Die Bahn deutet an, dass die Bauarbeiten bald weitergehen könnten. Mit der Schlichtung endete auch die Friedenspflicht. Was kann die Bahn konkret tun, um Konflikte zu verhindern?


Die Bahn müsste in sensiblen Bereichen, beispielsweise bei den Arbeiten am Grundwassermanagement, die Leute vorher informieren - und jede Baumaßnahme begründen. Ich würde ihr empfehlen, Arbeiten gerade den Projektgegnern rechtzeitig vorher mitzuteilen. Sie muss die Bevölkerung informieren, warum und in welchem Umfang gearbeitet werden muss.

Das war vor dem Beginn der Schlichtung nicht unbedingt die Stärke der Bahn. Glauben Sie, das Unternehmen hat durch die Schlichtung gelernt - und verstanden?


Alle haben viel gelernt, auch die Bahn. Das spricht für die Verantwortlichen. Der Konzern hat eingesehen, dass er von seinem obrigkeitlichen Verfahren abrücken muss, man ein solches Projekt nicht mit Basta-Politik durchziehen kann. Wer Entscheidungen fällt, muss immer wieder neu um den Konsens werben - das ist für mich ein ganz wichtiges Ergebnis der Schlichtung. Da darf jetzt keiner falsche Triumphe feiern.

Laut der aktuellen Umfrage der Stuttgarter Zeitung und des SWR sprechen sich nach dem Ende der Schlichtung nun 54 Prozent der Menschen für Stuttgart 21 aus - wie bewerten Sie diese Zahl?


Das ist auch ein Ergebnis der totalen Transparenz in den vergangenen Wochen: Bei Phönix haben uns insgesamt fünf Millionen Menschen zugesehen, im Internet haben sich zahllose Menschen informiert. Die Umfrage bestätigt meinen Vorschlag. Das ist für mich aber überhaupt kein Anlass für Genugtuung.

Am Samstag haben die Parkschützer erneut zu einer Großdemonstration aufgerufen. Der Widerstand dieser Gruppe geht also weiter.


Ich glaube, dass auch sie das Ergebnis der Schlichtung zur Kenntnis nehmen sollten. Es werden keine weiteren Bäume im Schlossgarten gefällt - eine Ausnahme bilden jene Bäume, die so krank oder uralt sind, dass sie sowieso gefällt werden müssten. Alle anderen Bäume werden verpflanzt. Das ist zwar teurer, aber beide Parteien akzeptieren meinen Vorschlag. Ich bin insofern der oberste Parkschützer.

Dennoch: der Widerstand wird weitergehen - wenn auch im Moment noch offen ist, wie stark der Protest ausfallen wird.


Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut. Wichtig ist, dass alles gewaltfrei bleibt und sich die Leute nicht mehr gegenseitig beleidigen.

In diesen Tagen wird quer durch die Talkshows der Siegeszug der direkten Demokratie ausgerufen. Ist das mehr als nur eine Momentaufnahme?


Ich bin fest davon überzeugt. Dieses "Stuttgarter Modell" kann Pate stehen für andere Großprojekte. Entscheidend ist, dass die Bürger künftig von Anfang an gefragt und miteinbezogen werden - und nicht zum Schluss.

Was folgt bei Ihnen nach dem Schlichtungsmarathon?


Die Schlichtung hat mich nicht überanstrengt. Aber ich habe den Sport vernachlässigt. Also werde ich wieder joggen und in den Schwarzwald zum Langlauf fahren.