Der Waldhaus-Chef Hans Artschwager
nimmt beim Fest der Kulturen Rücksicht auf die Kultur des Fastenmonats. Eingeladen sind vor allem jugendliche Flüchtlinge.

Hildrizhausen – - Zum ersten Mal lädt der Jugendhilfeträger Waldhaus zum Fest der Kulturen an seinem Stammsitz in Hildrizhausen ein. Hans Artschwager, der Chef der Einrichtung mit Standorten im gesamten Kreis Böblingen, will damit vor allem die minderjährigen Flüchtlinge erreichen.
Herr Artschwager, was hat es mit dem Fest der Kulturen au f sich?
Das war meine Idee. Seit mehr als einem Jahr ist die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, im Fachjargon Umas, zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit geworden. Ganz speziell für sie möchten wir ein Angebot machen. Das Fest richtet sich nicht nur an die etwa 80 Jungen, die wir betreuen, sondern an alle unbegleiteten Minderjährigen im Landkreis. Also auch an die, die in den Wohngruppen ander Träger oder bei Pflegeltern leben. Etwa 250 unbegleitete Minderjährige haben wir im gesamten Kreis. Wir veranstalten das Fest gemeinsam mit dem Kreisjugendamt und der Stiftung Jugendhilfe aktiv. Auch der Landrat Roland Bernhard kommt.
Warum braucht es eine solche Veranstaltung?
Wir verfolgen damit zwei Ziele: Erstens ist es ein Fest von Umas für Umas. Es bietet den Jungs die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Zum anderen sprechen wir auch die Mitarbeiter an. Auch sie haben hier die Gelegenheit, andere Kollegen zu treffen und sich auszutauschen für die Arbeit, bei der wir alle noch Lernende sind.
Ein Beispiel?
Neu ist für uns das Phänomen, dass fast alle der jungen Flüchtlinge jetzt im Ramadan fasten. Unsere Mitarbeiter in den Wohngruppen stehen nachts mit den Jugendlichen auf und schauen, dass diese vor dem Sonnenaufgang noch einmal etwas essen und trinken. Auch auf unser Fest am Samstag hat das Auswirkungen. Eigentlich hatten wir ein großes Fußballturnier geplant. Doch das ist schwierig für die Jungs, wenn sie fasten. Also gibt es jetzt ein Tischkickerturnier. Wer Fußball spielen will, darf das aber trotzdem.
Was steht sonst noch auf dem Programm?
Wir haben ein Zelt aufgebaut, in dem es verschiedene Aufführungen gibt. Ganz unterschiedliche Gruppen junger Flüchtlinge beteiligen sich mit Musik, Tanz und anderem. Außerdem haben wir einige Organisationen eingeladen, zum Beispiel vom Arbeitsamt und der Industrie- und Handelskammer, die über Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten informieren. Die Mitarbeiter anderer Träger können auch unsere Fahrradwerkstatt besichtigen und später vielleicht mal mit ihren Schützlingen zum Reparieren kommen.
Ist das Fest auch für die Öffentlichkeit?
Wir machen keine Werbung. Aber jeder, der sich das anschauen möchte, ist herzlich willkommen. Los geht es um 13 Uhr am Kohltor in Hildrizhausen.