Christof Altmann spielt „Maultaschen-Programm“ in neuer Fassung. Und die kommt super an.

Die Maultaschen und weitere schwäbische kulinarische Köstlichkeiten lassen den Mundart-Kabarettisten, Sänger und Musiker Christof Altmann einfach nicht los. Und so hat er, begleitet von seiner vierköpfigen Maultaschen-Combo sein Programm unter dem Titel „I möcht so gern a Maultasch sei… 2.0“ neu aufgelegt. Seit 20 Jahren hat er treue Fans in Heimsheim, und so war die Zehntscheune komplett ausverkauft.

 

Vornehmlich ums Essen, Trinken und Schaffen drehen sich seine Songs, die er mit tiefgründigen schwäbischen Erkenntnissen aus eigener Erfahrung skurril-witzig und augenzwinkernd verband. Und sein Motto trägt er stolz auf dem T-Shirt: „I ben groß dank Spätzle und Soß!“ Frei spekuliert Altmann über die Entstehungsgeschichte der Maultasche im Kloster Maulbronn, die von dort aus mit fleißigen Schwaben in die Welt zog, in Italien dann Ravioli genannt wurde, in Russland Pelmeni, und wenn sie zu lange siedet, in China zur „Flühlingslolle“ wurde. Dazu passte dann der kernige Blues „I möcht so gern a Maultasch sei“. Da bekommt die Maultasche beinahe erotische Gefühle. Hier, wie auch in den anderen Songs, erweist sich die Combo mit zwei Gitarren, Sitztrommel und Kontrabass als knackige Grundlage für Altmanns kehlig-rauen Gesang, und alle zeigen sich auch als virtuose Solisten.

Näselnder Sprachduktus klingt fast asiatisch

Wenn die Brühe schon verzehrt ist, und die Maultasch dann „leichenartig weiß“ im Teller liegt, braucht sie zwingend einen neuen Begleiter, den schlonzig-schwäbischen Grombirasalat. Hierfür muss man die Kartoffeln wie in dem gleichnamigen Blues „Grombira raus do“, was aber deprimierend ist, wenn schon jemand eher da war, das Auto geklaut, oder das Mädel einen verlassen hat – der Blues machts tragisch deutlich. Der näselnde hiesige Sprachduktus kann auch als asiatisch durchgehen, etwa beim „Zwetschge ra do“, ziemlich authentisch in fernöstliche Klänge gegossen.

Auch ein weiterer beliebter Salat hat seine Tücken, vor allem wenn man eine ganze Schüssel isst, auch üble Folgen, der „Gugommer-Salat“, dem eine Ode gewidmet ist. Wie so viele Begriffe im Schwäbischen abgeleitet vom französischen „concombre“ für die Gurke aus der napoleonischen Besatzungszeit, erklärte Altmann auch etwa „Trottoir“, oder „Plaffoh“, heute noch gebräuchlich. Hier zeigt sich, so Christof Altmann, wie „weltoffen-verhockt“ die Schwaben sein können.

„Mir schaffet zsamme“

Und fehlen darf auch nicht der Klassiker in der schwäbischen Küche, das legendäre Kienle-Kochbuch, aus dem Altmann genüsslich die Vorzüge von Linsen mit Spätzle herleitet, was aber nur den Schwaben wirklich schmeckt. Dafür essen diese keinen Grünkohl mit Pinkel oder gar Labskaus. Die Meditation des Schaffens erfährt seine Würdigung im Blues „Mir schaffet zsamme“, einer gekonnten Adaption von „Let´s work together“ von Canned Heat.

Auch das Publikum wird zum Mitsingen, etwa wenn es um den in den Brezelteig gefallenen Bäcker oder um den „gute Woi“ geht, animiert. Nicht ganz einfach, aber es funktionierte. Christof Altmann hat dem Schwaben-Sein wieder eine herzerfrischende Referenz erwiesen, flotter, mit neuen Akzenten in Text und Musik – und natürlich unbändigen Appetit gemacht.