Wieder einmal steht die Billigmode-Kette Primark, die im Herbst eine Filiale im Milaneo in Stuttgart eröffnen will, in der Kritik. Dieses Mal haben Kunden versteckte Hilferuf in den dort gekauften Kleidungsstücken entdeckt. Am Donnerstag hat Primark reagiert.

Stuttgart - Wieder einmal steht die irische Billigmode-Kette Primark, die im Herbst eine Filiale in Stuttgart eröffnen will, in der Kritik. Dieses Mal haben Kunden versteckte Botschaften in bei Primark gekauften Kleidungsstücken entdeckt.

 

Einen in asiatischen Schriftzeichen verfassten Text habe eine Kundin aus Belfast in Nordirland auf einem Zettel gefunden, der in ihre Primark-Hose eingenäht war, berichtet die BBC. Darin prangere der Schreiber die schlechten Arbeitsbedingungen in seiner Fabrik an, die Kleidung für Primark herstelle. 

Er und seine Kollegen müssten „wie Ochsen“ arbeiten und erhielten nur ungenießbares Essen. In anderen Nachrichten, die in Primark-Kleidung in Swansea auftauchten, sei von "Arbeit bis zur Erschöpfung" und "erniedrigenden Bedingungen in einer Knochenmühle" die Rede.

Dieses Bild wurde im Mai 2013 getwittert. 

Primark reagierte auf die Vorwürfe und kündigte Nachforschungen an. 

Jetzt gab das Unternehmen im Internet erste Erkenntnisse bekannt. Demnach befinden sich die Hilferufe in Kleidungsstücken, die zum Teil schon vor mehreren Jahren verkauft wurden. Die betroffene Hose aus Belfast beispielsweise sei nur bis Oktober 2009 erhältlich gewesen. "Wir finden es sehr seltsam, dass dies erst jetzt ans Tageslicht kommt, wo die Hose doch vor vier Jahren verkauft wurde", schreibt das Unternehmen. Seitdem habe Primark eigenen Angaben zufolge neun Untersuchungen des betreffenden Hosen-Lieferanten durchgeführt und sei dabei auf keine Zwangsarbeiter aufmerksam geworden.

"Die Kundin hatte die Hose bereits vor drei Jahren gekauft. Sie habe sie aber nie getragen und den Zettel erst jetzt gefunden", schreibt "Zeit online".

Bei den Fällen aus Swansea handele es sich um im Jahr 2013 verkaufte Kleidungsstücke, die jedoch in unterschiedlichen Ländern hergestellt worden seien. Trotzdem seien beide Nachrichten sehr ähnlich verfasst und auch auf ähnliche Art und Weise in den Kleidungsstücken befestigt worden, merkt das Unternehmen an.

Seit Rana Plaza in der Kritik

Primark war 2013 in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass das Unternehmen Kleidung in einer Fabrik im Rana Plaza in Bangladesch hatte fertigen lassen, deren Gebäude im April 2013 eingestürzt war und mehr als 1100 Billigarbeiter unter sich begraben hatte.

Auch in Stuttgart stehen nicht alle der Billigmode-Kette, die im Milaneo eine Filiale eröffnen will, positiv gegenüber. Unter dem StZ-Facebook-Post vom April 2014 zur Primark- finden sich freudige Kommentare wie "Endlich, Primark!".

Andere weisen auf die vermeintlich schlechte Qualität der Primark-Kleidung und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern hin.  "Man muss doch selbst mit nur ganz, ganz wenig Menschenverstand verstehen, dass es billiger Ramsch ist und Menschen dafür ausgebeutet werden", heißt es da, oder "Nein, kein Primark. Stuttgart braucht den nicht."

Ein Erfahrungsbericht einer 15-Jährigen auf stuttgarter-zeitung.de, die die Sicht ihrer Altersgenossen auf Primark aufgeschrieben hatte, wurde ebenfalls kontrovers diskutiert.