Die Bundeswehr stellt sich an der Ludwig-Uhland-Schule als attraktiver Arbeitgeber vor – und bekommt Gegenwind von der Deutschen Friedensgesellschaft.

Heimsheim - In vieler Hinsicht ist die Bundeswehr ein Arbeitgeber wie jeder andere auch. Im Rahmen der Berufsorientierungswochen an der Ludwig-Uhland-Schule in Heimsheim hat deshalb unter anderem ein Vertreter des Militärs interessierte Schüler der neunten Klassenstufe über den Beruf des Soldaten informiert. Dagegen protestierte die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK).

 

Immerhin gibt es zwischen Bäckerei und Bundeswehr ein paar wesentliche Unterschiede. Ausbildung an der Waffe, Kriegs- und Kampfeinsätze: das alles ist in den Augen der Protestler nichts, was Kinder und Jugendliche an Schulen präsentiert bekommen sollten. Mit der Kampagne „Schulfrei für die Bundeswehr. Lernen für den Frieden“ setzt sich die DFG-VK deutschlandweit gegen die – vor allem unreflektierte – Werbung für die Bundeswehr bei Minderjährigen ein. Zudem fordert sie im Sinne des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes, „das Eintrittsalter in die Armee auf mindestens 18 Jahre zu setzen“, erklärt Roland Blach, Vorstandsmitglied des DFG-VK-Landesverbandes Baden-Württemberg.

Jährlich gehen mehr als 1000 Minderjährige zum Bund

„Jährlich gehen mehr als 1000 Minderjährige als freiwillig Wehrdienstleistende und Zeitsoldaten zur Bundeswehr und werden an der Waffe ausgebildet – Tendenz steigend“, sagt Blach. „Darunter sind auch zahlreiche Jugendliche aus Baden-Württemberg.“ Für die DFG-VK ein unhaltbarer Zustand.

Erfahren hat die Initiative von der Aktion über eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag. In der Antwort waren alle Schulen aufgelistet, an denen die Bundeswehr in diesem Jahr vorstellig werden möchte. Daraufhin setzten sich Vertreter der DFG-VK mit Schulleiter Peter Hemmer in Verbindung, der die Bundeswehr als einen Bestandteil der Orientierungstage eingeladen hatte. Ursprünglich hatte die DFG-VK sogar eine Protestaktion mit Flyern vor der Schule geplant. Doch das Gespräch mit dem Schulleiter erwies sich als sehr fruchtbar, berichtet Blach, weshalb die Gruppe von einer Demonstration absah. Ihr Wunsch war es, wenn schon die Bundeswehr vor Ort ist, dass es auf jeden Fall auch einen Gegenpart geben muss – einen Vertreter einer friedlichen Organisation wie „Ärzte ohne Grenzen“ zum Beispiel, der den Jugendlichen Alternativen aufzeigen und die andere Seite des Soldatenberufs offenbaren könne. Hemmer habe diesen Vorschlag sehr positiv aufgenommen.

Keine Pflichtveranstaltung im Unterricht

Zwar sei die Zeit für die aktuelle Berufsorientierung inzwischen zu knapp geworden, für das nächste Jahr möchte die Schule aber mit der DFG-VK im Gespräch bleiben und so Kontakte zu Vertretern einer Hilfsorganisation knüpfen, die bei der Berufsvorstellung den genannten Gegenpart der Bundeswehr übernehmen könnte. „Ich würde mich freuen, wenn wir unsere Palette in diese Richtung erweitern könnten“, sagt Hemmer. Nicht allein aus ethischer Sicht – „einige Schüler interessieren sich ja auch für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder wollen von sich aus in der Entwicklungshilfe aktiv werden“. Damit sei das Ganze eine echte Bereicherung für die Orientierungswochen.

Wichtig ist dem Schulleiter allerdings die Klarstellung, dass es sich bei dem Vortrag nicht um eine Pflichtveranstaltung im Unterricht gehandelt hat. Für die Berufsorientierung der neunten Klassen kommt derzeit jede Woche am Mittwochnachmittag ein Referent an die Schule, der seinen jeweiligen Beruf vorstellt. „Dafür wollten wir ein möglichst breites Spektrum abdecken“, sagt Hemmer, unter anderem beteiligen sich das Stadttheater, eine Bäckerei, die Verwaltung, die Polizei und eben auch die Bundeswehr an der Aktion. Daraufhin konnten die Schüler selbst auswählen, welche der Vorträge sie besuchen.