Der 72-jährige Michail Sachanidis aus Waiblingen hat am Freitagnachmittag als einer von zehn Baden-Württembergern die Heimatmedaille des Landes verliehen bekommen. Eine Premiere: Sachanidis ist der erste Träger mit fremdländischen Wurzeln.

Waiblingen - Ein Waiblinger Bürger mit griechischen Wurzeln hat am Freitagnachmittag als einer von insgesamt zehn Baden-Württembergern die Heimatmedaille des Landes verliehen bekommen (siehe „Die Träger der Heimatmedaille in diesem Jahr“): Der 72-jährige Michail Sachanidis, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Remstal lebt. Der vierfache Vater kam vor 45 Jahren aus Griechenland ins schwäbische Waiblingen und ist der erste Träger dieser Auszeichnung mit einer fremdländischen Herkunft.

 

Den Vorschlag der Stadt Waiblingen, Michail Sachanidis mit der Heimatmedaille zu ehren, begründete der Oberbürgermeister Andreas Hesky beim Festakt im Bürgerzentrum so: „Es war uns wichtig, dass wir Heimattage von allen für alle machen – für Menschen jeden Alters, jeden Glaubens, jeder Nationalität und Herkunft.“ Michail Sachanidis habe als „Brückenbauer zwischen alten und neuen Heimaten“ seinen Landsleuten und anderen Migranten und damit auch der ortsansässigen Bevölkerung geholfen, sagte Andreas Hesky. Der Staatssekretär Klaus-Peter Murawski bezeichnete Sachanidis als „ein Vorbild für viele andere“ und „ein schönes Beispiel für die Internationalität Baden-Württembergs“.

Vor mehr als 30 Jahren hat Michail Sachanidis die Griechische Gemeinde Waiblingen und Kernen mitbegründet, deren Vorsitzender er seit 1990 ist. Er war auch eines der Gründungsmitglieder des Griechischen Kulturvereins „Die Argonauten“, in dem mehrere Tanzgruppen aktiv sind. Beim Waiblinger Altstadtfest, das vor vier Jahrzehnten als interkulturelles Fest ins Leben gerufen wurde, ist Michail Sachanidis Jahr für Jahr mit von der Partie. Viele Jahre war er Mitglied des Ausländerrats, seit drei Jahren engagiert er sich im Integrationsrat der Stadt.

„Die Stadt Waiblingen hat uns von allen Seiten unterstützt“, sagt Michail Sachanidis rückblickend auf seine Anfangszeit in Deutschland. Er selbst wiederum hilft heute Migranten bei Behördengängen oder der Wohnungssuche und sagt über sein ehrenamtliches Engagement: „Helfen macht Spaß und gibt mir Kraft.“

Klaus-Peter Murawski dankte in seiner Ansprache allen zehn Trägerinnen und Trägern der Heimatmedaille: „Sie haben sich verdient gemacht um unser aller Heimat. Für Sie ist das Engagement um die Heimat nicht nur ein Hobby, sondern eine Verpflichtung.“ Die Arbeit im Bereich der Heimatpflege bezeichnete Murawski als einen „Patriotismus in seiner besten Form“. Keinesfalls sei sie ein Ausdruck von Provinzialismus. Im Gegenteil: „Die Bindung an die Heimat schafft Kraft und Stärke für eine Offenheit für anderes.“ So sieht das auch Waltraud Fleischle-Jaudas, die ebenfalls die Heimatmedaille bekommen hat. „Wer fest verwurzelt ist, kann auch leichter weggehen und wiederkommen“, sagte die Landwirtin aus dem Landkreis Esslingen bei der Feier.

Karlheinz Geppert, der Vorsitzende des Landesausschusses Heimatpflege, betonte, bei der Heimatmedaille handle es sich um eine sehr hohe Auszeichnung – was sich schon allein daran zeige, dass sie nur an zehn Menschen im Jahr vergeben werde. „Jedes Mal diskutieren wir intensiv, wen wir auszeichnen.“ Seine Bitte an die zehn Frauen und Männer, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren: „Machen Sie weiter und geben Sie den Funken auch an andere und vor allem an die nächste Generation weiter.“

Die Träger der Heimatmedaille im Jahr 2014

Auszeichnung
In jedem Jahr wird zehn Menschen, die sich besonders um Baden-Württemberg verdient gemacht haben, die Heimatmedaille verliehen. Neben dem Waiblinger Michail Sachanidis gibt es neun weitere Träger der Medaille:

Historiker
Kurt Diemer war als Archivar in Biberach tätig und ist seit vielen Jahren in dem Verein Gesellschaft für Heimatpflege aktiv.