Die evangelische Kirchengemeinde Heumaden-Süd bemüht sich um die Erneuerung ihres Ökozertifikats.

Heumaden - Der Grüne Gockel ist noch da. „Aber er war in der Vergangenheit etwas flügellahm“, sagt Volker Ruta. Damit meint der Leiter des Umweltteams der evangelischen Gemeinde Heumaden-Süd, dass sich die Gruppe in der vergangenen Zeit ein wenig stiefmütterlich um das Umweltmanagement der Gemeinde gekümmert hat. Dafür hatte sie 2005 das Ökosiegel Grüner Gockel (siehe Infobox) erhalten. Das habe daran gelegen, dass das Team mit einem anderen Umweltprojekt befasst war. Nun hat es sich wieder in die Arbeit gestürzt, berichtet Ruta. Denn der Grüne Gockel soll wieder flattern.

 

Seit März ist das siebenköpfige Umweltteam am Werk. Den Motivationsschub hat ein Online-Angebot der Evangelischen Landeskirchen mit dem Namen „Das grüne Datenkonto“ gegeben. Es ist eine Energiemanagement-Software, in die Kirchengemeinden ihre Daten zu beispielsweise Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch eintragen und auswerten können.

Für das Heumadener Umweltteam hat dies zunächst viel Arbeit bedeutet. Seit 2005 trägt die Gemeinde das Ökozertifikat „Grüner Gockel“, 2009 wurde sie erneut zertifiziert. Seit acht Jahren werden also jeden Monat die Stände von rund 15 Strom-, Gas- und Wasserzählern im Gemeindehaus „Über der Straße“ und im Gemeindezentrum Bockelstraße abgelesen. Bislang lief alles handschriftlich auf Papier und wurde nur jährlich ausgewertet. Nun hat das Teammitglied Volker Distel alles in das Online-System eingetragen. „Das waren weit über 1000 Daten“, erzählt er. Als Betriebswirt gefalle ihm das Jonglieren mit Zahlen.

Inspektion deckt einiges auf, das verbessert werden muss

Die Ergebnisse – monatlich aufgedröselt und in übersichtlichen Diagrammen dargestellt – offenbarten Verblüffendes: Im Jahr 2008 gab es zum Beispiel einen enormen Ausreißer im Wasserverbrauch. „Das ist kurios, denn leider weiß keiner mehr, was passiert ist. Ob es etwa einen Wasserrohrbruch gab“, sagt Volker Ruta. „Hätten wir damals schon monatlich geguckt, wüssten wir es.“ Noch eine weitere Erkenntnis hat das Umweltteam gewonnen: Nämlich, dass die Wasserumwälzpumpe der Heizung wohl veraltet ist, da sie ein Drittel des Stromverbrauchs der Gemeinde ausmacht – 2012 waren das über 2000 von insgesamt rund 6000 Euro auf der Jahresrechnung.

Nun wird das Umweltteam dem Kirchengemeinderat ans Herz legen, in dieser Sache schnell zu handeln. Auch andere Maßnahmen sollen umgesetzt werden. Etwa, dass die Grünflächen ohne Pestizide gepflegt oder dass nur ökologisch unbedenkliche Putzmittel verwendet und Produkte aus fairem Handel gekauft werden.

Nach einer Inspektion aller Gebäude im Juli hat das Umweltteam zudem vieles entdeckt, was verbessert, aber nicht auf der Stelle umgesetzt werden kann. Etwa, dass Fenster in der Kirche kaputt sind und der Wind durchzieht. Oder dass insgesamt 16 Lampen mit je 400 Watt verwendet werden. Diese sollen laut Ruta im besten Fall durch Energiesparlampen ersetzt werden.

Auch die Themen Öffentlichkeitsarbeit, Papierverbrauch und Abfallmenge will das Team bald beackern. Ende des Jahres wird dann der Revisor bestellt, der die Zertifizierung auffrischen kann. Distel und Ruta sind sicher, dass es klappen wird. Dann wird der Grüne Gockel für weitere vier Jahre durch die Gemeinde flattern.

DER GRÜNE GOCKEL

System
Der Grüne Gockel ist ein System für Umweltmanagement in Kirchengemeinden. Ziel ist es, die Umweltbelastung zu verringern und dadurch einerseits Geld zu sparen, aber auch dem Schöpfungsgedanken nachzukommen. Die Prüfung orientiert sich an der EU-Umweltverordnung für Unternehmen.

Ursprung
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat das System eingeführt. An dem Projekt beteiligen sich auch andere Landeskirchen, zum Beispiel die Evangelische Landeskirche in Baden, die Evangelische Kirche der Pfalz sowie diverse Organisationen und Diözesen der Katholischen Kirche in Deutschland.

Region
In Württemberg sind 105 evangelische Gemeinden zertifiziert. Heumaden-Süd war die 33., die das Siegel erhalten hat. In Stuttgart haben bislang 14 Gemeinden den Grünen Gockel, darunter die evangelische Gemeinde Plieningen-Hohenheim. Die evangelische Gemeinde Birkach ist auf dem Weg zum Gockel.