Frau K. wurde nach Deutschland verheiratet. Nach der Hochzeit begann der Terror durch den Ehemann. Sie konnte ins Frauenhaus flüchten. Jetzt will sie eine Ausbildung machen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Deutschland hat die junge  Frau ein Jahr lang nichts gesehen. Sie war eingesperrt bei der Schwiegermutter und das höchste der Gefühle war der gemeinsame Besuch mit ihr beim Discounter. Ihr Ehemann ging seinem Vergnügen nach: Streifte durch die Clubs, blieb nachts weg und wenn er schließlich nach Hause kam, gab es meist Schläge. Seine Familie stand auf seiner Seite. Frau K., die damals noch ein Teenager war, hatte hier im fremden Land keinen einzigen Menschen, dem sie vertrauen konnte.

 

Ihr Vater hatte sie von der Heimat aus dem jungen Landsmann versprochen. Da war sie 14. Mit 17 wurde sie mit ihm verlobt. „Da haben wir uns kennen gelernt. Das heißt, er war einmal zum Kaffee trinken da“. erinnert sie sich. Sie selbst lebte damals noch in einem Dorf in ihrer osteuropäischen Heimat. Ihr zukünftiger Ehemann dagegen war in Deutschland aufgewachsen und nur zur Brautschau und Hochzeit in ihrem Dorf erschienen..

Nicht einmal mit ihrer Mutter durfte sie telefonieren

„Er war ein ganz anderes Leben gewöhnt“, erzählt sie heute. „Wir haben überhaupt nicht zusammen gepasst“. Geheiratet wurde ganz wider die Tradition ohne großes Fest. Danach kam sie mit ihm zu seiner Familie – ohne auch nur ein einziges Wort Deutsch zu verstehen. Das sollte auch erst einmal so bleiben, denn Außenkontakte blieben ihr verwehrt. Auch das Heimweh plagte sie: „Ich war früher immer bei meiner Mutter“, erzählt sie. Telefonisch hielt sie Kontakt zu ihr und als sie wieder einmal mit der Mutter telefonierte, verbot ihr das der nur wenig ältere Ehemann. Er schlug sie und nahm ihr den Hörer ab. Sie allein im Zimmer zurück.

Es war Winter, es war kalt. Dennoch fasste sich die Jugendliche ein Herz. In Jogginghose und in Strümpfen sprang sie aus dem Fenster im ersten Stock. Wie durch ein Wunder verletzte sie sich nicht. „Ich hatte solche Angst. Die Schuhe standen unten. Ich konnte sie nicht holen, sonst hätte er mich erwischt“, erzählt sie sichtlich bewegt. „Ich bin los gerannt.

In Strümpfen lief Frau K. durch die Straßen

An drei Häusern habe ich geklingelt und Police gerufen. Am dritten Haus hat mir ein Mann fünf Euro geschenkt, damit ich telefonieren konnte.“ Die Polizei kam und brachte sie erst einmal ins Krankenhaus, von da aus kam Frau K. in ein Frauenhaus. Weil ihre Schwester in Süddeutschland lebt, wurde sie von ihrem bisherigen Wohnort in einem anderen Bundesland in ein Frauenhaus hier in der Region überwiesen. Dort lebte sie ein Jahr und lernte Deutsch. Das spricht sie heute fast fehlerfrei. Da der Ex-Mann aus der Ferne sogar die Schwester bedrohte, konnte sie zu ihr zeitweise keinen Kontakt halten.

Frau K. hat inzwischen ihr Leben selbst in die Hand genommen. Sie ließ sich scheiden und drei Jahre arbeitete sie in einer Bäckerei. Doch dann wurde sie gekündigt, weil sie nach einem Krankenhausaufenthalt nicht gleich wieder antreten konnte. Den ausstehenden Lohn erstritt sie sich mit Hilfe eines Rechtsanwalts. Heute verdient sei ihren Lebensunterhalt mit Putzen und als Küchenhilfe.

Jetzt will sie eine Ausbildung zur Tagesmutter machen

Ihre Mutter in der Heimat unterstützt sie ebenfalls, obwohl sie sich dies eigentlich nicht leisten kann, denn nach Abzug der Unkosten bleiben ihr kaum 400 Euro. Frau K. möchte nicht ihr Leben lang in prekären Arbeitsverhältnissen bleiben, sondern eine berufsbegleitende Ausbildung zur Tagesmutter machen. Sie hat keinen Hauptschulabschluss, könnte aber mit der Tagesmutterausbildung auch in der Schülerbetreuung einen Job finden. Ihr Traum wäre es, Erzieherin zu werden. Den Schulabschluss nachzuholen, kann sie sich aus finanziellen Gründen nicht leisten, weil sie arbeiten muss.

Die Ausbildung zur Tagesmutter beginnt im Frühling. Bis dahin muss sie noch eine Sprachprüfung ablegen und benötigt ein Führungszeugnis. Alles zusammen kostet 360 Euro. Außerdem muss Frau K. eine Nebenkostenrechnung in Höhe von 600 Euro begleichen. Die Schulden liefen auf, als sie keinen Lohn bekam. Mit diesen Beträgen wäre die junge Frau ihre Verpflichtungen los und könnte ihre berufsbegleitende Ausbildung beginnen. Die evangelische Gesellschaft bittet um Spenden.

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