Eine hohe Heizkostenabrechnung lässt sich vermeiden – eventuell mit einer Optimierung oder einem Austausch der Heizanlage. Ob und wie sich das rechnet, erklären Architekten und Energieberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Stuttgart - Auch wenn der Wetterbericht bis zum Wochenende mildes Herbstwetter vorhersagt – ab Sonntag werden die meisten abends doch den Thermostat in der Wohnung aufdrehen: Zeit für ein bisschen Wärme in der Stube, bestenfalls produziert von einer modernen Öl- oder Gasheizung mit Brennwerttechnik – oder noch besser: einer Heizanlage, die mit erneuerbaren Energien gespeist wird. Doch wer hat das schon?

 

Schaut man auf die Zahlen der deutschen Umwelthilfe, wird in hierzulande noch immer viel Energie zum Fenster hinausgeheizt: Im Jahr 2015 lag der Anteil der privaten Haushalte am Energieverbrauch bei fast 26 Prozent. Der mit Abstand größte Anteil daran entfällt dabei auf die Raumwärme, nämlich 69 Prozent, und die Warmwasserbereitung, 14 Prozent. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) forderte schon vor Jahren die Modernisierung des Heizungsbestands, da im Wärmesektor seiner Berechnung nach das größte CO2-Vermeidungspotenzial steckt. Immerhin: Das Land Baden-Württemberg hat die Weichen dafür bereits 2015 gestellt. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz schreibt vor, dass für Heizung und Warmwasser mindestens 15 Prozent erneuerbare Energie verwendet werden müssen. Die Pflicht greift, sobald eine Zentralheizung erneuert oder erstmals eingebaut wird.

Viele denken, dass bei einer energetischen Sanierung gleich alles gemacht werden muss

Dennoch werden Schätzungen zufolge lediglich ein Prozent der bestehenden Gebäude in Deutschland jährlich – in unterschiedlichem Ausmaß – energetisch saniert. Zu wenig, um die vonseiten der Politik festgelegten Klimaziele zu erreichen: Nach deren Willen soll bis zum Jahr 2050 rund 80 Prozent der derzeit verwendeten Heizenergie eingespart werden. Der Rest soll dann aus erneuerbaren Energien bestritten werden. Doch dafür müssten mindestens doppelt so viele Gebäude saniert werden.

In den Energieberatungszentren der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kennt man die zögernde Haltung der Hausbesitzer. „Viele denken, dass bei einer energetischen Sanierung gleich alles gemacht werden muss – Dach, Fassade, Heizung“, sagt der Leonberger Architekt und Diplom-Ingenieur Andreas Köhler, der für die Verbraucherzentrale Hausbesitzer bei Sanierungsfragen berät. Aber das sei ein großes Missverständnis. „Was an energetischer Sanierung sinnvoll ist, hängt sehr vom Einzelfall ab und von den Arbeiten, die bei dem jeweiligen Gebäude in den kommenden Jahren sowieso anstehen“, sagt Köhler. Sprich: Muss der Putz der Fassade sowieso erneuert werden, lohnt es sich, auch die Dämmung anzugehen.

Eine Heizung hält meist um die 20 Jahre – dann wird sie störanfällig

Der Austausch der Heizung ist bei vielen Hausbesitzern allerdings eines der drängenderen Probleme: Denn bei Überschreiten der üblichen Nutzungsdauer von etwa 20 Jahren steigt generell das Risiko, dass die Heizung in nächster Zeit einmal ausfallen wird. „Das ist wie mit einem Auto, das man abstößt, weil es nicht mehr richtig fährt“, sagt Köhler. Hinzu kommt der Gesetzgeber, der ohnehin Hausbesitzer verpflichtet hat, ihren 30 Jahre alten Heizung zu erneuern, sofern es sich nicht bereits um einen Niedertemperatur- oder Brennwertkessel handelt. Sein Rat: Hat die Heizung ein gewisses Alter erreicht, sollte man sich darüber informieren, welcher Heizungstyp für das jeweilige Gebäude in Frage kommen könnte. „Dabei spielt die Nutzung eine Rolle, ebenso die Lage und ob es schon Sanierungsarbeiten gab wie eine Fassadendämmung.“

