Nur allmählich werden neue Abnehmer gewonnen. Der Wettbewerb ist hart. Der kalkulierte Gewinn beträgt zum Jahresende lediglich 50 000 Euro.

Herrenberg - Im Dezember 2013 haben die Stadtwerke Herrenberg mit dem Verkauf von Ökostrom begonnen und sich ein hehres Ziel gesetzt: Binnen fünf Jahren wollten sie 3500 Kunden gewonnen haben – derzeit sind es jedoch erst 1600. Zum Start hatten in kurzer Zeit rasch Hunderte von Abnehmer unter Vertrag genommen werden können, danach kletterte die Kundenzahl langsamer. Immerhin, mit

 

dem neuen Betriebszweig erwirtschaften die städtischen Energiemanager zuletzt kleinere Gewinne. Doch geht es finanziell nicht voran. In diesem Jahr wird mit einem Plus von etwa 50 000 Euro kalkuliert – mit derselben Summe wie im vorigen Jahr. Der Energieversorger EnBW hat nach wie vor die Nase vorn: Er beliefert die meisten der 13 000 Haushalte mit Strom.

Um der EnBW und den anderen Anbietern im harten Wettbewerb Paroli zu bieten, haben die Stadtwerke ihr Marketing ausgebaut und wollen verstärkt für sich werben. Dafür haben sie ihr zuvor vierköpfiges Mitarbeiterteam um eine Kraft verstärkt, die sich ausschließlich darum kümmern soll, mit neuen Kunden Verträge abzuschließen. „Wir haben einen stetigen Zuwachs“, versichert der Stadtwerke-Chef Florian Müller. Das soll auch in diesem Jahr so bleiben. Der veranschlagte Gewinn sei so niedrig angesetzt, weil in diesem Jahr die Kosten für den neuen Mitarbeiter berücksichtigt werden müssten.

Zwei Großkunden gingen verloren

In der jüngsten Gemeinderatssitzung legte Müller den Wirtschaftsplan 2016 vor, in dem er einen vergleichsweise bescheidenen Gesamtgewinn ausweist: rund 160 000 Euro. Vor zwei Jahren schlug noch etwas mehr als eine Million Euro zu Buche. Für das vergangene Jahr wird die Bilanz noch erstellt. Ein Grund dafür, dass es in der Kasse nicht mehr so klingelt, sind die geplanten Investitionen in das teilweise veraltete Leitungsnetz für die Gas- und Wasserversorgung, die mit rund zwei Millionen Euro angesetzt werden. Eine andere Ursache liegt in dem Verlust von zwei großen Firmen, die kein Gas mehr von den Stadtwerken beziehen. Die IBM gibt den Standort in Herrenberg auf, der andere Betrieb hat den Lieferanten gewechselt.

80 Prozent der mit einer Gasheizung ausgestatteten Haushalte in Herrenberg beliefern die Stadtwerke bereits. Anders als beim Strom ist hier nicht mehr so viel Luft nach oben, gleichwohl wirbt Müller auch hier um eine neue Klientel. „Wir werden außerhalb unseres Stadtgebietes wildern, um Kunden an Land zu ziehen“, erklärt der Stadtwerke-Chef. Beim Gasverkauf sollen in diesem Jahr immerhin unterm Strich 480 000 Euro als Gewinn stehen.

In drei Bereichen ein Minus

Auffangen soll das magere Ergebnis beim Stromverkauf in diesem Jahr ein stückweit auch der Erlös bei der Fernwärme. Daran gekoppelt ist die Erzeugung von Strom, der in das Netz eingespeist wird. Mit den Einnahmen von rund 750 000 Euro ist ein Gewinn von 95 000 Euro geplant. Von den insgesamt zehn Geschäftsfeldern, zu denen auch Parkplätze gehören (plus 11 000 Euro) und Photovoltaikanlagen (plus 1000 Euro) sind drei defizitär. „Der Verlust bei den Bädern ist normal“, sagt Müller, „wohl nirgendwo kann eine Anlage wirtschaftlich betrieben werden.“ Besonders die Kosten für das Naturfreibad schmälern die Bilanz. Hier wird bis Jahresende mit einem Minus von 670 000 Euro gerechnet, bei den City-Bussen mit einem Verlust von 200 000 Euro. Und weil auf Kosten der Stadtwerke Leerrohre für die Telekommunikation verlegt werden, geht Müller in dieser Sparte von einem Defizit von 40 000 Euro aus.

Obwohl es das Ziel ist, den Gewinn zu erhöhen, um weitere Rücklagen für Investitionen in die Netze zu bilden, ist in Herrenberg nur moderat an der Preisschraube gedreht worden. Der Strompreis wurde zum Jahresbeginn um 0,6 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Die Gaskunden profitierten sogar von Gebührensenkungen. Seit drei Jahren verlangen die Stadtwerke jeweils Anfang Januar zwischen 0,3 und 0,4 Cent weniger. Und die Fernwärmepreise werden jeweils mit den zumeist größeren Abnehmern verhandelt. „Natürlich“, sagt Müller, „streben wir auch hier höhere Einnahmen an.“