Im Verlauf des Jahres sollen 90 Flüchtlinge in Herrenberg ankommen. Bloß: die passenden Unterkünfte fehlen. Jetzt sollen Container eingesetzt werden.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Herrenberg - Andernorts ist die Flüchtlingsunterbringung längst kein Thema mehr – es sei denn, weil inzwischen wieder Unterkünfte leerstehen. Herrenberg holt das Problem mit einiger Verspätung ein. Weil die Stadt Standort für eine Großunterkunft werden sollte – eine Landeserstaufnahmestelle – war sie von der Pflicht zur Flüchtlingsunterbringung befreit. Im vergangenen November hatte das Land seine Pläne für Herrenberg gekippt, nachdem der Zustrom abgeebbt war. Nun wird der Stadt das gleiche Kontingent zugewiesen wie jeder anderen Kommune. Die entsprechenden Bauten fehlen schlicht.

 

Um die Pflicht zu erfüllen, hält die Verwaltungsspitze es für unvermeidbar, dass die Flüchtlinge zwischenzeitlich in Wohncontainer einquartiert werden. Als Standort für die eingeschossigen Behelfsbauten ist ein Grundstück an der Kreuzung der Nagolder- zur Kalkofenstraße angepeilt. Der Gemeinderat hat über den Vorschlag noch nicht beraten. Die Stadträte sollen am kommenden Dienstag entscheiden, ob sie dem Plan zustimmen oder ihn ablehnen.

Container sollen im Juli bezugsfertig sein

Laut der städtischen Mitteilung werden im Verlauf des Jahres 90 Flüchtlinge in Herrenberg ankommen. Der Landkreis habe die Stadtverwaltung bereits daran erinnert, dass in Zukunft die gesetzlich vorgeschriebene Quote zu erfüllen sei. Ein Suchlauf hat ergeben, dass nur 30 der Neuankömmlinge in feste Bauten werden einziehen können. Danach sei schlicht keine Wohnfläche mehr frei. Als sich die Anzeichen verdichteten, dass die Großunterkunft wohl nicht verwirklicht wird, hatte die Stadt über ihre eigenen Wohnungen bereits einen Vermietstopp verhängt.

Ungeachtet dessen werde voraussichtlich Mitte des Jahres kein Wohnraum mehr zur Verfügung stehen. Dementsprechend sollen die Container spätestens im Juli bezugsfertig sein. Die Stadt will die Einfachunterkünfte nicht kaufen, sondern mieten. Die Kosten sind auf 400 000 Euro kalkuliert. Nach frühestens zwölf, spätestens 18 Monaten sollen die Container wieder zurückgegeben werden.

Bis dahin sollen neue städtische Wohnungen erbaut sein. Ein Konzept für dieses Vorhaben ist seit dem vergangenen November in Arbeit. Später sollen die Wohnungen frei vermietet werden. Die Nachfrage sei hoch. Für die Zukunft sind nach derzeitigem Stand keine Anstrengungen mehr nötig. In den ersten drei Monaten 2018 werden voraussichtlich sieben neue Flüchtlinge in Herrenberg ankommen.