Hausbesitzer müssen die Kosten nicht alleine stemmen

Nicht jede Sanierungsmaßnahme rechnet sich sofort. „Man muss fairerweise sagen, dass man auch bei der Heizung alle Kosten miteinberechnen muss – nicht nur die des Einbaus, sondern auch die Folgekosten der nächsten 20 Nutzungsjahre“, sagt Köhler. Andererseits müssen Hausbesitzer die Kosten nicht alleine stemmen, sagt die Energieberaterin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Iris Ege: Fördergelder gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) für Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien und von der staatlichen KfW-Förderbank für neue Brennwertkessel, die fossile Energieträger wie Öl und Gas verfeuern. Beide haben seit Januar ihre Förderung angehoben. Zudem gibt es bei der Bafa zur Basis- oft Zusatzförderungen. Und diese lassen sich mit einem KfW-Kredit kombinieren. Bei der KfW können Hausbesitzer zwischen einem zinsgünstigen Darlehen mit Tilgungszuschuss und einen Zuschuss auf die Investitionskosten wählen. Wie lange es die Förderungen gibt, ist gerade bei der KfW fraglich. „Vor der Bundestagswahl klang an, dass es bald keine staatliche Förderung von Heizungen mit fossilen Brennstoffen geben soll.“

Hauruck-Aktionen können Hausbesitzer um Fördergelder bringen

Doch auf Teufel komm raus die Heizung zu erneuern, sei keine gute Idee, warnt der Diplom-Ingenieur und Architekt Ulrich Hägele: „Unter Umständen vergibt man sich die Chance auf Fördermittel.“ So sollten Hausbesitzer warten, bis sie die Genehmigung ihres Förderantrags erhalten haben, bevor der Handwerker mit dem Austausch des Heizkessels beginnt. „Im Nachhinein gibt es bei der KfW keine Fördermittel mehr“, sagt Hägele, der für die Verbraucherzentrale in Reutlingen dazu berät. Dies gilt ab Januar auch für die Förderung durch das Bafa, wo derzeit der Antrag innerhalb von neun Monaten nach Inbetriebnahme der Heizung gestellt werden muss

Müssen Mieter die Kosten für die Sanierung mittragen?

Ein Streitpunkt bleibt allerdings bestehen: Nämlich die Frage, wie viel der Kosten auf die Kaltmiete umgelegt werden können. Derzeit kann der Vermieter elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Jahresmiete aufschlagen. Nach Ansicht des Deutschen Mieterbundes ist das zu viel. Er fordert, dass die Mietsteigerungen begrenzt werden – auf maximal sechs Prozent der Modernisierungskosten. Andererseits schließen sich Modernisierung und Sozialverträglichkeit nicht aus, sagt der Architekt Köhler. Er betreut derzeit ein Projekt in Stuttgart: ein Mehrfamilienhaus aus den 50er Jahren, in dem jede Wohnung jeweils von einem zentralen Gasofen erwärmt wird. Jetzt kommt ein neuer Heizkessel samt Heizkörper in das Haus. „Das ist keine Luxussanierung, sondern eine Maßnahme, die den Komfort soweit erhöht, dass nun jedes Zimmer beheizt werden kann.“

So heizen Sie richtig!

Räume nicht überheizen

Überhitzte Räume sind nicht nur ungesund, weil sich dort Krankheitserreger ungehindert vermehren können. Sie verursachen auch hohe Heizkosten. Experten raten zu einer Raumtemperatur von 20 Grad, in tagsüber selten genutzten Räumen wie etwa dem Schlafzimmer sind auch 17 bis 19 Grad völlig ausreichend. „Bereits ein Temperaturunterschied von nur einem Grad kann die jährlichen Heizkosten um sechs Prozent senken“, sagt Tanja Cronenberg von der Ergo Versicherungsgruppe. Weiterhin sollten die Zimmertüren geschlossen sein, damit warme Luft nicht in den Flur entweichen kann. Sind am Gebäude Rollläden angebracht, ist es sinnvoll, diese bei Dunkelheit zu schließen. Sie isolieren zusätzlich, wodurch die Räume weniger Wärme verlieren.

