Ein Drogenfahnder auf der Kirchenkanzel: Der Vikar der Gemeinde Heimsheim war früher Polizist, und will jetzt Pfarrer werden. Davon hat er jetzt beim Männervesper erzählt.

Heimsheim – Ich habe bisher noch nie daran gezweifelt, dass ich das Richtige getan habe.“ Der heute 34-Jährige Manuel Hörger hat vor gut sieben Jahren einen ungewöhnlichen Schritt getan, von dem er beim Männervesper der evangelischen Kirche in Heimsheim erzählt: Er quittierte im Alter von 27 Jahren seinen Job bei der Kriminalpolizei in Stuttgart. Dort ermittelte er im Rauschgiftdezernat als Kommissar gegen Drogendealer und Junkies.

 

Sein Weg führte ihn an die Universität nach Tübingen mit dem Ziel, Theologie zu studieren, um Pfarrer zu werden. In sechs Jahren – statt der sonst üblichen sieben – absolvierte er das Studium einschließlich Latein, Altgriechisch und Hebräisch. Schließlich durfte er nicht älter als 32 sein, um noch in der Württembergischen Landeskirche als Vikar angestellt zu werden. Nun ist der sympathische und fröhlich wirkende junge Mann seit einem Jahr Seelsorger und noch bis Ende 2015 Vikar in Heimsheim.

Ein Drogenfahnder auf der Kirchenkanzel

Wie kommt ein Drogenfahnder auf die Kirchenkanzel? Manuel Hörger, der aus dem Kreis Heidenheim „und einer nicht besonders christlichen Familie“ stammt, muss diese Frage beim Männervesper seinen rund 50 Zuhörern beantworten. Er sei in beiden Berufen mit existenziellen, menschlichen Fragen konfrontiert, nämlich denen von Leben und Tod. Doch während er als Polizist Delikte aufklären und die Täter anzeigen müsse, könne er als Seelsorger den Menschen Trost spenden, sie in schwierigen Situationen begleiten, ihnen Hoffnung geben und Perspektiven aufzeigen.

Nach dem Abitur besuchte er die Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen. „Ich wollte das Leben kennenlernen und mich für etwas Sinnvolles einsetzen“, begründet er diese Berufswahl. Als Diplom-Verwaltungswirt Polizei ging er nach Stuttgart. „Ich hatte es mit vielen Alltagsfällen, mit Kleinstkriminalität zu tun. Das macht alles sehr viel Arbeit und ist sehr ermüdend“, schildert er seine Tätigkeit als Kommissar. Dies habe ihm die Augen für eine ganz andere Welt als die seiner Herkunftsumgebung von der Ostalb geöffnet, wo er schon als Kind den christlichen Glauben als selbstverständlichen Bestandteil seines Lebens begriff.

Täter als Opfer

Irgendwann hatte der junge Mann genug davon, anderen, häufig ebenfalls jungen Menschen, die nicht selten aus zerrütteten Familien kamen, das Stoppschild in Form einer Verhaftung vor die Nase zu halten. „Ich wollte vielmehr Richtungspfeile aufzeigen“, schildert er seine Empfindungen in der Zeit, als er mit der Entscheidung rang, den Polizeidienst zu verlassen. „Je länger ich bei der Polizei war, desto mehr fing ich an, die Täter auch als Opfer zu sehen, wenn ich ihre Lebensgeschichte hörte.“ Ein Jahr lang hat er mit sich gerungen und führte viele Gespräche mit guten Freunden, bevor er den Schritt in Richtung Theologie wagte. Seither habe er nie wieder daran gezweifelt, ob das der richtige Weg gewesen sei. Seine Begründung: „Das Gesetz ist im Vergleich mit dem Evangelium ein stumpfes Schwert.“

Nun möchte der angehende Pfarrer „den Menschen Orientierung geben und das schon sehr früh“, sagt er mit Blick auf den Religionsunterricht. „Ich habe in den Schulen schon von der ersten Klasse an die Chance, den Heranwachsenden etwas mit auf dem Weg zu geben.“

Manuel Hörger weiß, wovon er spricht, denn er hat neben dem Polizeidienst viel mit Jugendlichen gearbeitet, etwa beim CVJM in Stuttgart. „Gottes Wort entfaltet seinen Einfluss, wo immer er das will“, ist sich der Heimsheimer Vikar sicher und gibt dies seinen Zuhörern beim Männervesper mit auf den Weg.