Roman Klis Design ist weltweit tätig und nun für die Arbeitsplatzkultur ausgezeichnet worden. Die Firma bietet gute Aufstiegsschancen und eine prima Betriebsklima.

Herrenberg - Kaffee-Boxen und Pralinenschachteln lagern in einem Regal im Besprechungsraum, Schokoladen- und Eisverpackungen, Limonaden- und Bierflaschen, Marmeladengläser – alles in frischen, teils grellbunten Farben, in pink, rosa, hellgrün, orange. Die

 

Herrenberger Agentur Roman Klis Design hat den namhaften Markenprodukten immer wieder ein neues Outfit verpasst und konkurriert dabei mit viel größeren Designerbüros in Hamburg und Berlin, in Paris und London. Jüngst ist das Unternehmen mit dem Top-Job-Siegel für herausragende Arbeitnehmerqualitäten ausgezeichnet worden.

Ausschlaggebend dafür war eine Mitarbeiterbefragung, an der fast jeder der 80 Beschäftigten der Agentur teilgenommen hat. „Heraus kam eine überaus hohe Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen“, sagt die Agenturmitarbeiterin Frances Hausotte-Gwinner. Gute Arbeitgeber seien wirtschaftlich stets erfolgreicher, bringt es Heike Bruch auf den Punkt. Sie ist die Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement der Schweizer Universität St. Gallen und wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Arbeitgeberqualität, welches das Top-Job-Siegel vergibt.

Vom Praktikant zum Art-Direktor

„Diese Auszeichnung ist für eine Agentur ungewöhnlich“, erklärt Ingo Schäfer, der in der Roman-Klis-Geschäftsleitung für die Beratung und die Unternehmensstrategie zuständig ist. Der Betriebswirtschaftler hat zehn Jahre lang für eine große Werbeagentur in Frankfurt gearbeitet, danach leitete er fünf Jahre lang im Nestlé-Konzern die Marketing- und Kommunikationsabteilung für die Marken Maggi und Thomy. Seit einem Jahr ist er für das Herrenberger Unternehmen tätig. Mit der Auszeichnung werde dokumentiert, „dass wir ein humaner Arbeitgeber sind und junge Leute nicht schnell verbrennen, wie es mitunter in dieser schnelllebigen Zeit in manchen Agenturen geschieht“. Die Agentur sei an einer langfristigen Beschäftigung der Mitarbeiter interessiert“, sagt Schäfer. Es gebe Beispiele in der Firma, dass sich jemand, der als Praktikant begonnen habe, bis in eine leitende Funktion empor gearbeitet habe. Im Jahr stellt Klis vier bis sechs Praktikanten ein, die zumeist ein halbes Jahr in das Unternehmen hineinschnuppern und auch bereits eigene Beiträge leisten.

Einer von ihnen ist der 37-jährige Thomas Fürmann, der vor elf Jahren als Praktikant begann und nun als Art-Direktor fungiert. „Man hat mir hier alle Chancen eingeräumt, um so weit zu kommen“, sagt er. Zudem gebe es immer wieder neue Aufgaben, die „absolut spannend sind“.

Rund ein Drittel ist in Teilzeit beschäftigt

Einige Mitarbeiter seien bereits zehn bis 15 Jahre in der Agentur, sagt Schäfer. Die Firma war im Jahr 1995 von Roman Klis als Ein-Mann-Unternehmen gegründet worden. „Wir sind jetzt quasi eine große Familie, jeder fühlt sich für den Betrieb persönlich verantwortlich“, erklärt der Klis-Stratege. Schon 16 Jahre mit dabei ist Daniela Philippin, die Bouillon-Verpackungen für den Markt in Middle East entwirft. Mit arabischer Schrift, mit einem Gockel oder einer Kuh, je nach dem, ob es sich um Hühner- oder Rinderbrühe handelt. „Für den dortigen Markt brauchen wir ein spezielles Ornament, Gold und funkelnde Farben, Bling-Bling eben.“ Das sei etwas, was ihr Spaß mache, sagt die Grafikdesignerin, die an ihrem ergonomischen Schreibtisch die Entwürfe bearbeitet.

Rund ein Drittel der Klis-Mitarbeiter sind in Teilzeit beschäftigt. „Wir tragen den Wünschen der Kollegen Rechnung. Frauen können nach dem Mutterschutz wieder einsteigen und weniger arbeiten. Manche haben einen Angehörigen zu pflegen und benötigen dafür Zeit. Ältere Mitarbeiter wiederum reduzieren, weil sie nicht mehr voll beschäftigt sein wollen und können.“ Dafür sei ein gewisse Flexibilität notwendig. Die Koordinierung dieser Beschäftigungsverhältnisse sei eine echte Herausforderung, trage aber natürlich auch zur Zufriedenheit der Mitarbeiter bei. Die Bezahlung sei dabei sozusagen „ein Hygienefaktor“, sie liege über dem Branchendurschnitt, erklärt Schäfer. Regelmäßig nehmen die Angestellten an Schulungen teil, Führungskräfte werden bei Teambildungsaufgaben gefördert. Praktikanten absolvieren ein Trainingsprogramm und erhalten einen Paten zur Seite gestellt.

Ausflug auf das Cannstatter Volksfest

„Auf diese Weise haben wir in Herrenberg unser Selbstwertgefühl entwickelt“, sagt Schäfer. Freilich, der Standort sei nicht ganz so einfach, räumt er ein. Der Kampf um junge Designertalente ist hart. „Die jungen Kollegen möchten in ihrer Freizeit etwas erleben“, weiß Frances Hausotte-Gwinner. Herrenberg sei eben nicht Berlin oder Paris. Dafür organisiert ein Roman-Klis-Event-Team After-Work-Partys, die Teilnahme an Sportveranstaltungen – zum Beispiel bei Firmenläufen – und Ausflüge zu besonderen Locations. Wie etwa auf das Cannstatter Volksfest.

Wein-Etiketten zum Start

Roman Klis Design:
Das Unternehmen ist eine der weltweit führenden Agenturen für Brand- und Packaging Design. Es residiert in einem modernen Bürogebäude am Herrenberger Bahnhof. Die Firma wurde 1995 von Roman Klis gegründet, der zunächst Wein-Etiketten entwarf. Der Durchbruch gelang 1997 mit Nescafé – dem damals 25-Jährigen wurde das weltweite Design anvertraut Zu den Kunden zählen heute Nestlé, Ritter Sport, die Schwartauer Werke und Haribo. Über den wirtschaftlichen Erfolg macht die Firma keine Angaben.

Top Job Siegel:
Mit ihm werden mittelständische Firmen für ihre Arbeitsplatzkultur ausgezeichnet. Wissenschaftler der schweizerischen Universität St. Gallen führen unter der Leitung von Professor Heike Bruch Befragungen der Personalchefs und der Mitarbeiter durch. Für die aktuelle Top-Job-Runde hatten sich 103 Firmen beworben, 93 Unternehmen haben es in diesem Jahr erhalten. Die Verleihung nahm der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement im Namen des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität in Konstanz vor, das von Heike Bruch wissenschaftlich geleitet wird. Den bundesweiten Arbeitgebervergleich Top Job gibt es seit dem Jahr 2002.