Was bedeutet „Dollinger Pfad“, was „Gaichelgraben“? Walter Zimmermann hat Flurnamen in Hemmingen erforscht. Die Ergebnisse lassen sich in seinem Buch nachlesen.

Hemmingen - Dass Walter Zimmermann ein Buch über Flurnamen schreiben würde, hatte er eigentlich nicht geplant. Eigentlich, so erzählt es der pensionierte Lehrer, wollte er nur eine Liste von Flurnamen in seinem Heimatort Hemmingen zusammentragen, eine „einfache“ Liste wohlgemerkt. Dann aber wurde daraus ein Projekt, mit dem sich 75-Jährige über mehrere Jahre beschäftigt hat. Herausgekommen ist ein Buch, in dem rund 230 Flurnamen erklärt werden. Manches war für Zimmermann leicht aufzuschlüsseln, bei anderen Namen ist er bis heute nicht sicher, ob er mit seiner Erklärung richtig liegt.

 

Da wäre zum Beispiel der „Weiberfang“, dort, wo jetzt die Hochhäuser sind. War das ein Treffpunkt der Frauen? Walter Zimmermann kann es nur vermuten. Auch der Gaichelgraben im Ortsteil Schauchert ließ ihn zunächst ratlos zurück, bedeuten könnte es „die von oben Kommende“. Schwierig hingegen war für Zimmermann der „Schauchert“: „Das ist in der Form einmalig.“ Zwar gebe es noch Schachert oder Schochert, aber eher in anderen Gebieten. Irgendwann kam Zimmermann beim Wort Schachen an, was so viel heißen soll wie Landzunge, Waldzunge oder Abhang – oder eben ein baumbestandener Abhang. Anderes dagegen leuchtet schon auf den ersten Blick ein; für den Schöckinger Weg etwa braucht es keine Erklärung.

Zunächst fehlte die Zeit

Interessiert hat sich Walter Zimmermann für solche Erklärungen nach eigener Aussage schon immer. Er nennt es „die kleinen, nicht die großen Zeitfragen“. Nur: Zeit hatte er nie so richtig, sich ausführlich damit zu befassen, jedenfalls nicht damals im Arbeitsalltag – dann, nach der Pensionierung, aber doch. Auch durch seine Tätigkeit als Gemeinderat für die SPD war er mit Flurnamen befasst, er saß in der Feldwegkommission. Der frühere Bürgermeister Werner Nafz, erzählt Zimmermann, habe ihm irgendwann Flurkarten spendiert. Alte Karten waren für das Buch über die Flurnamen von essentieller Bedeutung, neben Gesprächen mit Experten. „Man muss versuchen, die früheste Erwähnung zu finden“, sagt Zimmermann über die fast detektivische Aufgabe, der Bedeutung der Namen auf die Schliche zu kommen. Im Jahr 1838 etwa sei Hemmingen kartiert worden, eine wie Zimmermann findet „bewunderswerte Leistung“, weil alles sehr exakt dargestellt worden sei. In anderen Fällen wurde er in Archiven in Stuttgart, Ludwigsburg und beim Landratsamt fündig. Mit dem Fund der alten Flurnamen begann deren Interpretation, und die war durchaus kleinteilig. Da geht es um die Trennung von Wortbestandteilen; Bürkle etwa: Das kommt laut Zimmermann eigentlich von der Burg, das angehängte -le deute auf einen Grabhügel hin. Auch ein schwäbisches Wörterbuch hat weitergeholfen – zwar lebt Zimmermann schon lange in Hemmingen, aufgewachsen ist er aber in Sachsen. Zimmermanns Buch erscheint in den nächsten Tagen, aus der Idee von einer simplen Liste ist ein umfangreiches Werk geworden. „Wenn man einmal anfängt“, sagt Zimmermann, „ist es schon faszinierend.“