Das Weihnachtsfest naht – und für manche Menschen bringt das jede Menge Arbeit mit. Eine Serie wirft einen Blick hinter vorweihnachtliche Kulissen. Diesmal die Elektriker Schlecht, die in luftiger Höhe Glühbirnchen an den Giebeln Plieningens austauschen.

Plieningen - Eine festliche Dekoration gehört zu Weihnachten wie die Kugeln an den Baum. Doch während den meisten Menschen eine handelsübliche Trittleiter genügt, brauchen Benjamin und Günter Schlecht mehr – knapp siebeneinhalb Tonnen mehr, um genau zu sein. Denn die beiden Elektriker schmücken nicht nur den heimischen Baum, sondern versehen mit Hilfe der eigens zu diesem Zweck angemieteten Lkw-Arbeitsbühne 34 Häuser in ganz Plieningen und den Weihnachtsbaum an der Garbe mit Festbeleuchtung. In teilweise schwindelerregender Höhe tauscht Benjamin Schlecht dafür kaputte Sieben-Watt-Glühbirnen an den Lichterketten aus, die die Giebel der Häuser säumen.

 

Das Problem ist der Lastwagen am Boden

Doch obwohl Benjamin Schlecht leichte Schwierigkeiten mit Höhe hat und die Witterung an den beiden Arbeitstagen, an denen er mit seinem Vater in vorweihnachtlicher Mission und luftiger Höhe unterwegs ist, gemütlicher sein könnte, ist die größte Herausforderung für die Männer woanders, nämlich ebenerdig: „Das größte Problem liegt darin, den Lkw zu parken“, sagt der 32-Jährige, während sein Vater den Siebeneinhalb-Tonner eine Runde über den Einbahnstraßenring dreht, um auf der Filderhauptstraße die passende Position für den sogenannten Steiger zu finden. „Wir sind manchmal schon fast umgefahren worden, deshalb haben wir uns Warnwesten angezogen“, sagt Benjamin Schlecht, der seit 2002 mit seinem 72-jährigen Vater zusammenarbeitet.

Weitaus länger ist Elektro Schlecht für die Weihnachtsbeleuchtung in Plieningen zuständig, nach 33 Jahren lässt sich getrost von Tradition sprechen. Auch deshalb wollte die Plieninger Leistungsgemeinschaft (PLG), die sich um die Illumination kümmert, daran festhalten, wie Folker Baur erklärt. „Es gibt auch welche, die sagen: ,Den Schlecht kenn ich doch, der macht das doch kostenlos.‘ Aber das stimmt nicht“, sagt der zweite Vorsitzende der PLG. Um die Kosten von rund 4000 Euro für die Beleuchtung und ihre Wartung zu stemmen und Lichterketten an Häusern zu ermöglichen, deren Besitzer nicht Mitglieder sind, veranschlagt die PLG einerseits eine Umlage von 50 Euro pro Mitglied und hat andererseits eine Förderung von 1000 Euro beim Bezirksbeirat angefordert. 800 Euro wurden bewilligt.

LED wäre besser – aber auch teurer

Nun muss Baur sein Auto umparken, um Platz für den Steiger zu machen. Während Günter Schlecht die Sicherungsstützen des Lastwagens ausfährt, lotst sein Sohn einen Bus vorbei, steigt dann auf die Arbeitsbühne und steuert sie mit Präzision an der Regenrinne des Fachwerkhauses an der Turnierstraße 1 vorbei. Fünf Glühbirnen müssen ausgetauscht werden, sie landen in einem Eimer, der an der Hebebühne angebracht ist. Insgesamt 300 neue, warmleuchtenden Birnchen haben die Schlechts zum Auswechseln bestellt. „LED wäre natürlich besser, aber das ist in der Anschaffung viel teurer, und die Leistungsgemeinschaft hat dafür kein Geld“, sagt Schlecht senior. So bleibt Plieningen die vorweihnachtliche Tradition des Birnenwechsels vermutlich noch eine Weile erhalten.