Ob das einstige IBM-Schulungszentrum in ein Heim für Neuankömmlinge umgebaut wird, steht noch nicht fest. Zumal der Flüchtlingszustrom deutlich nachgelassen hat. Von insgesamt 34 000 Plätzen in den Erstunterkünften des Landes sind derzeit lediglich rund 7000 belegt.

Herrenberg - Beim Thema Flüchtlingsaufnahme werden die Karten neu gemischt. „Es wird an einem Gesamtkonzept gearbeitet“, erklärte Carsten Dehner, der Sprecher im Stuttgarter Innenministerium. Sämtliche Standorte im Land werden nach dessen Aussage neu überprüft. Das betreffe freilich auch die geplante

 

Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Herrenberg. Der Grund ist die gesunkene Zahl von Neuankömmlingen in Baden-Württemberg. Laut Dehner sind in den Aufnahmestellen im Land von insgesamt 34 000 Plätzen derzeit lediglich 7000 belegt. „ Stand heute soll die LEA in Herrenberg kommen. Allerdings vorbehaltlich der nun anstehenden Prüfung“, sagte Dehner. Zuvor wolle das Land auch noch die ausstehende Prognose des Bundesamts für Migration abwarten, mit wie vielen Flüchtlingen in diesem Jahr in Deutschland zu rechnen sei.

Für den Böblinger Landrat Roland Bernhard steht hinter der Herrenberger LEA dennoch ein großes Fragezeichen. Er habe erfahren, dass das Land in den nächsten drei Monaten das Pro und Contra abwäge. Zumal beim Umbau des ehemaligen IBM-Schulungszentrums, welches das Land vom Schweizer Fonds Real MGT dem Vernehmen nach für 20 Millionen Euro erwarb, noch einige Millionen Euro investiert werden müssten. Unter anderem soll für die unbetreuten, minderjährigen Flüchtlinge ein separater Gebäudetrakt geschaffen werden. „Pläne dafür gibt es noch keine, deshalb steht die Investitionssumme noch nicht fest“, erklärte Dehner.

Regierungspräsidium suchte bereits einen Hausmeister

Ursprünglich sollte die LEA Herrenberg schon vom nächsten Jahresbeginn an in Betrieb genommen werden. Bis zu 1250 Neuankömmlinge sollten einziehen. Das bestehende Gebäudeensemble bietet 25 000 bis 27 000 Quadratmeter Nutzfläche. Das Regierungspräsidium schrieb bereits die Hausmeisterstelle aus. Rund 300 Arbeitsplätze sollten in der LEA angesiedelt werden mit Betreuern, Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und von Sicherheitsdiensten. „Dass die aktuelle Situation mit den zu erwartenden Flüchtlingen jetzt überdacht wird, ist ganz normal“, erklärte der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler. Die Planung sei zuletzt ohnehin nicht mehr mit Volldampf vorangetrieben worden. Durch den Regierungswechsel seien neue Akteure am Werk. Wenn das Gebäude vom Land anders genutzt werde, „ist uns das auch recht“, sagte Sprißler.