An der Herbert-Hoover-Schule gibt es nun einen Leseclub. Das dazugehörige Regal ist von der Stiftung Lesen mit neuem Material gefüllt worden – das Lesen kann beginnen.

Freiberg - Ein bisschen konnte sich die Schulleiterin Miriam Brune beim Start fühlen wie eine Ministerin, die eine neue Straße eröffnet: ein rotes Band, dahinter ein gespannt wartender Pulk, bereit zum Losrennen nach dem Durchschneiden des Bandes. Weit haben es die in mehr als Klassenstärke andrängenden Dritt- und Viertklässler dann aber eh nicht, das Ziel sowieso direkt vor Augen: ein großes, von beiden Seiten zugängliches Bücherregal, mit 300 nagelneuen Titeln bestückt.

 

Dort herrscht dann auch gleich munteres Gewimmel. Dario greift sich „Gregs Tagebuch“, Darius einen weltmeisterlichen Fußballer-Bildband, Joel einen dicken „Zombie-Goldfisch“-Comic. Und schon macht sich das Trio auf dem Lesesofa breit, während Savah und Sonja gemütlich im Lümmelsessel fläzen: „Da sind viele Bücher, die ich noch nicht kenne“, schwärmt Savah, und Sonja weiß: „Wenn du viel liest und einen Test hast, dann kriegst du auch gute Noten.“

Spendiert wurden die Bücher von der Stiftung Lesen, nebst der mobiliaren Grundausstattung. Die Stiftung selbst ist dabei Projektpartner des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Unter dem Motto „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ will das Ministerium quer durch die Republik 200 neue Leseclubs für außerschulische Lesefreuden installieren. So sollen nicht zuletzt Kinder aus bildungsfernen Milieus fürs Lesen begeistert werden. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die spielerische Beschäftigung mit verschiedenen Lesemedien, um mit Freude und ohne Leistungsdruck zu lesen.

„Es ist toll, dass wir dafür ausgewählt wurden“, freut sich Miriam Brune, „das ist ein wichtiger Baustein, um auch außerhalb des Unterrichts die Freude am Lesen zu wecken und so die Lesekompetenz zu stärken.“ Und das sei auch mit Blick auf den Unterricht hilfreich: „Wir merken, wie Kinder abschalten, wenn sie etwas inhaltlich nicht entschlüsseln können. Sogar in Mathe entstehen Hemmschwellen, wenn das Lesen der Aufgabenstellung Schwierigkeiten bereitet. Mal abgesehen davon, dass die Freude am Lesen eine Bereicherung fürs ganze Leben ist.“

Ein iPad für den Leseclub

Federführend betreut wird der Leseclub, der jeweils Donnerstag- und Freitagnachmittag stattfindet, von Natascha Zöller, die an der Schule auch als Schulsozialarbeiterin tätig ist: „Ich bin total froh, dass wir den Zuschlag bekommen haben. Wir haben aber auch eine gute Bewerbung abgegeben“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Kernpunkte des Konzeptes: „Kinder sollen den Spaß am Lesen entdecken, indem Geschichten auch mal anders erlebbar werden. Etwa in der Kombination mit Rollenspielen, Kreativ-Aktionen oder in thematisch verknüpften Museumsbesuchen.“ Zur Grundausstattung der Stiftung Lesen gehört so auch ein iPad: „Damit können wir Hörspiele herunterladen. Das ist eine schöne Ergänzung“, betont Zöller und ergänzt: „Im Hintergrund steht natürlich die Förderung von Lese- und Sprachkompetenz, die fürs ganze weitere Leben maßgeblich sind.“

Zudem übernimmt die Stiftung die Aufwandsentschädigung für die beiden ehrenamtlichen Helferinnen. Nuraj Bozkurt, die sich auch in der Hausaufgabenbetreuung engagiert, ist gleich beim Start dabei. Als leuchtendes Beispiel für den positiven Effekt von Lesefreude nennt sie ihre Tochter, die Schülerin an der Hoover-Schule war und jetzt kurz vor dem Abitur steht: „Wir haben immer viel zusammen gelesen, so hat sie ihren Weg gemacht.“

Dabei betont Nuraj Bozkurt noch einen anderen Aspekt: „Man muss sich Zeit nehmen für die Kinder. Geschichten wecken die Fantasie. Man muss es aber spielerisch, interessant und lebhaft machen. Mit Kindern das Interesse am Lesen zu teilen, heiß auch, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Und das ist sehr wichtig. Aber es lohnt, sich diese Zeit zu nehmen.“