Die Firma Swiss Coffee Company zeigt auf dem Heldenmarkt die erste biologisch abbaubare Kaffeekapsel. Der Geschäftsführer Nick Schaude ist gebürtiger Winnender und will mit dem Produkt Beanarella etwas gegen die Müllberge tun. Außerdem ist er großer Kaffeefan.

Fellbach - So eine Idee kann ihren Ursprung nur an einem Ort haben: am Frühstückstisch. Auf diesem Tisch muss bei Familie Schaude immer Kaffee stehen – und zwar reichlich. „Mein Bruder und ich sind echte Junkies, wir trinken wirklich viel Kaffee“, erzählt Nick Schaude. Mit der Kapselvariante kam er erst vor vier Jahren in Berührung, als sich der gebürtige Winnender die Maschine eines Bekannten auslieh. „Wir fanden die Idee genial, dass jeder sich seinen eigenen Kaffee aussuchen kann. Aber am Ende der Degustation haben wir den Müllberg gesehen und uns gedacht: Das kann eigentlich nicht sein“, sagt Schaude, der mittlerweile in der Schweiz lebt.

 

Doch die Umweltbelastung durch den portionierten Kaffee ist unbestritten da – und wird immer größer. Laut dem deutschem Kaffeeverband stieg der Absatz in Deutschland im vergangenen Jahr um 27 Prozent auf 12 700 Tonnen verkauften Kapseln an. „Diese sind meistens aus Aluminium, und zwar aus nicht recyceltem Aluminium“, sagt Schaude, der sich mit Bruder und Vater daranmachte, eine nachhaltige Version zu entwickeln. „Dafür mussten wir uns allerdings erst einmal das nötige Knowhow aneignen“, erzählt er.

Zwar haben alle Familienmitglieder einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund, aber keinen näheren Bezug zum Kaffee. Nick Schaude besuchte Fachmessen und setzte sich mit dem Thema Biokunststoff auseinander. Als Partner holte sich der 29-Jährige schließlich die älteste Rösterei der Schweiz, die Turm Handels AG in St. Gallen, zur Seite. Bei der Entwicklung der kompostierbaren Kapsel arbeitete die neu gegründete Swiss Coffee Company mit dem Chemieunternehmen BASF zusammen.

Die Kapsel muss hohen Druck und Hitze aushalten

Der Biokunststoff besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, unter anderem aus Polymilchsäuren, Zellulose – also Pflanzenfasern – und Calciumcarbonat. „Er ist fast so robust wie normaler Kunststoff.“ Allerdings nur fast, und das war auch die größte Hürde auf seinem Weg. „Die Kapsel muss in der Maschine Hitze und einen enormen Druck aushalten. Am Anfang sind uns viele Kapseln zerbrochen, und der ganze Kaffeesatz ist in der Tasse gelandet. Das will keiner.“

Doch im Winter 2012 konnte die Swiss Coffee Company schließlich mit Beanarella eine funktionierende Kapsel auf den Markt bringen, die das Kompostierbarkeitszeichen in Form eines Keimlings tragen darf, weil sie nachweislich biologisch abbaubar ist. Nicht gelungen ist es allerdings, ein Modell zu entwickeln, das etwa mit dem Nespresso-System kompatibel ist. „Die geben sich viel Mühe, dass in ihre Maschinen keine Klone passen“, sagt Nick Schaude, der deswegen von einem norditalienischen Familienunternehmen eigene Maschinen in verschiedenen Größen produzieren lässt.

Die Wahl fiel ohne Diskussion auf fair gehandelten Kaffee

Keine Frage war es, dass der Beanarella-Kaffee fair gehandelt ist und aus biologischem Anbau stammt. „Zum einen, weil er gesünder ist, zum anderen, weil man damit bis zu 50 Prozent an Treibhausgasen einsparen kann“, sagt Schaude. Bis zum Ende des Jahres soll es sieben Beanarella-Sorten geben. Alle werden in traditionellen Trommelröstern im Langzeitverfahren geröstet. Vertrieben wurde Beanarella zunächst nur über einen Onlineshop, mittlerweile ist der Kaffee auch in einigen Supermärkten zu haben. „Und demnächst wird eine große Elektrofachmarktkette unsere Maschinen und Kapseln verkaufen, das ist ein Erfolg“, sagt Nick Schaude, der ein großes Ziel hat: „Wir möchten, dass sich Beanarella auf dem Markt etabliert, die Konkurrenz unter Druck gerät und nachziehen muss.“

Und was macht die Kaffeesucht? „Hat sich verschlimmert“, sagt Nick Schaude und lacht. „Früher habe ich Milchkaffee getrunken. Inzwischen schmeckt mir nur noch Espresso, schwarz und ohne Zucker.“

Der Heldenmarkt

Idee

Der Heldenmarkt ist eine Messe für nachhaltigen Konsum. Mittlerweile gibt es Ableger in Bochum, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart. Vorgestellt werden Produkte aus den Bereichen Lebensmittel, Mode, Energie, Mobilität oder Geldanlagen. Die Besucher können sich informieren, probieren und kaufen.

Programm

Der Heldenmarkt findet am 25. und 26. Oktober in der Alten Kelter Fellbach, Untertürkheimer Straße 33, statt. Es präsentieren sich 91 Aussteller, am Samstag von 10 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Kinder können Limonade selber mixen, Windlichter oder Meerestiere basteln. Für Erwachsene werden unter anderem eine Ausstellung zum ökologischen Fußabdruck, ein Papier-Recycling-Workshop oder eine nachhaltige Stadtführung angeboten. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.heldenmarkt.de/stuttgart.