehung“, sagt Voudouris. Das Foto hängt direkt neben dem von Amerikas Präsident Barack Obama.

Seit Juni 2011 lebt der 34-Jährige in der Schwabenmetropole

Von all den Stationen in seinem Leben gefalle ihm Stuttgart tatsächlich am besten, sagt Voudouris. Das sei nicht nur dahergeredet. Denn seit er in Deutschland ist, hat der Mann aus dem Bundesstaat New York fast ganz Westeuropa bereist. „Stuttgart liegt so wundervoll, umgeben von Weinbergen mit dem Schloss mitten in der Stadt“, schwärmt er. Er kann gar nicht verstehen, dass die Stuttgarter durch die Königstraße hetzen, ohne das prachtvolle Bauwerk wahrzunehmen.

Ein wenig erinnere ihn die Stadt sogar an seine Heimat. In der Fußgängerzone höre man mindestens genauso viele verschiedene Sprachen wie in Downtown New York, und „wenn ich durch den Schlossgarten jogge, fühle ich mich wie im Central Park“, sagt Voudouris.

Seit Juni 2011 lebt der 34-Jährige in der Schwabenmetropole. Und das nicht nur hinter den Zäunen des Militärstützpunktes – ein oft gehörtes Vorurteil. Man kann auf dem Gelände wohnen, einkaufen, ins Restaurant gehen, zum Bowling oder ins Theater. „Aber die Kultur und die Menschen lernt man nur kennen, wenn man rausgeht“, sagt Voudouris. Er versuche stets, alle Soldaten dazu zu motivieren.

Das schwäbische Essen hat ihn überzeugt

Voudouris selbst lebt in Mitte, gleich neben der Staatsgalerie, die er „so beautiful“ findet. Er ist regelmäßig in der Innenstadt unterwegs, besucht Feste wie das Weindorf oder das Volksfest auf dem Wasen, sogar eine Lederhose hat er sich dafür besorgt. „Natürlich lernt man die Menschen hier nicht so leicht kennen wie in Köln oder Berlin“, erzählt der Amerikaner. „Aber ich wurde bisher immer mit offenen Armen empfangen.“

Seine private Leidenschaft gilt der Kultur, was sich bei dem Angebot in Stuttgart besonders gut trifft. „Es gibt die Oper und die vielen Theater “, schwärmt Voudouris. Zudem liebe er die klassische Musik, die aus Deutschland kommt, und die der Hobbybariton sehr gern singt. Sein musikalisches Können stellte er schon in der Oper von Hawaii, dem Honolulu-Sinfonieorchester und einem Gospelchor im Irak unter Beweis.

Er könnte sich tatsächlich vorstellen, in Stuttgart zu leben. Auch, weil ihn das schwäbische Essen überzeugt. „Maultaschen und Käsespätzle“, sagt er mit unverkennbarem Akzent, „sind Delikatessen.“ Doch am Ende wird nicht er selbst, sondern das Militär entscheiden, wo Theologos Voudouris als Nächstes seine Zelte aufschlagen wird. Und welche Nationalhymne er seinem Repertoire hinzufügen kann. Um die deutsche Hymne zu lernen, hat er noch bis Mitte 2013 Zeit. Dann endet sein Einsatz in Stuttgart.