Lukas B. konnte sich durch eine Spende von „Hilfe für den Nachbarn“ eine berufliche Perspektive schaffen: Er absolvierte eine Ausbildung zum Hundetrainer und nutzt diese jetzt für seinen späteren Beruf. Er will sich auf die tiergestützte Therapie in Heimen spezialisieren.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Amy umkreist erst das rechte, dann das linke Bein von Lukas B. und läuft so eine exakte Acht. Die Border-Collie-Hündin und den jungen Mann Anfang zwanzig verbindet weit mehr als die Kunststückchen, die sie zusammen vorführen können: Amy hat ihm den Weg gewiesen aus einem Teufelskreis von Drogen, Leistungsverweigerung und Frustration. Lukas B. lebt in einer Einrichtung der Jugendhilfe, und Amy gehört dort zum Personal. „Schon in der Grundschule habe ich unseren Klassenhund ausgeführt“, erzählt Lukas B. und fügt stolz hinzu, dass die Lehrerin sein gutes Gespür für Hunde im Zeugnis positiv vermerkt hatte. Damals lebte er schon in einem Kinderheim. „Bis ich sechs war, war ich bei der Mama“, erzählt er. Seine Mutter war Alkoholikerin. Lukas und seine Geschwister wurden vom Jugendamt in Einrichtungen untergebracht. Die Mutter ist verstorben. Lukas B. ist Vollwaise, seinen Vater kennt er nicht.

 

Morgens aufstehen für den Hund

An der Schule hatte er nie großes Interesse, bekennt er freimütig. „Den Hauptschulabschluss habe ich knapp geschafft.“ Aber dann wechselte er in die Jugendhilfeeinrichtung, in der Amy durch die Stockwerke streift, und das änderte vieles in seinem Leben. „Bis dahin hatte ich nur Interesse an Party“, gibt er zu. Er übernahm bald die Versorgung des Hundes, ging mit Amy Gassi . „Sie war das Einzige, was Lukas morgens aus dem Bett brachte. Amy gab ihm eine Tagesstruktur“, erzählt die Sozialpädagogin, die Lukas betreut.

Eines seiner größten Erfolgserlebnisse war die Bitte von Nachbarn, die in der Nähe der Jugendhilfeeinrichtung wohnen, ob er auch ihren Hund hin und wieder ausführen könne, weil es bei ihnen aus beruflichen Gründen mit dem Nachmittagsspaziergang manchmal Probleme gebe. „Die Leute haben mir nicht nur ihren Hund, sondern sogar ihren Hausschlüssel gegeben.“ Dieses Vertrauen erstaunt Lukas B. heute noch, denn den Nachbarn ist bewusst, dass in dieser Einrichtung zum Teil richtig schwere Jungs leben.

Jobben für die Ausbildungskosten

Lukas wiederholte den Hauptschulabschluss, um einen besseren Durchschnitt zu bekommen, machte anschließend den Werkrealschulabschluss mit einer guten Note und suchte sich einen Praktikumsplatz bei einem Tierarzt. Für ihn war jetzt klar, dass er seine Liebe zu Tieren später beruflich nutzen will. Dieser Entschluss war so felsenfest, dass er mehrere Monate jobbte, um Geld für den Lehrgang zum Hundetrainer zu sparen. Allerdings musste er drei Viertel seines Verdienstes und seiner Waisenrente für die Unterbringung ans Jugendamt abtreten. Deshalb blieb trotz seines Engagements nicht viel Geld übrig, um die Ausbildungskosten zu bezahlen.

Das Berufsziel ist jetzt klar

Dass er sie letztendlich doch absolvieren konnte und als erfolgreichster Teilnehmer seines Kurses abschnitt, ermöglichte die Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung. „Hilfe für den Nachbarn“ finanzierte einen Teil des Lehrgangs. Auch die Trainerschule kam dem Jugendlichen mit einem Preisnachlass entgegen. Nach zehn Monaten Biologie, Verhaltenslehre und Hundetraining ist er zertifizierter Hundetrainer. „Damit könnte ich jetzt schon arbeiten und nach zwei weiteren Praxisjahren meine staatliche Anerkennung machen“, erklärt er. Und das hat er auch vor. Zurzeit arbeitet er im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres selbst in der Jugendhilfe und beginnt im kommenden Schuljahr seine Ausbildung zum Heimerzieher. „Da möchte ich dann in die tiergestützte Therapie einsteigen – als Therapiehundeführer zum Beispiel“, sagt er. Lukas B. glaubt an sich. „Ich weiß jetzt, wenn mir etwas Spaß macht, habe ich auch Erfolg.“

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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