Um die Artenvielfalt für Tiere wieder zu verbessern, die in freier Wildbahn leben, ist in Herrenberg ein grüner Korridor aus Büschen und Bäumen geschaffen worden. Damit besteht eine Verbindung zwischen dem Nordschwarzwald und dem Naturpark Schönbuch. Allerdings fehlt noch eine Brücke über die B 14.

Herrenberg - Dort drüben haben wir eine Reihe von Büschen gepflanzt“ sagt Helmut Dölker vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er zeigt auf eine Anhöhe auf dem Rötelesberg in Herrenberg-Affstätt. 20 Grundstücke mit einer Fläche von fast 40 Hektar hat der BUND von den Kommunen und Landwirten erworben, damit die Wildtiere geschützt zwischen dem Nordschwarzwald und dem Naturpark Schönbuch hin und her pendeln können. Der Korridor mit Bäumen und Sträuchern, die als kleine Refugien mitten in der Gäulandschaft stehen, erstreckt sich über drei Kilometer. Am Montag wurde er seiner Bestimmung übergeben. Es gibt aber noch einen Haken: Bisher müssen die Tiere die B 14 und eine Bahnstrecke überqueren. Zumindest über die B 14 sei eine Grünbrücke geplant, sagt Axel Wieland, der Projektkoordinator des BUND.

 

„Wildkatzenretter“ steht auf dem Hemd von Helmut Dölker. Er und viele Ehrenamtliche des BUND haben zusammen mit Teilnehmern des Bundesfreiwilligendienstes, den sogenannten Bufdis, ganze Arbeit geleistet. Freilich, einen durchgehenden Waldstreifen können sie den Tieren nicht bieten. „Wir sind hier nicht in Thüringen, wo das möglich ist“, erläutert Axel Wieland. Immerhin aber haben er und seine Mitstreiter den ersten Wildtierkorridor des Landes geschaffen. Langfristig sollen die Tiere vom Schwarzwald, wo noch Wildkatzen gesichtet werden, über den Schönbuch bis auf die Schwäbische Alb wandern.

Viele Gespräche mit Grundstücksbesitzern

„Die Wildkatzen gelten in unseren Gefilden als ziemlich ausgestorben“, sagen die Aktiven des BUND. Aber nicht nur sie sollen wieder mehr Lebensraum finden, sondern auch Wiesel, Marder, Feldhasen und andere Tiere, die in freier Wildbahn leben. Im Rahmen der Flurneuordnung seien viele Gespräche mit den Grundstücksbesitzern nötig gewesen, um sie von dem Vorhaben zu überzeugen, berichtet Axel Wieland. Manchen Landwirten seien Wiesen und Felder im Tausch angeboten worden.

Das Projekt habe sich zwischen den Jahren 2011 und 2015 nun doch etwas in die Länge gezogen, bilanziert der BUND-Projektleiter. Am Ende sind die Umweltschützer aber doch zufrieden. „Wir haben das doch noch mit allen Beteiligten gut hinbekommen“, sagt Axel Wieland. „Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten.“

Vom Bund 400 000 Euro erhalten

400 000 Euro habe das Vorhaben gekostet, erklärt Wieland weiter. Das Geld floss aus einem Fördertopf des Bundesumweltministeriums. Von der Sinnhaftigkeit des Korridors überzeugte sich die Bundesstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). „Ohne eine Vernetzung der Biotope können wir unser Ziel nicht erreichen, wieder mehr Wildtiere in Deutschland zu haben“, sagte sie. Ihr Ministerium wolle mit der Förderung in den Bundesländern einen Waldverbund von 20 000 Kilometer Länge schaffen.

Weil die Landschaft aber auch im Gäu durchschnitten wird von Straßen und Bahnstrecken, sei der grüne Korridor für die Tiere lebensnotwendig, pflichtet Axel Wieland ihr bei. Geradezu ein Glücksfall für die wandernden Tiere sei der Schönbuchtunnel, „über den viele den Weg nach Süden und nach Norden finden“.

Eine Grünbrücke für die Tiere fehlt noch

Ein Knackpunkt sei allerdings noch die B 14 bei Nufringen, sagte Axel Wieland. Damit die Tiere gefahrlos die Bundesstraße überqueren können, müsse jetzt schnell die geplante Grünbrücke kommen. „Um die Biotopvernetzung im Land voranzubringen, müssen zehn neue Grünbrücken gebaut werden“, erklärt Axel Wieland. Bis in vier Jahren will der BUND dieses Vorhaben verwirklichen. Mit dem Generalwildplan und dem Konzept zur Wiedervernetzung habe das Land einen ersten Schritt getan, sagte der BUND-Aktivist. Nun gelte es, die einzelnen Projekte auch rasch in die Tat umzusetzen.