G. ist Anfang Zwanzig und hat eine Lehrstelle als Anlagenmechaniker bekommen. Doch für die Ausbildung benötigt er den Führerschein. Den hat er dank einer Spende und mit eigenen Ersparnissen erfolgreich gemacht – und damit auch einen Nebenjob erhalten.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Hin und wieder muss sich der junge Mann die Nase zuhalten. „Ich habe schon echt eklige Sachen bei der Arbeit erlebt“, erzählt G. Aber dennoch mag er seinen zukünftigen Beruf als Anlagenmechaniker für Sanitär und Klimatechnik.Er ist stolz darauf, dass er im zweitenLehrjahr schon einige fachliche Problemeselbstständig gelöst hat. „Auf der Baustelle halten mich die anderen Handwerker häufig für einen Gesellen und sind erstaunt, wenn sie erfahren, dass ich erst im zweiten Lehrjahr bin“, erzählt der junge Mann Anfang Zwanzig. „Ich lerne in meinem Betrieb alles kennen: Neubau, Sanierung, Reparatur“, zählt er auf. Vor allem bei Reparaturen muss der Azubi oft mit dem Firmentransporter losfahren, um Ersatzteile oder Material zu holen.

 

Die Spende für Fahrstunden waren ein Ausnahmefall

Seinen Führerschein hat G. vor einigen Monaten gemacht. Nur durch einen Zuschuss von „Hilfe für den Nachbarn“ konnte er ihn finanzieren. „Eigentlich wollte mein Lehrherr einen Auszubildenden, der schon Autofahren kann, aber ich habe ihn überzeugt, dass ich das schaffe“, sagt G., der alles optimistisch angeht. Nur unter dieser edingung bekam er die Lehrstelle. Die Spende für den jungen Mann war ein absoluter Ausnahmefall, denn „Hilfe für den Nachbarn“ bezuschusst keine Fahrstunden. Im Fall von G. war jedoch klar, dass diese Unterstützung eine sinnvolle Investition in die Berufsausbildung war.

„Für den Führerschein habe ich meine

Wohnung wieder aufgegeben und bin zurück zu meiner Mutter gezogen“, berichtet er. Die Fahrerlaubnis war für ihn das wichtigste, denn G. wollte keinesfalls seine Lehrstelle aufs Spiel setzen. Andererseits hätte er von seinen 490 Euro Lehrlingsgehalt und den 184 Euro Kindergeld trotz des Zuschusses durch die Weihnachtsaktion der Stuttgarter Zeitung nicht Wohnung, Fahrschule und Lebenshaltungskosten bezahlen können. Eine staatliche Unterstützung in Form von Berufsausbildungshilfe bezog er nicht, obwohl er eine eigene Wohnung hatte. Die Bearbeitung seines Antrags hatte so lange auf sich warten lassen, dass er schließlich aufgab. „Das war wie betteln. Immer fehlte was“, sagt er lapidar. Dass der Antrag letztlich scheiterte, lag auch an seiner Familie, denn die brachte die fehlenden Dokumente einfach nicht bei.

Die Familienverhältnisse sind schwierig

Die Sozialpädagogin, die G. seit Jahren betreut, hatte ihm mit Blick auf seine Zukunft vor zwei Jahren dringend geraten von zuhause auszuziehen. Sein Vater ist seit Jahren spurlos verschwunden. Er kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und lebt im Ausland. Auch G. kam erst mit zehn Jahren zusammen mit seinen Geschwistern nach Deutschland. Die Mutter war schon einige Jahre zuvor hierher gekommen. Die Kinder lebten in der Zwischenzeit bei einer Pflegefamilie im Herkunftsland. Deutsch hat G. schnell gelernt. „Aber wir Kinder wurden von anderen oft gehänselt, solange wir noch nicht richtig sprechen konnten“, erinnert er sich. Derzeit lebt er in beengten Wohnverhältnissen bei Verwandten, denn seine Mutter hat ihre Unterkunft verloren.

Der Führerschein macht den Weg frei zum Nebenjob

Gleich nach der Fahrprüfung schickte G. zum Dank ein Foto an „Hilfe für den Nachbarn“, auf dem er freudig seine Fahrerlaubnis präsentiert. Aus ihr schlug er dann sofort neues Kapital. G. suchte sich einen Nebenjob als Fahrer für einen Pizzadienst. Wenn freitags in der Sanitärfirma früher Feierabend ist, tritt G. seinen Nebenjob an: Am Freitag, Samstag und Sonntag sitzt er jeweils fünf Stunden hinter dem Steuer und beliefert hungrige Kunden. „Damit habe ich jetzt zusammen mit dem Lehrlingsgehalt genauso viel Geld wie ich mit der Berufsausbildungsbeihilfe hätte. Ich brauche sie nicht mehr“, rechnet er vor.

In ein paar Wochen macht er seine Zwischenprüfung. Wenn die gut ausfällt,wird die Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt. Das ist jetzt sein nächstes Etappenziel – er ist optimistisch wie immer.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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