Der technische Wandel in der Druckindustrie brachte Herrn M. in die Existenzkrise. Der frühere Druckformenhersteller. Jetzt macht er eine Ausbildung in der Altenpflege.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Der technische Wandel in der Druckindustrie setzte Herrn M. zu. Er verlor alles: den Arbeitsplatz und seine Berufsperspektiven, die Familie, die Gesundheit und alle Ersparnisse. Heute, mit Anfang Fünfzig, kann er mit einer Spende von „Hilfe für den Nachbarn“ den Neustart wagen und steht jetzt wieder mitten im Berufsleben. „Zum ersten Mal läuft jetzt alles wieder rund und ich verdiene so viel, dass es für das Laufende reicht“, sagt er. „Früher war es dreimal so viel“. Herr W. ist jetzt Auszubildender in einer von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Maßnahme in der Altenpflege.

 

Sein ursprünglicher Beruf war Druckformenhersteller. Mit dem technischen Wandel hin zur elektronischen Textverarbeitung fiel dieser Arbeitsgang allmählich weg. Herr M. ließ sich deshalb vorausschauend nach 15 Berufsjahren zum Mediengestalter umschulen und blieb mit dem neuen Aufgabenfeld in seiner Firma.

Der 16-Stundentag führte zum Zusammenbruch

Aber „mein Chef war gesundheitlich am Ende und er hätte einen Millionenbetrag in neue Maschinen investieren müssen“, erzählt er. Der Firmeninhaber verkaufte den Betrieb, und damit änderte sich für die wenigen noch verbliebenen Mitarbeiter einiges. „Ich hatte häufig einen 16-Stundentag“, erinnert sich Herr M. Ende 2008 hatte er den ersten Zusammenbruch. Fast eineinhalb Jahre war er krankgeschrieben, einige Zeit davon verbrachte er in der Psychiatrie. Zu dieser Zeit reichte seine Ehefrau die Scheidung ein. „Dass ich so viel arbeite, war immer ein Thema bei uns“, erinnert er sich und sagt: „Heute verstehe ich das alles besser. Es war auch für sie schwer.“

Als er wieder arbeiten konnte, fand er durch eine Zeitarbeitsfirma einen befristeten Job in einer Beschichtungsfirma. „Als ich kurz vor Ablauf der Frist ins Büro gerufen wurde, dachte ich, dass ich jetzt die Festanstellung bekomme. Stattdessen war es die Kündigung wegen der schlechten Auftragslage.“ Danach wurde es besonders bitter für ihn. Aus unerfindlichen Gründen kam sein Arbeitslosengeld erst ein halbes Jahr später. „Ich habe gelebt wie einer von der Straße, habe Pfandflaschen gesammelt und im Auto gewohnt.“ Dazwischen war er wieder wochenlang in der Psychiatrie. Das Auto, das er sich einmal in besseren Zeiten gekauft hatte, verkaufte er später, damit er so eine Zeit lang den Unterhalt für die Kinder zahlen konnte.

Der Schuldenberg wuchs immer weiter

„Mir wurde auch klar, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte“, berichtet Herr M. Er suchte sich einen Praktikumsplatz in einem Pflegeheim und wurde dort später als ungelernter Pflegehelfer übernommen. Er verdiente wenig, aber immerhin so viel, dass er sich wieder ein Dach über dem Kopf leisten konnte. „Mit Holzofen. Ganz einfach“, sagt er. Bis zum Herbst dieses Jahres hatte Herr M. immer wieder befristete Stellen im Pflegebereich gehabt. Einen Ausbildungsplatz bekam er wegen seines Alters nicht. „Die Jungen haben Vorrang. Ich hatte das Nachsehen. Aber drei Jahre mit so wenig Geld wären finanziell auch nicht gegangen“, rechnet er vor.

In jener Phase, in der er nichts hatte und von der Hand in den Mund lebte, häuften sich Schulden an: Unterhalt für die Kinder, Dispokredit, Versicherungen. Die Schuldnerberatung hat einen Vergleich mit den Gläubigern erzielt, und Herr M. hat einen Teil der Schulden abgestottert.

Die Ausbildung wird von der Bundesagentur gefördert

„Hilfe für den Nachbarn“ hat ihm mit einem Zuschuss geholfen, die Restschulden vollends zu begleichen. „Wäre ich darauf sitzen geblieben, hätte ich den Ausbildungsplatz nicht bekommen“, erklärt er und ist überaus dankbar für die Spende, die ihm den Neustart ermöglicht hat. Jetzt erhält er die Ausbildungsvergütung. Die Bundesagentur für Arbeit bezahlt in den ersten zwei Lehrjahren den gleichen Betrag noch dazu. „Weiterbildung geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“ nennt sich das Modell.

Fall 40 Die sechsköpfige Familie lebt in der Notunterkunft

Stuttgart - Vor zwei Jahren verlor die sechsköpfige Familie wegen Eigenbedarfs die Wohnung. Frau U. und ihr Partner konnten nichts Bezahlbares finden und mussten deshalb mit den Kindern in eine Notunterkunft ziehen. Das soziale Umfeld dort ist für die Kinder ungeeignet, die Wohnung ist sehr beengt und für so viele Personen zu klein. Frau U. versucht hier für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Ein neuer Staubsauger würde ihr dabei vieles erleichtern.

Der Mann ist seit einer Operatin einseitig gelähmt

Ihr Partner leidet an einem Blutschwamm im Kopf und muss deshalb alle paar Wochen operiert werden. Seinen Job bei einer Zeitarbeitsfirma konnte er wegen der Krankheit nicht mehr halten, denn im Herbst erlitt er nach einer der Routine-Operationen einen Schlaganfall. Jetzt ist er halbseitig gelähmt und kann einen Arm und ein Bein nicht mehr bewegen. Frau U. muss ihn im Alltag unterstützen. Ob sich sein Zustand in absehbarer Zeit wieder bessert, vermögen die Ärzte nicht zu sagen.

Das Kinderbett für das Jüngste ist jetzt zu klein geworden. Die Familie braucht deshalb dringend ein neues Bett. Alle Kinder benötigen Winterschuhe und warme Jacken – und auch Frau U. und ihr Partner brauchen ein paar neue Kleidungsstücke.

Hilfe für den Nachbarn

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