Hart im Ton, weich in der Sache: ein selbsternannter Stuttgarter Hilfssheriff hat zum verbalen Großkaliber gegriffen, um eine angeblich falsch parkende Auswärtige zu schurigeln. Man macht es halt überall anders.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Es ist ja nicht so, dass es in Stuttgart Kräfte gäbe, die, sagen wir, entlang der Autobahn 8 gern einen Stacheldrahtzaun errichten würden, damit möglichst keine Auswärtigen mit Doppelbuchstabenkennzeichen mehr in die Landeshauptstadt eindringen. Und von einem Schießbefehl gegen Umländer ist erst recht keine Rede.

 

Auf der anderen Seite sind da Leute, im Folgenden AfSler (Alternativler für Stuttgart) genannt, die offensichtlich nicht wollen, dass Fremde aus Esslingen oder Böblingen kommen, um ihnen das Kostbarste zu rauben, das sie haben: die Parkplätze. Ihr angestammtes Recht verteidigen die Alternativler mit verbalen Großkaliberkanonen, wie eine Kollegin mit ES-Nummernschild hat erfahren müssen. „Sie parken in einem Wohngebiet“, stand auf einem mit „Verwarnung“ betitelten Zettel, der unter ihrem Scheibenwischer klemmte. „Das ist richtig Scheiße für uns Anwohner“ – wobei sich die Kollegin bei der Parkplatzauswahl keines Vergehens bewusst war.

Der anonyme Widerpart jedenfalls schrieb, dass sie durch ihr „idiotisches, egoistisches und rücksichtsloses Parken“ einen Platz beanspruche, „der normalerweise für 20 Kamele samt Treiber ausreicht“. Als Strafe wünschte der AfSler „einen Motorschaden auf der Autobahn um 23:00 Uhr, bei -26° C und unter Windstärke 12“. Und da er schon mal so richtig in Fahrt war – er hatte ja keinen Parkplatz, um wieder ein bisschen runterzukommen – verfasste er noch den blumigen Satz: „Außerdem mögen 1000 Kamelflöhe Ihr Arschloch heimsuchen, und zwar dann, wenn Ihre Arme von einer temporären Lähmung befallen sind.“ Post scriptum: „Wenn Sie noch mal so blöd parken, dann scheiß ich Ihnen auf die Motorhaube!“

Wir lernen mit Karl Kraus: Das Niveau hat sich gehoben. Es ist wirklich aber so gar keiner mehr drauf.