„Jetzt ist die Bombe geplatzt“: Dass Amazon die globalen Fernsehrechte an „Herr der Ringe“ erworben hat und die Mittelerde-Saga zur TV-Serie verarbeiten will, sorgt für Aufruhr unter allen Tolkien-Fans.

Stuttgart - Tolkien-Fans sind im Fieber: Dass Amazon die globalen Fernsehrechte an „Herr der Ringe“ erworben hat und die Mittelerde-Saga zur TV-Serie verarbeiten will, ist der Deutschen Tolkien-Gesellschaft eine Eilmeldung wert: „Jetzt ist die Bombe geplatzt“, heißt es auf der Internetseite des Vereins, der die Amazon-Pressemitteilung für alle Fans ins Deutsche übersetzt hat. Der Kommentar der Tolkien-Fans zum Amazon-Deal: „Es bleibt abzuwarten, was genau Amazon umzusetzen plant. Klar ist nur, dass die Mittelerde-TV-Serie über mehrere Jahre gehen wird. Interessant ist, dass in der Pressemitteilung nicht die Rede von Middle-Earth Enterprises ist, die weltweit die Rechte am ,Hobbit‘ und ,Herrn der Ringe‘ vermarktet, sondern ausschließlich vom Tolkien Estate and Trust sowie dem Verlag Harper-Collins. Dies nährt den Verdacht, dass sich die Handlung der TV-Serie auf die Zeit zwischen dem ,Hobbit‘ und dem ,Herrn der Ringe‘ abspielen wird. Das Ganze wird – natürlich – exklusiv für Amazon Prime entwickelt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine Namen bekannt: Weder Regisseur noch Drehbuchautor oder gar irgendwelche Besetzungen. Fest steht nur, dass es eine TV-Serie geben wird und sich Amazon jetzt mit seinen Partnern um die weiteren Details kümmern wird. Vielleicht liegen zu Weihnachten bereits die ersten Informationen unterm Baum.“

 

Dass sich Amazon die TV-Rechte an der Fantasy-Saga laut US-Medien knapp 250 Millionen Dollar wert waren - hinzu kommen Produktionskosten von 100 bis 150 Millionen Dollar je Staffel – erfreut natürlich auch den Tolkien Estate and Trust und Harper-Collins. Der Verlagssprecher Matt Galsor kommentiert den Deal: „Wir sind erfreut, dass Amazon, mit seinem langjährigem Einsatz für die Literatur, das Zuhause für die allererste mehrstaffelige ,Herr der Ringe‘-TV-Serie sein wird.“

Beigelegter Rechtsstreit macht weg für TV-Serie frei

Tolkiens-Fans spekulieren, warum es gerade jetzt zu dem Deal kommt. Die Suche bei Amazon nach einer ernsthaften Konkurrenz für die HBO-Serie „Game of Thrones“ machte offenbar eine weitere „Herr der Ringe“-Adaption denkbar. Die Deutsche Tolkien-Gesellschaft vermutet zudem: „Zum anderen wurde Mitte des Jahres ein seit 2012 andauernder Rechtsstreit zwischen dem Tolkien Estate zusammen mit dem Verlag Harper-Collins und Warner Brothers außergerichtlich beigelegt. Darin forderten Tolkien Estate und Harper-Collins Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Dollar von Warner Brothers, da die 1960 vergebenen Rechte für den ,Hobbit‘ und den ,Herrn der Ringe‘ keine Vermarktung in elektronischer oder digitaler Form vorgesehen hatten. Nachdem dieser Streit nun beigelegt wurde, können neue Verträge ausgearbeitet werden.“

„Herr der Ringe“, „Hobbit“ oder „The History of Middle-earth“? Die Rechtelage im Tolkien-Kosmos ist nicht einfach. So liegen die Rechte für „Das Silmarillion“, eine Sammlung unvollendeter Werke J. R. R. Tolkiens, bei dessen Sohn Christopher. Weil der mit bisherigen Film-Adaptionen nicht glücklich war, ist davon auszugehen, dass er keine Verwertungsrechte verkauft. Die Filmrechte für die anderen Werke Tolkiens liegen nicht beim Tolkien Estate, sondern bei Middle-Earth Enterprises. Die von Paul Zaentz gegründete Firma kaufte die Verfilmungsrechte der „Herr der Ringe“-Bücher bereits in den 1970er Jahren dem amerikanischen Filmstudio United-Artists ab und vermarktet inzwischen weltweit auch die Filmrechte an „Der Hobbit“.