Nach langer Planung soll auf dem Seeländer-Areal nun ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Die Stadt steckt zwölf Millionen Euro in Bauprojekte.

Herrenberg - Wie im vergangenen Jahr will die Stadt Herrenberg zwölf Millionen Euro in weitere Bauvorhaben stecken. „Wir gehen mit

 

einem mittleren Optimismus ans Werk“, erklärte der Oberbürgermeister Thomas Sprißler bei der Vorstellung des Etatentwurfs für das nächste Jahr. Dazu zählt, dass wie im Vorjahr wieder mit Gewerbesteuereinnahmen von 13,5 Millionen Euro kalkuliert wird. Wenn diese eintrifft, kommt die Stadt ohne weitere Darlehen aus. Zudem soll der Schuldenstand um eine Million Euro verringert werden.

Neues Wohn- und Geschäftsgebäude

„Allmählich gelangen wir in die Phase der Umsetzung einiger Bauprojekte“, berichtete Sprißler. Ein Meilenstein sei die Erschließung des Seeländer-Areals, auf dem ein Wohn- und Geschäftshaus gebaut werden soll. Das 9100 Quadratmeter große Gelände, auf dem bis vor zehn Jahren der alte Bauhof stand, gehört noch der Stadt. Der Projektentwickler und Bauträger Geiger aus Sonthofen im Oberallgäu wird es ihr abkaufen und möchte 20 Millionen Euro in einen neuen Gebäudekomplex stecken. Er plant darin auch Büros und Fachmärkte mit einer Verkaufsfläche von insgesamt rund 6000 Quadratmetern.

„Wenn wir die Entwicklung in unserer Umgebung mit den großen, neu eröffneten Einkaufstempeln betrachten, ist es umso wichtiger, sich nicht zu klein zu machen angesichts dieser Konkurrenz. Wir müssen vielmehr mit aller Kraft daran arbeiten, für Herrenberg die richtige Antwort darauf zu finden“, warb Sprißler für das Geigersche Vorhaben, das jetzt in das Bebauungsverfahren geht. Für die Planung und die Erschließung des Areals, auf dem zurzeit noch Autos parken, sieht die Stadt rund 1,6 Millionen Euro im Etat 2015 vor.

Aischbach soll freigelegt werden

Der Name Seeländer deutet schon daraufhin: Auch das Thema Wasser wird die Planer beschäftigen. Der dort verlaufende Aischbach soll freigelegt werden. Eine Herausforderung ist der neue Kanalbau. Laut der Hochwasserkarte könnte der Aischbach alle hundert Jahre überschwemmt werden. Deshalb muss baulich Vorsorge getroffen werden. Die Maßnahmen sind in den 1,6 Millionen Euro für die Erschließung enthalten. Zudem soll die Seestraße ihr Gesicht verändern und attraktiver gestaltet werden. Die konkreten Pläne dafür werden gegenwärtig vorbereitet.

Den größten innerstädtischen Gestaltungsspielraum erhofft sich Sprißler vom Baywa-Gelände, das die Stadt gekauft hat. Die Entwürfe aus dem städtebaulichen Wettbewerb Westliche Innenstadt im Jahr 2012 sahen die Ansiedlung von Dienstleistern und Handel vor. Allerdings gibt es bislang noch keine verbindliche Planung für das 1,7 Hektar große Filetstück. Ein Gebäude wird gegenwärtig abgerissen. Laut Reinhold Lönarz, dem Leiter des Stadtplanungsamts, könnte durch das Gelände eine Trasse führen, die so genannte Bahn-Tangente unweit des Bahnhofes, die den Reinhold-Schick-Platz mit rund 40 000 Fahrzeugen täglich entlasten soll. Die Entscheidung darüber werde noch im ersten Halbjahr 2015 fallen, so Lönarz.

Neue Kita für 1,4 Millionen Euro

Klar ist schon, dass im Investitionspaket auch eine neue Kita im Herrenberger Ortsteil Affstätt enthalten ist. Kostenpunkt: 1,4 Millionen Euro. Eine weiteres Maßnahmenbündel schlägt in Etat für nächstes Jahr mit 2,1 Millionen Euro zu Buche: die Erweiterung des Gas- und Wassernetzes, neue Parkscheinautomaten, der Ausbau des Datennetzes und nicht zuletzt die Sanierung des Hallenbads. Daneben werden auch andere städtische Gebäude energetisch auf den neuesten Stand gebracht.

Um den 77 Millionen Euro schweren Etat auszugleichen, werden 4,7 Millionen Euro von der hohen Kante genommen. Steuern sollen keine erhöht werden. Auch an der Gebührenschraube wird nicht gedreht, der Elternbeitrag für die Kitas bleibt damit gleich. Im Gegenzug wird gerade hier noch mehr Personal benötigt. Von den neun neuen Stellen für städtische Mitarbeiter entfällt die Hälfte auf zusätzliche pädagogische Fachkräfte. „Wir haben bei den U-3-Plätzen keine Warteliste“, bilanzierte Sprißler und blickte in die Zukunft: „Die große Herausforderung für die Kitas wird sein, behinderte Kinder zu integrieren.“ Der Bedarf werde zurzeit ermittelt.