1800 Bedürftigen greift „Hilfe für den Nachbarn“ im Jahr 2015 finanziell, aber auch ideell unter die Arme. Möglich machen dies die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung, die seit dem ersten Advent mehr als 1,1 Millionen Euro gespendet haben.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Es ist ein anrührendes Bild, das die sechsjährige Nelly beim Kindermalwettbewerb der Stuttgarter Zeitung eingereicht hat – und damit unter den Preisträgern gelandet ist. Ein Kind ist gefallen, ein anderes hilft ihm auf, weshalb die Sonne fröhlich lacht über einem Haus. Das Motiv ist von ungeheurer Symbolkraft und passt so recht zur Weihnachtsaktion der Stuttgarter Zeitung. Denn auch „Hilfe für den Nachbarn“ unterstützt und bringt gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, aber auch das ganze Jahr über manche Familie, manch Alleinerziehende, Alte oder Behinderte zum Strahlen – Menschen, denen es am Nötigsten fehlt und die phasenweise nicht mehr ein noch aus wissen.

 

Allein im zu Ende gehenden Jahr waren es wieder rund 1800 Bedürftige, denen „Hilfe für den Nachbarn“ finanziell, aber auch ideell unter die Arme gegriffen hat. Möglich machen dies die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung, die die Benefizaktion durch ihre Großherzigkeit tragen. Seit dem ersten Advent sind sage und schreibe mehr als 1,1 Millionen Euro auf dem Konto von „Hilfe für den Nachbarn“ eingegangen – eine immense Summe, so hoch wie nie zu diesem Zeitpunkt. Und die Erfahrung lehrt, dass bis Ende Januar dann wieder die 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen, die die karitative Arbeit des kleinen Vereins möglich machen.

Spendenbereitschaft hängt von einem „guten Gefühl“ ab

Die Macher der Aktion, Geschäftsführung, Assistenz, Vorstand, sind froh und dankbar, dass die Aktion ein so großes Vertrauen genießt. US-amerikanische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass die Spendenbereitschaft der Menschen von einem „guten Gefühl“ abhängt – und das ist nachweislich größer, wenn das Geld direkt und ohne Abzug dem sozialen Zweck dient. Das garantiert die Stuttgarter Zeitung, die alle Verwaltungskosten trägt. Die Wissenschaftler sprechen dann von einem „warmen Glühen“, das die gute Tat erzeugt. Übrigens: die ordnungsgemäße Verwendung der Spenden wird Jahr für Jahr von einer unabhängigen, externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unter die Lupe genommen, der Deloitte Süddeutsche Treuhand.

Seit mehr als 40 Jahren gibt es den StZ-Verein „Hilfe für den Nachbarn“ schon. Und gäbe es ihn nicht – er müsste gegründet werden. Denn auch wenn sich die Aktion stark professionalisiert hat und die Anforderungen gestiegen sind, ihrer Kernaufgabe ist sie stets treu geblieben: Menschen, die sich in akuter Not befinden, unbürokratisch und ohne Ansehen der Person beizuspringen. Die Kriterien sind streng: Die Bedürftigkeit muss nachgewiesen sein, die entsprechenden Anträge werden eingehend geprüft, eine der rund 80 Partnerorganisationen aus dem sozialen Bereich muss für jeden Antragsteller bürgen.

„Hilfe für den Nachbarn“ fragt nicht nach dem „warum“

Aber: „Hilfe für den Nachbarn“ fragt nicht nach dem „warum“ jemand in Schieflage geraten ist. Wer wollte auch bewerten, ob jemand unverschuldet oder aus eigenem Zutun in eine Krise geraten ist? Ein Leser beispielsweise hat sich an einem der in der StZ in den vergangenen Wochen geschilderten Fälle gestört, bei dem die Söhne Türen und Mobiliar demoliert haben. Doch wer mag diesen Menschen die Aggression verdenken, da die Mutter todkrank ist? Da sind junge Leben aus den Fugen geraten – so wie es oft geschieht, wenn Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Behinderung im Spiel sind. In Zeiten, in denen staatliche Mittel begrenzt sind und Krankenkassen Leistungen kürzen, steigt die Zahl derer, die am Rande der Gesellschaft stehen. Vor allem die Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten sind jenen verwehrt, die ohnehin nichts haben. Und gar nicht so selten haben Menschen wirklich kaum etwas zu essen: Oft sind es alte, die wegen einer kärglichen Rente in bitterer Armut leben, jeden Cent umdrehen müssen – und die sich scheuen, sich zu offenbaren.

Und so sind es unter anderem Dinge des täglichen Lebens, die „Hilfe für den Nachbarn“ unterstützt: den Kauf einer neuen Waschmaschine oder eines Herds. Vor allem Kinder stehen im Fokus der Förderung – etwa wenn Therapiekosten, Vereinsbeiträge oder das Schullandheimgeld von den Eltern nicht aufgebracht werden können, wenn es neue Kleidung oder eine neue Matratze braucht. Und wenn am Ende des Jahres noch Mittel übrig sind, werden auch Projekte gefördert – wie Frühstück für Kinder an Stuttgarter Brennpunktschulen.

Ob Nelly, die Zeichnerin, „Hilfe für den Nachbarn“ kennt, ist ungewiss. Den Geist der Aktion aber hat sie voll getroffen.

Der Autor
Achim Wörner ist seit rund zehn Jahren 1. Vorsitzender des Vereins „Hilfe für den Nachbarn“ und leitet die Regionalredaktion der StZ.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
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BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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