Der Verfall der Energiepreise schlägt auch aufs Gas durch. Erstmals seit 2011 sinken auch beim Energiekonzern EnBW zum Oktober die Tarife.

Karlsruhe - Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW schließt sich dem allgemeinen Branchentrend an und gibt Preisrückgänge bei Gas an seine Haushaltskunden weiter. Vom 1. Oktober an sänken die Gasverbrauchspreise „in allen wichtigen Tarifen“, teilte das in Karlsruhe ansässige Unternehmen am Dienstag mit. Außerdem schließt der Versorger für seinen wichtigsten Tarif – die sogenannte Grundversorgung (EnBW Erdgas Plus) – Erhöhungen bis mindestens April 2018 aus.

 

Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden ergebe sich in der Gas-Grundversorgung eine Preisersparnis von 174 Euro jährlich, teilte die EnBW mit. Das entspricht einem Rückgang um rund 12,2 Prozent. Dem zugrunde liegt eine Senkung des sogenannten Arbeitspreises von 6,65 auf 5,75 Cent je Kilowattstunde. Im gleichen Zuge erhöht der Karlsruher Versorger allerdings den Grundpreis von 8,03 auf 8,53 Euro pro Monat. Gastarife setzen sich im Normalfall aus einem Grund- und einem Arbeitspreis zusammen.

Während ersterer eine fixe Abgabe pro Monat darstellt, wird letzterer pro Einheit verbrauchter Energie erhoben. Von der durch EnBW neu eingeführten Preisstruktur profitieren also Abnehmer größerer Mengen Energie, wie etwa Familien oder kleinere Gewerbebetriebe. Kleinverbraucher – etwa Singles oder alleinstehende Senioren mit sehr geringen Verbräuchen – zahlen dagegen drauf. Ein Beispiel: Bei einer Jahresabnahme von 700 Kilowattstunden Energie beträgt die Ersparnis Null. Wird weniger verbraucht, zahlen die Kunden sogar drauf.

Kleinverbraucher zahlen mehr pro Jahr

Die Preissenkung der EnBW kommt relativ spät, fällt dafür aber überdurchschnittlich aus. Nach Daten des Verbraucherportals Verivox haben seit Jahresbeginn bereits mehr als 350 Grundversorger Preissenkungen von durchschnittlich rund fünf Prozent vorgenommen oder angekündigt. Das ist rund die Hälfte aller Anbieter. Im gleichen Zeitraum haben 25 Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich knapp vier Prozent vorgenommen.

Die EnBW liegt mit ihren Gastarifen im Moment deutlich unter dem allgemeinen für Baden-Württemberg relevanten Durchschnittspreis. Während Kunden der Gas-Grundversorgung (Vier-Personen) im Südwesten zur Jahresmitte durchschnittlich 1470 Euro jährlich berappen mussten, kamen EnBW-Kunden mit gut 1426 Euro weg. Sogenannte Sondertarife, für die in der Regel andere Kündigungsfristen oder eine längere Vertragsbindung gelten, sind allerdings generell viel günstiger als die aus Monopolzeiten stammende Gas-Grundversorgung. Nach Verivox-Daten kann man durch den Wechsel in einen dieser Tarife mehr als 200 Euro pro Jahr sparen.

Zum letzten Mal erhöhte EnBW ihre Gaspreise zum 1. August 2011, damals um 9,8 Prozent. Seither blieben die Preise in den meisten Konzern-Tarifen stabil. Der Konzern hat rund 200 000 Gaskunden, die meisten davon im Großraum Stuttgart. Über seine Tochter GVS versorgt das Unternehmen aber auch Großabnehmer und Stadtwerke in ganz Deutschland.

Trotz der aktuellen Preissenkungswelle bei Gas ist der wegen seines Komforts beliebte Brennstoff im Moment deutlich teurer als Öl. In der vergangenen Heizsaison des Winters 2015/2016 kostete es deutsche Haushalte rund 40 Prozent mehr, mit Gas zu heizen oder Warmwasser zu bereiten als mit Öl. Die Lage ist dem rapiden Verfall der Ölpreise in den zurückliegenden Monaten geschuldet. Erfahrungsgemäß geben die Gaspreise sehr viel langsamer nach als die Ölnotierungen, verharren aber auch länger auf dem dann erreichten günstigen Niveau. Zwischen 2010 und 2014 war Öl nach Verivox-Daten allerdings die weitaus kostspieligere Alternative fürs Heizen.