Die Bakterien sind besiegt. Nach einer zweiwöchigen Zwangspause öffnet das Herrenberger Naturbad am Donnerstag um 6 Uhr wieder seine Pforten für die Schwimmer.

Herrenberg - Frohe Kunde für alle Schwimmfreunde: das Herrenberger Naturfreibad, das seit dem 19. August wegen erhöhter Bakterienwerte im Wasser geschlossen war, öffnet am Donnerstag wieder. „Es gab einige technische Mängel, die wir behoben haben“, sagte der Oberbürgermeister Thomas Sprißler bei einer Pressekonferenz im Bad. Jetzt seien die Werte des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa in allen Becken bei nahezu Null.

 

„Schwere, aber lehrreiche Wochen liegen hinter uns“, meinte Sprißler. Hatte man doch das erst am 15. Mai eröffnete Naturfreibad, das sich als wahrer Publikumsmagnet erwies und in den ersten zwei Monaten 70 000 Besucher anzog, gleich in der ersten Saison zweimal schließen müssen. Der Grund: bei den wöchentlichen Wasserproben wurden hohe Konzentrationen des Pseudomonas-Bakteriums entdeckt. Dieses kann bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem Infektionen der Haut, Augen und Lunge auslösen. Im Abstimmung mit dem Böblinger Gesundheitsamt wurde das Bad vorsichtshalber geschlossen.

Fehlerquellen wurden gefunden

Nach der ersten Schließung am 7. August wurden die Becken gereinigt und die Leitungen durchgespült. Dabei fand man in Düsen und Leitungen Rückstände aus der Bauphase, welche die erhöhte Bakterienkonzentration plausibel machten. Nach der Reinigung und einigen Ruhetagen normalisierten sich die Werte wieder. Das Bad konnte am Samstag, 15. August, wieder öffnen.

Doch nur für wenige Tage. Bereits am 19. August wurde es wieder dicht gemacht. Denn die Bakterienwerte im Wasser hatten die zulässigen Grenzwerte erneut überschritten. Zwei Wochen arbeiteten nun die Techniker an einer Lösung des Problems. Auch die Planer des Naturfreibads von der Firma Wasserwerkstatt unterstützten an Ort und Stelle die Fehlersuche. „Wir haben die Ursachen gefunden“, sagte Stefan Bruns vom Bremer Planungsbüro jetzt. Die Hauptursache sei eine Verschlammung der Drainage im Filter gewesen. „Dieser führte zu einer Verstopfung der Düsen, durch die das Reinwasser in die Becken geleitet wird“, erklärte der Experte. Außerdem sei ein Schachtablauf undicht gewesen. So hätten sich Rein- und Schmutzwasser vermischt. Als weiteren Fehler entdeckte man falsch eingestellte Düsen. Wer dafür verantwortlich war, ist unklar.

Einige Probleme seien auf technische Baumängel zurückzuführen, erklärte der OB Sprißler: „Diese haben wir nun alle behoben.“ Im Herbst solle es noch einmal eine genaue Prüfung des Drainagesystems geben. Dann könnten eventuell noch bestehende Fehler beseitigt werden. Allerdings gebe es auch Auffälligkeiten bei den Wasser-Messwerten. Insgesamt drei Institute hatten die Wasserproben untersucht. Nur die Ergebnisse eines Instituts waren erhöht, die der anderen im Normbereich oder bei Null. „Trotzdem haben wir auf Sicherheit gesetzt und das Bad geschlossen“, sagte der Rathauschef. Man habe nun die Prüfberichte der Labors angefordert, um die Messwerte zu analysieren.

Um künftig solche Mängel zu verhindern, werde man zudem den Betriebsablauf im Bad verändern, sagte der OB. Dazu gehöre, dass die Becken künftig mit Elektrogeräten statt manuell gereinigt würden. Regelmäßig wolle man die Wasserzufuhrleitungen mit einer Kamera nach Verschmutzungen untersuchen. Außerdem soll jeder Mitarbeiter in einem Betriebstagebuch alle Arbeitsschritte dokumentieren.

Einnahmeverluste für die Stadt in fünfstelliger Höhe

Die insgesamt dreiwöchige Schließung des Naturfreibads ausgerechnet in den Sommerferien und bei schönstem Wetter sei nicht nur für die Bürger „bitter“ gewesen, sondern auch „für uns als Stadt“, meinte Thomas Sprißler. Zusatzkosten für die Wasserproben von rund 9000 Euro seien entstanden. Zudem rechne man mit Einnahmeausfällen „im fünfstelligen Bereich“. Weitere  40 000 Euro fallen für die Entschädigung der Dauerkartenbesitzer an. „Wir werden dem Gemeinderat eine 50-prozentige Rückerstattung der Gebühren empfehlen“, sagte Sprißler.