Stoßlüften statt Fenster kippen

Regelmäßiges Lüften ist gerade im Winter wichtig, um die Bildung von gesundheitsgefährdendem Schimmel an den Wänden zu vermeiden. Außerdem benötigt verbrauchte, feuchte Luft mehr Energie, um aufgeheizt zu werden als die relativ trockene Frischluft. Über gekippte Fenster zu lüften, ist allerdings vor allem im Winter keine besonders gute Idee: Dann dauert der Luftaustausch relativ lange – und in der Zeit entweicht viel Wärme. Experten raten daher zu regelmäßigem Stoßlüften: Optimal ist es, alle drei bis vier Stunden sämtliche Fenster für etwa fünf Minuten weit zu öffnen. Die Zeit reicht für einen Luftaustausch, ohne dass dabei die Räume auskühlen.

Auf die Heizkörper achten

Damit ein Heizkörper seine Wirkung optimal entfalten kann, ist es wichtig, dass er frei liegt und nicht etwa hinter dem Sofa versteckt ist. „Vorhänge oder Möbel hindern die Wärme daran, sich auszubreiten“, erklärt Ergo-Expertin Tanja Cronenberg. Außerdem ist es wichtig, die Heizkörper regelmäßig zu reinigen. Denn durch die Heizungskörper freigesetzter Staub kann nicht nur zum Problem für Allergiker werden: Der Schmutz kann die Wärmeleistung des Heizkörpers auch negativ beeinflussen. Energieversorger beziffern den möglichen Effizienzverlust nicht gereinigter Heizungen mit bis zu 30 Prozent. Und auch Heizkörperfolien, die an die Wand hinter dem Heizkörper geklebt werden, können Wunder wirken: Die silbrige Oberfläche sorgt dafür, dass nicht die Wand aufgeheizt, sondern die Wärme in Richtung Innenraum reflektiert wird.

Moderne Heizkörperthermostate nutzen

Wer die Wohnung oder das Haus verlässt, sollte die Heizung herunterdrehen. Ganz ausschalten ist jedoch nicht ratsam, weil dann die Räume schnell auskühlen und relativ viel Energie für das Wiederaufheizen aufgewendet werden muss. Zumal es nicht besonders gemütlich ist, abends nach der Arbeit in eine kalte Wohnung zu kommen. Abhilfe versprechen programmierbare Thermostate: Die günstigen Modelle verfügen über eine Zeitschaltuhr – die Heizung wird dann zur vorher einprogrammierten Zeit automatisch aufgedreht. Anspruchsvollere Thermostate lassen sich sogar aus der Ferne via Smartphone-App steuern. Dass sich die Investition lohnt, zeigt eine Berechnung der Stiftung Warentest: Demnach lassen sich auf diese Weise zwischen fünf und acht Prozent der Heizkosten einsparen.

Die Heizung regelmäßig warten lassen

So lange es die Heizung noch tut, braucht man auch keinen Kundendienst – das ist die Einstellung vieler Menschen. Doch das kostet sie bares Geld: Denn die Kosten für den Kundendienst sind schnell wieder reingeholt, weil eine gut gewartete Heizung auch effizienter arbeitet. Bis zu zehn Prozent Energie lassen sich Experten zufolge auf diese Weise einsparen. Die Wartung umfasst das richtige Einstellen der Vorlauf- und Kesseltemperatur, eine Funktionsprüfung der Regelung und Sicherheitseinrichtungen, eine Kessel- und Brennerreinigung, ein Entlüften der Heizkörper, eine Abgasmessung und eine Erneuerung von Verschleißteilen. Auch ein hydraulischer Abgleich sollte regelmäßig durchgeführt werden, genauso wie eine Funktionsprüfung der Heizungspumpe. Denn nur wenn alle Steuerungselemente korrekt arbeiten, wird auch effizient geheizt.

Auf Elektroheizungen verzichten

Ein Heizlüfter als zusätzliche Wärmequelle im Bad oder eine Wärmelampe im Kinderzimmer: Viele Menschen greifen gerne auf zusätzliche Elektroheizungen zurück, um Räume schnell aufheizen zu können. Zumal die Inbetriebnahme kinderleicht ist, denn die Geräte müssen einfach nur in die nächste Steckdose gesteckt und angeschaltet werden. Die böse Überraschung kommt dann oft mit der Stromrechnung. Denn das Heizen mit Strom ist teuer und ineffizient, gerade im Dauerbetrieb wird auf diese Weise viel Energie verschwendet. Auch einen elektrisch betriebenen Durchlauferhitzer im Bad für die Warmwasserbereitung zu nutzen, ist keine besonders kostensparende Methode – vor allem für Familien mit Kindern, die besonders viel warmes Wasser benötigen.