Drei Investoren planen für zwei Millionen Euro eine neue Anlage. Die meiste Fläche ist für Kraxler reserviert, die ungesichert hoch hinaus wollen.

Herrenberg - Das Sportklettern wird immer beliebter. Das jedenfalls hat Karl Leonhardt festgestellt, der Erste Vorstand des Deutschen Alpenvereins bei der Sektion Tübingen. Seit gut einem Jahr betreibt er in Tübingen das Kletterzentrum B 12 und kommt auf Anhieb bisher

 

fast auf 70 000 zahlende Gäste. „Wir haben es zu klein gebaut, sind an den meisten Tagen rappelvoll und können nicht erweitern“, sagt der 62-Jährige. In seinem Heimatort in Herrenberg-Gültstein will er deshalb bis in etwa zwei Jahren ein weiteres Kletterzentrum eröffnen – zusammen mit zwei weiteren Investoren für insgesamt zwei Millionen Euro.

Die drei Bauherren werden im Gültsteiner Gewerbegebiet von der Stadt Herrenberg ein 4200 Quadratmeter großes Grundstück erwerben. Die Pläne für ihr Projekt haben sie im Gemeinderat bereits vorgestellt. Dieser gab kürzlich grundsätzlich grünes Licht für das Vorhaben. Leonhardt will eine Boulderhalle – für das Kraxeln ohne Seil – mit 476 Quadratmetern errichten, der Kletterturm soll 100 Quadratmeter umfassen. Die Boulderfläche soll sich auf insgesamt 500 Quadratmetern in der Halle und auf 200 Quadratmetern im Außenbereich erstrecken. Für die Kletterer mit Seil sind insgesamt 500 Quadratmeter vorgesehen (300 in der Halle und 200 außen). Die gesicherten Sportler sollen eine Höhe von bis zu 15 Metern erklimmen können, beim Bouldern sind maximal 4,50 Meter vorgesehen. „Damit die Sportler sich beim Fallen nicht verletzen“, sagt Leonhardt, „landen sie auf einer weichen, 30 Zentimeter dicken Bodenmatte.“ Leonhardt hat seine Jahreskalkulation auf 30 000 Besucher ausgerichtet. „Wenn nur 25 000 kämen, würden wir uns finanziell auch über Wasser halten können“, meint Leonhardt.

Verkehrsgünstig gelegen

Der Standort in der Ohmstraße ist verkehrmäßig gut gelegen. In der Nähe führt die Autobahn 81 vorbei und außerdem eine Buslinie, die bis Mitternacht genutzt werden kann. Das Einzugsgebiet sei hauptsächlich Herrenberg und das Gäu. Leonhardt erwartet aber, dass zahlreiche Besucher auch aus dem Schwarzwald kommen werden.

Er sieht seine geplante Anlage als Ergänzung zu der Kletterhalle, die am Böblinger Silberweg geplant ist, wo der SV Böblingen seine Sportstätten hat. Dort beabsichtigen der Sport-Ökonom Georg Humburg und dessen Partner Florian Schüle ebenfalls einen Neubau für ein Kletterzentrum zu errichten. Er soll 2500 Quadratmeter Fläche bieten und damit noch um einiges größer werden als das Gültsteiner Projekt. Vier Millionen Euro wollen die beiden Geschäftspartner dafür investieren und mit dem Böblinger Sportverein eine Kooperation eingehen.

Tübinger Kletterzentrum platzt aus den Nähten

„Es wird in Böblingen bedeutend mehr Klettermöglichkeiten geben für die Sportler, die mit einem Kompagnon in die Wand gehen und sich mit Seilen vor Abstürzen wappnen“, weiß Leonhardt. Er wiederum setze den Schwerpunkt auf das Bouldern, „sodass wir im Grunde auf eine etwas andere Klientel abzielen.“

Dazu zählen auch die älteren Semester und Familien mit Kindern, die im Deutschen Alpenverein Mitglied sind und die bereits in das bisweilen aus allen Nähten platzende Tübinger Kletterzentrum strömen. Wenn es dort zu voll ist, so die Überlegung der drei Investoren, könnten die Kletterfreunde auch den Weg nach Gültstein finden. In Tübingen Hangeln und Kraxeln manchmal bis zu 150 Gäste gleichzeitig, in Gültstein ist an den Wänden Platz für 100. „Nach zwei Stunden wird zumeist eine Pause eingelegt“, sagt Leonhardt. Dafür sei in der Empfangshalle ein gastronomisches Angebot geplant.

Der Kaufvertrag für das Grundstück muss zwar noch unterzeichnet werden, über den Preis macht Leonhardt keine Angaben. Der Gültsteiner Ortsvorsteher Gerhardt Kauffeldt und Peter Wilke, der Leiter des Herrenberger Amts für Wirtschaftsförderung, begrüßen das Projekt aber einhellig. „Wir unterstützen es, weil Klettern zu einer Trendsportart geworden ist“, sagt Wilke. Spätestens im Herbst nächsten Jahres soll mit dem Bau begonnen werden.