Jugendliche haben die Einrichtung der ersten Downhill-Strecke im Schönbuch bei Herrenberg durchgesetzt. Im Januar beginnen sie damit, den rund 450 Meter langen Parcours zu gestalten.

Herrenberg - Nieselregen und nasses Laub können Mathis Ochsenmeier nicht davon abhalten, auf sein Rad zu steigen und durch den Schönbuch zu fahren. Fahren trifft die Freizeitbeschäftigung des 16-Jährigen allerdings nur bedingt. Denn Mathis sitzt auf einem speziellen Downhill-Rad, mit dem er an diesem Nachmittag bei Herrenberg die neue und erste legale Abfahrtstrecke für Mountainbiker im Schönbuch vorstellt. Gekommen sind auch einige seiner Mitstreiter, um gemeinsam mit dem Herrenberger Oberbürgermeister, einem Forstmitarbeiter, Vertretern des VfL Herrenberg und anderen konkrete Pläne für das Projekt zu präsentieren.

 

Dass die Idee für eine Downhill-Strecke vor der eigenen Haustür von Herrenberger Jugendlichen kommt, liegt nahe. Der Weg, wie sie ihre Vorstellungen umzusetzen versuchten, eher nicht. Denn sie gingen vor rund einem Jahr auf die Stadt mit dem Vorschlag zu, im Schönbuch eine solche Abfahrt einzurichten – legal und mit allen dafür erforderlichen Genehmigungen und Formalitäten. Beeindruckt habe ihn, so gesteht der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler, „die Beharrlichkeit der jungen Menschen“.

Mit ihrem Vorhaben war es ihnen wirklich Ernst. Sie suchten sich eine Strecke aus und machten sich Gedanken, wie sie interessant gestaltet werden könnte. Ihre Vorstellungen präsentierten sie beispielsweise der Stadt und dem Forst. „Den Weg gibt es schon, und er wird schon intensiv genutzt“, sagt der Revierförster Andreas Hank. Die Downhill-Strecke beginnt etwas unterhalb der Jahnhütte. Der Start und das Ziel liegen – Luftlinie – etwa 200 Meter auseinander. Mit Serpentinen soll sie, so Mathis, auf 400 bis 450 Meter verlängert werden. „Das Besondere an unserer Strecke ist, dass sie für Anfänger und für Fortgeschrittene interessant sein soll“, erklärt Simon Eisele (16). Dazu soll es an manchen Stellen für ungeübtere Biker auch immer eine leichtere Alternative geben.

Parcours wird für Wanderer gesperrt

Für den Parcours macht der Forst eine Ausnahme. Denn normalerweise haben Radfahrer auf Waldwegen, die schmaler als zwei Meter sind, nichts verloren. Sie sind Wanderern vorbehalten. Wenn der Parcours mit Wurzeln und Wellen, Steinen und Steilkurven aber erst einmal angelegt ist, „dann ist der Weg für Fußgänger gesperrt“, sagt der Revierförster Hank. Denn die Downhiller kommen auf der Strecke auf ein Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern und mehr.

Wer die frei zugängliche Abfahrtstrecke in Angriff nimmt, ist versichert. „Wir werden eine Nichtmitgliederversicherung abschließen“, sagt Stefanie Wunder, die Geschäftsführerin des VfL Herrenberg. Ihm haben sich Mathis und seine Sportsfreunde angeschlossen und eine Radsportgruppe gegründet. 20 Mitglieder zählt sie zurzeit. Der Verein wird auch ein großes Hinweisschild aufstellen, bevor die Strecke abgenommen und freigegeben wird. „Auf ihm ist zu lesen, unter welchen Bedingungen sie genutzt werden darf“, sagt Wunder.

Abfahrt kann von Januar an gestaltet werden

Noch ist der Parcours nicht fertig. „Das forstrechtliche Verfahren ist aber abgeschlossen“, sagt Ina Mohr, die Koordinatorin für Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Herrenberg. Noch ein paar rechtliche Fragen müssten die Stadt und der Sportverein jedoch klären. Aber Anfang Januar könnten die Jugendlichen die Ärmel hochkrempeln, so Mohr, und mit der Forstverwaltung den Parcours anlegen. Im unteren Bereich ließ der Förster schon den Verlauf des Weges verändern, „weil die Strecke sonst direkt auf die Straße trifft“.

Mountainbiken ist für Mathis „eine gute Möglichkeit, in der Natur zu sein“. Es helfe ihm, den Schulalltag zu vergessen – und sei es nur für eine Stunde. Um sich das entsprechende Rad leisten zu können, jobbt der Gymnasiast, der seit drei Jahren Mountainbike und seit etwa einem Jahr Downhill fährt. Er ist begeistert von dem Sport – und seiner Vielfalt. Eine Downhill-Strecke ist nur eine Möglichkeit, ihn auszuüben.

Korb entpuppt sich als Downhill-Paradies

Vorreiter

In der Region Stuttgart hatten die Korber Downhiller (Rems-Murr-Kreis) die Nase vorn. Seit etwa vier Jahren gibt es dort eine Abfahrt. Sie sei etwa 800 Meter lang bei 120 Höhenmetern, sagt Matthias Bayer, der Abteilungsleiter Radsport des SC Korb. Die Abteilung zähle inzwischen 60 und 65 Mitglieder, vor allem aus Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis. Nur Mitglieder dürfen die vereinseigene Downhill-Strecke nutzen. Dort gibt es auch eine Variante für Einsteiger.

// Informationen unter www.sckorb.de/radsport.html und www.downhill-schwaben.de/Korber-Downhill.htm

Terminiert

Jahrelang hat man an Plänen für eine Strecke in Stuttgart-Degerloch gearbeitet. Der Sportamtsleiter Günther Kuhnigk geht davon aus, dass sie bis Anfang Mai fertig ist. Rund 160 000 Euro lässt sich die Stadt das Vorhaben kosten. Die rund 1000 Meter lange Abfahrt soll frei zugänglich sein. Die Radler müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein, ein spezielles Rad haben, Protektoren und Helm tragen.

Geplant

Nachdem die illegale Esslinger Nordschleife Anfang des Jahres von der Stadt abgeräumt worden war, haben die Esslinger Biker im Turnverein Hegensberg eine Radsportabteilung gegründet und zusammen mit der Verwaltung eine alternative Strecke ins Auge gefasst. Die Prüfung durch Naturschützer läuft.

// Näheres zur Nordschleife www.esnos.de