Inklusionsbegleiter engagieren sich dafür, dass Menschen mit Handicap am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Etwa bei einem Besuch im Fitnessstudio oder im Kino. Ein Beispiel aus Plieningen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Birkach/Plieningen - Empathie und Geduld sind die wichtigsten Attribute für einen Inklusionsbegleiter, sagt Hartmut Böx-Rößler. Seit Sommer ist er für die Bewohner der Behindertenwohnheime in Plieningen und Birkach im Einsatz. „Man muss viel Einfühlungsvermögen mitbringen, damit man in den unterschiedlichsten Situationen richtig reagiert“, sagt er. Manche der Bewohner seien sehr sensibel, bereits Kleinigkeiten könnten dazu führen, dass ihre Stimmung kippt. „Das muss ein Inklusionsbegleiter auffangen können“, sagt Böx-Rößler. „Und das Vertrauen zwischen Begleiter und Bewohner muss stimmen.“

 

Der freiberufliche Sportlehrer besucht regelmäßig mit drei Bewohnern des Plieninger Hauses das Fitnessstudio „tus fit“ auf der Waldau in Degerloch und mit einem weiteren Mann ein Fitnessstudio in Plieningen. Außerdem macht er mit drei Bewohnern des Wohnheims in Birkach dort im Haus Sport. Seit 30 Jahren arbeitet Hartmut Böx-Rößler in der Erwachsenenbildung, seit fast 20 Jahren engagiert er sich im Sportbereich für Menschen mit Handicap. „Ich denke, ich habe einen guten Draht zu den Menschen“, sagt der 58-jährige Sportlehrer, der in Kemnat wohnt.

Begleitung außerhalb des täglichen Umfelds

Für die Bewohner seien die Inklusionsbegleiter eine Bereicherung, sagt Leonie Seidel vom Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ). „Dadurch haben sie die Möglichkeit, aktiv am gesellschaftlichen Leben außerhalb der Wohnheime teilzunehmen, und können da sein, wo auch Menschen ohne Behinderung sind.“ Das sei sehr wichtig und steigere die Lebensqualität. Seit Juni 2014 bietet das BHZ das Projekt Inklusionsbegleiter an. Besonders gefragt seien Sportangebote. Die Begleitung dabei ist sehr unterschiedlich. Ein Rollstuhlfahrer etwa braucht mehr Unterstützung als andere Bewohner. „Dabei sind Vorkenntnisse seitens des Inklusionsbegleiters erforderlich“, sagt Seidel. Andere Bewohner dagegen seien sehr selbstständig. Das kann auch Böx-Rößler bestätigen. „Zwei meiner Sportler stellen im Fitnessstudio ihre Geräte selbst ein und führen die Übungen nach Trainingsplan selbstständig aus.“

Während des Besuchs im Fitnessstudio ist der 58-Jährige zu jeder Zeit dabei und hilft, wenn es nötig ist. „Ich bin immer in Rufweite und komme, wenn jemand Unterstützung braucht“, sagt Böx-Rößler.

Chemie zwischen Begleiter und Bewohner muss stimmen

Das Betätigungsfeld für Inklusionsbegleiter ist vielfältig. Im BHZ sind sowohl Begleiter als auch Begleitungswünsche von Menschen mit Handicap hinterlegt. Die Mitarbeiter schauen dann, welche „Teams“ zusammenpassen. Ein persönliches Kennenlernen von Begleiter und Begleitetem ist wichtig, denn die Chemie muss stimmen. „Das Angebot spricht sich rum, bei Menschen mit und ohne Behinderung“, sagt Leonie Seidel. Und es gilt nicht nur für Menschen, die in den BHZ-Wohnheimen leben, sondern auch für solche, die zum Beispiel bei ihrer Familie wohnen.

Neben regelmäßigen Begleitungen, etwa zum Schwimmen oder aber zum Musikunterricht, gibt es auch die Möglichkeit, bei einzelnen Anlässen zu begleiten, beispielsweise zu einem Konzert, ins Kino oder ins Fußballstadion.

„Ich freue mich, dass die Menschen durch meinen Beitrag auf weniger verzichten müssen und mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, sagt Böx-Rößler über seine Arbeit als Inklusionsbegleiter. Es sei schön, auf diese Art und Weise helfen zu können.

Kontakt:
Wer Begleiter werden möchte, selbst oder für Angehörige Begleitungsbedarf hat, kann sich an Kristin Mögelin vom BHZ, Telefon 71 54 59 16 (Dienstag und Mittwoch 8.30 bis 12 Uhr), kristin.moegelin@bhz.de wenden.