Die Belzebuaba aus Filderstadt-Sielmingen haben beim Leiterwagenrennen der Hemminger Strohgäu-Narren abgeräumt. Entscheidend ist bei der ungewöhnlichen Abfahrt am Eulenberg allerdings nicht der Sieg, sondern die Gaudi. Verletzt wurde niemand, nicht einmal in der Freien Klasse – mit selbstgebauten Gefährten.

Hemmingen - Oben am Eulenberg bereitet sich das Team Cotardo auf die Abfahrt vor. Pierre Cotardo (44) und sein achtjähriger Sohn Pierre junior ziehen ihre Helme auf und steigen in den Leiterwagen. Vater Cotardo nimmt die Deichsel zwischen die Füße und zieht sie nach oben. Als die kleine Ampel auf Grün schaltet, senkt er die Deichsel ab und los geht die Fahrt den Berg hinab – mit acht Prozent Gefälle am Anfang. Kerzengerade rollt das Vater-Sohn-Gespann parallel zum Feldweg. Körperspannung und Aerodynamik sind alles beim Leiterwagenrennen – und das Gewicht, wie leichtere Damen ergänzen.

 

„Team Cotardo kommt gut aus dem Start, auch die Spur wird super gehalten“, kommentiert Gabriele Velm, die Vorsitzende der Fasnetgilde Hemminger Strohgäunarren, den Probelauf. „Sie kommen ins Ziel mit einer Zeit von 17,8 Sekunden.“ Gemessen wird die Zeit mit Lichtschranken an Start und Ziel. Die Cotardos sind beim achten Leiterwagenrennen das einzige Team, das nicht aus Narren besteht. „Wir wohnen ganz in der Nähe, haben von der Aktion gelesen – und haben einen Leiterwagen“, sagt der Vater. „Da haben wir letztes Jahr zum ersten Mal mitgemacht.“

Es geht um die Gaudi, nicht um den Sieg

Zum vierten Mal dabei sind Ralf und Marcus Koch. Die Brüder kommen aus Sielmingen (Filderstadt) und sind Mitglieder der Narrengruppe Belzebuaba – ihr Teamname ist Teufelsbrigade. Sie wurden einst während der Fasnet von Hemminger Narren zum Leiterwagenrennen eingeladen und sind seitdem voll bei der Sache. Vor der Abfahrt tragen die Mittdreißiger noch etwas Sprühfett auf, um die Holzräder ihres Leiterwagens schneller zu machen. Als beim Wagen der First Gugga Band aus Stuttgart beim Zieleinlauf ein Metallrad abfällt, sind die Brüder aber gleich mit dem Akkuschrauber zur Stelle. Schließlich geht es hier vor allem um die Gaudi – das schätzen auch die Zuschauer.

Das Team Cotardo hat sogar – wie in der Formel 1 – eine Boxencrew, die an der Zieleinfahrt Getränke reicht und den Reifendruck prüft. Bei den Holzreifen ist das natürlich nicht nötig. Am Ende hatten die Brüder aus Sielmingen beim Kampf um den Wanderpokal die Nase vorn: Mit 15,49 Sekunden fuhren sie auf den ersten Platz. Auch an zweiter Stelle stand am Ende ein Team der Belzebuaba: Ralf Koch und Alexander Kley unter dem Namen „Ich bin ein Star, schneidet mich hier raus“ und 16,21 Sekunden. Das Team Cotardo landete auf dem dritten Platz – mit 16,75 Sekunden und einer sehr guten B-Note. Wacker schlug sich die First Gugga Band aus Stuttgart. Ihre Teams Maisfeldkiller 1 und 2 kamen bei der Premiere auf Platz vier und fünf.

Narren suchen alte Leiterwagen aus Holz

Flankierend zum eigentlichen Rennen gab es noch ein Messen in freier Klasse. Hier fuhren die Sielminger Sieger als Team „Todesgleiter“ mit selbst gebautem Leiterwagen den Eulenberg hinunter, bevor es in einer Juxrunde mit Bobby-Cars hinabging. Im nächsten Jahr soll es extra ein Kinderrennen auf den roten Miniautos geben. Alte Leiterwagen mit Holz- oder Metallrädern zu finden, sei gar nicht so einfach, berichtet Gabriele Velm. Deshalb freuen sich die Veranstalter über Hinweise per E-Mail an info@strohgaeunarren.de.