Ein paar Typen stehlen das Autor von Eric (Guy Pearce). Der verfolgt die Diebe durchs australische Hinterland. Der Thriller „The Rover“ spielt ein paar Jahre in der Zukunft, in der Australien von einer Wirtschaftskrise schwer mitgenommen ist und dem Wilden Westen ähnelt.

Stuttgart - Ein finster stierender Kerl (Guy Pearce) sitzt in einer miesen, desolaten, improvisierten Minikneipe irgendwo im australischen Hinterland. Er wirkt nicht so, als ob er Übergriffe mit dem Hinhalten der anderen Wange quittieren würde. Aber als drei bewaffnete Typen, die sichtlich auf der Flucht vom Tatort eines Verbrechens sind, sein Auto klauen, reagiert er schon sehr extrem. Er heftet sich an ihre Stoßstange, er lässt sich weder von der Überzahl noch der Bewaffnung beeindrucken.

 

Als die Fliehenden sich stellen, bringen sie vielleicht aus Respekt vor solch verrückter Verbissenheit ihren Verfolger nicht um. Das wird sich in „The Rover“ als Fehler erweisen. Eric, wie der Bestohlene heißt, wird dem stark milieugeschädigten Rey begegnen, dem vierten der Verbrecher, der von seinen Kumpels und vom eigenen Bruder mit einer Schussverletzung zum Sterben zurückgelassen wurde. Mit Rey (Robert Pattinson, der sich hier auch für die größten Zweifler von der Vampirschmiere „Twilight“ emanzipiert) als seltsamen Partner kann Eric die Spur der Geflohenen wieder aufnehmen.

David Michôd hätte seinen Film, der auf einem eigenen Drehbuch basiert, durchaus als Asozialen-Duell im Hier und Jetzt ansiedeln können. Die Western-Elemente der erbarmungslosen Jagd hätten kaum anachronistisch gewirkt, weil im Outback die Maschen polizeilicher Überwachung weit genug sind, um eine Privatfehde zur vollen Entfaltung kommen zu lassen. Aber der unter Freunden harter Krimis mit „Animal Kingdom“ bekannt gewordene Regisseur dreht die Uhr ein wenig weiter. „The Rover“ spielt „zehn Jahre nach dem großen Zusammenbruch“.

Er sehe „The Rover“ nicht als postapokalyptischen Film, sagt Michôd. Gewiss, dies ist nicht das Australien der „Mad Max“-Filme. Es gibt noch eine Infrastruktur, Züge fahren, Strom wird geliefert, die Polizei, wenn auch weit übers Land verstreut, ist noch eine funktionierende Organisation. Der Zusammenbruch war wohl einfach eine deftige Wirtschaftskrise.

Aber muss wirklich jede Endzeit vom Atomkrieg oder der Zombieseuche eingeläutet werden? Die Verbissenheit der einen, die Apathie der anderen Figuren, das sture Festhalten an Ritualen der Konfrontation als letzter Gebrauchsanleitung fürs gesellschaftliche Miteinander gehen über die Unterschichtruppigkeit ähnlicher Filme hinaus.

Was die von wirkungsvoller Musik untermalten Bilder zeigen, ist noch nicht die vollkommene Zerstörung aller Ordnung und Vernetzung. Aber es ist der Beginn der Auflösung. „The Rover“ ist ein Endzeitfilm, der vom Beginn der Endzeit erzählt. Irgendwo draußen an den Rändern, bei den Vergessenen und Abgedrifteten, wird das Kommende sichtbar. Was Eric deutlich spürt. Darum will er sein Auto zurück. Er hat nämlich noch etwas zu erledigen, das über den bloßen Überlebenskampf hinausgeht.

The Rover. Universum DVD/Blu-ray. Regie: David Michôd. Mit Guy Pearce, Robert Pattinson. 103 Minuten. Featurettes, Interviews. Ca. 10/12 Euro.