40 Studenten helfen bei der Suche nach dem Asiatischen Laubholzbock. Die Unterstützung ist dringend nötig, denn den beteiligten Ämtern fehlt das Personal. Dabei drängt die Zeit. Im Frühjahr könnten neue Schädlinge schlüpfen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Hildrizhausen - Gehen zwei Männer mit einem Handy zu einem Baum. Einer legtein Zentimetermaß um den Stamm, hebt ein Fernglas und lässt den so geschärften Blick über jeden Ast schweifen. Der zweite Mann notiert. Am Ende bindet er eine weiße Schleife um den Stamm.

 

Solche scheinbar skurrilen Szenen verwundern in Hildrizhausen nur noch Fremde, Einheimische haben sich längst daran gewöhnt. Die Frauen und Männer, die durchs Dorf und den umliegenden Forst streifen, sind auf der Suche nach dem Asiatischen Laubholzbock. Der Schädling ist Anfang August erstmals in Hildrizhausen gesichtet worden. Um seine Ausbreitung zu verhindern, muss jeder Baum im Umkreis von zwei Kilometern untersucht werden. Mit dem Handy wird die GPS-Position des Gehölzes bestimmt. Die weiße Schleife signalisiert, dass die Arbeit an dieser Stelle erledigt ist.

Studenten suchen nach Spuren des Schädlings

An diesem Tag heißen die Männer Stephan Albrecht und Florian Schmid. Sie sind zwei von 40 Studenten der Forstwirtschaft, die helfen, zunächst alle Bäume zu erfassen und grob auf Spuren des Schädlings abzusuchen. Die Studenten kannten den exotischen Käfer bisher nur von Fotos. „Jetzt haben wir ihn vor der Haustür“, sagt ihr Professor Otmar Fuchß. Von ihm stammt die Idee, die angehenden Forstwirte als Hilfskräfte einzusetzen. Sie sollen „Erfahrungen in der Praxis sammeln“, sagt Fuchß, zuvorderst „ist allen deutlich geworden, was ein kleiner Käfer auslösen kann“.

739 Bäume haben die 40 Studenten an diesem Tag kartiert und abgesucht. Wie viele folgen, „wissen wir nicht“, sagt Regina Meier, die im Landratsamt gleichsam zur Generalbeauftragten für den Käfer ernannt worden ist. Es werden viele sein. In drei von vier Himmelsrichtungen ist Hildrizhausen von Wald umgeben, und selbst knorriges Gestrüpp muss begutachtet werden. Eine Ahnung vom Ausmaß der Aufgabe haben die vergangenen drei Monate gegeben. Denn Fachkundige haben alle Gehölze innerhalb der Gemeinde untersucht.

Den Behörden fehlt das Personal

Nun geht es hinaus auf die umgebenden Streuobstwiesen und in den Wald. Die Zeit drängt. Nächstes Frühjahr schlüpfen womöglich neue Käfer. Falls es so sein wird, beginnt die Arbeit von vorn. Aber „die Kartierung schaffen wir nicht bis März“, sagt Meier. Bleibt es beim bisherigen Tempo, wird allein die erste Untersuchung Jahre dauern. Die reicht aber nicht. Bis zu sechs Mal jährlich muss jeder Baum begutachtet werden. So fordert es eine EU-Verordnung. „Mit Bordmitteln geht das nicht“, sagt Meier. Heißt: Den beteiligten Behörden fehlt das Personal, um die Aufgabe zu bewältigen. Bisher erledigen Amtsleute und per Werkvertrag engagierte Experten die Arbeit, zusammen etwa ein halbes Dutzend Frau und Mann. Meier erfasst selbst regelmäßig den Zustand der Gehölze. Ihre eigentliche Aufgabe ist, das Landwirtschaftsamt des Kreises zu leiten.

Laut dem Hildrizhausener Bürgermeister Matthias Schöck gab es bisher keine Klagen darüber, dass die Käfersucher im Wortsinn jedes Gestrüpp umdrehen, auch auf Privatgrund. Das könnte sich ändern, wenn eine andere Folge des Befalls offensichtlich wird: Im Umkreis von 100 Metern um alle befallenen Bäume muss praktisch jedes Gehölz gerodet werden. Der Termin dafür steht noch nicht fest. 18 Bäume waren befallen. Allerdings konzentrieren sich die Standorte im Westen. „Was ist ein Baum?“, antwortet der Vize-Landrat Martin Wuttke auf die Frage nach der Zahl der zu fällenden Bäume. Elf haben einen Stammdurchmesser von 40 Zentimeter oder mehr, 59 einen zwischen 20 und 40 Zentimeter. Darunter, sagt Wuttke, „sind es sehr viel mehr“.