Das Projekt Rudebwoy, bestehend aus Rapper Franky Kubrick, Sängerin Karen Elektra und Produzent Goodbooy, möchte HipHop und Dancehall auf Deutsch neu definieren. Am Samstag steht das Stuttgarter Trio im Tonstudio erstmals gemeinsam auf der Bühne.

Stuttgart - Schaut man in diesen Tagen aus dem Fenster, fällt den meisten wohl als erstes der gängige Instagram-Hashtag-Sound ein: #wantsummerback #cantwait. Dann versinkt man wieder in der Couch, ärgert sich, dass die Chipstüte schon leer ist und man jetzt am liebsten ein paar Kekse hätte. Der Weg zum Schrank oder gar zum Supermarkt ist viel zu weit und so manche Kekse gibt es dort auch garantiert nicht. Also Tablet an und mit dem Debütvideo „Cookies“ von Rudebwoy bekommt man das alles, was man genau in diesem Moment nicht hat, zumindest akustisch und visuell. Drei Minuten Sommergefühle, Partyvibes und ziemlich viele Kalorien, gebacken in Donuts und Muffins. Und noch ein Rezept: für Cookies. Weisste Bescheid. Wenn nicht, dann nicht.

 

In den Kommentaren unter dem Youtube-Video sieht man übrigens wieder, dass insbesondere HipHop und seine Verwandtschaft plus Internet häufig keine gute Kombination sind. Aber das ist eine andere Geschichte. Diese hier handelt von dem frischen Trio Rudebwoy, bestehend aus Front-Rapper Franky Kubrick, Front-Sängerin Karen Elektra und Produzent Goodbooy. Nach einigen Singles erscheint nun ihre erste EP „Politisch nicht korrekt“ und am Samstagabend steht das Dancehall-HipHop-Projekt zum ersten Mal auf der Bühne – im Tonstudio bei der Partyreihe Nice Enuh von den Jugglerz. Auf dem Jugglerz-Label wiederum sind Rudebwoy gesignt.

Auch darüberhinaus passiert gerade viel im Jugglerz-Kosmos, mit Epizentrum an der Rotebühlstraße 51a: Man hat sich in den vergangenen Jahren zur Dancehall-Instanz hochgeschafft, bestätigt durch Publikumspreise, und bringt die Tage das Jugglerz City Label-Album heraus, voll gepackt mit 21 Tunes von internationalen Künstlern. Rudebwoy sind also mit ihrem Ziel, Dancehall und HipHop auf Deutsch neu definieren zu wollen und „tighte Beats, tighte Lyrics, gute Produktionen“ abzuliefern, bei der richtigen Adresse gelandet. „Mit Jugglerz haben wir das Nummer 1 Independent Label am Start, das in der Szene bestens vernetzt ist und auf mehr Knowledge und Erfahrung blicken kann“, so die Combo.

Kubrick blickt auf eine 15-jährige Karriere zurück

Genügend Erfahrung bringt auch jedes einzelne Rudebwoy Bandmitglied mit. Da ist natürlich der altbekannte Stuttgarter Rapper und Songschreiber Franky Kubrick, der mittlerweile auf eine über 15-jährige Karriere zurückblicken kann, einst bei Kopfnicker unter Vertrag stand, 2004 sein in Szenekreisen gefeiertes erstes Album „Rücken zur Wand“ auf Four Music veröffentlichte, später bei Kool Savas' Optik Records Mixtape und Longplayer herausbrachte und mit dem Optik-Chef selbst sowie den Massiven Tönen, Max Herre oder Xavier Naidoo auf Tour war.

Karen Elektra („repräsentiert als Rudegyal die Ladies“) singt seit Kindertagen, zunächst in Gospelchören, später bei zahlreichen HipHop-Projekten, unter anderem ist sie auf dem letzten Silla Album vertreten und hat in ihrer Laufbahn schon viel ausprobiert, erzählt sie, darunter auch House-Projekte oder das Abenteuer Voice of Germany im Jahr 2013. Drei Shows lang war sie dabei. Und mit Frank schreibt Karen seit einigen Jahren Songs. Goodbooy ist bei Rudebwoy für die „tighten Beats“ zuständig und hat mit Kubrick während seiner Optik-Phase kooperiert. Eine Zeit lang arbeite er in Berlin als Recording-, Mixing- und Mastering-Engineer für die Rapper Raf Camora, Sierra Kidd, Motrip und Massiv.

Aller Anfang von Rudebwoy liegt im besagten Epizentrum, dem Musikstudio Stutt-i/O an der Rotebühlstraße, auch die Homebase der Jugglerz. Franky hat dort eher durch Zufall die Dancehall-Welt für sich entdeckt, als Kollege Jopez an HipHop-Tracks gearbeitet hat. „Irgendwie lief die ganze Zeit Dancehall“, und Acts wie Mavado, Vybz Kartel, Busy Signal hätten ihn prompt geflasht. „Goodbooy hatte direkt Beats am Start und da ich Karen von einer Jam kannte und wusste, dass sie es drauf hat, kam eins zum anderen.“

Ist diese HipHop-Dancehall-Fusion nicht für gerade für Franky ein Stilbruch? Nein, weil erstens ist Rudebwoy ein Trio und besteht nicht nur aus Franky, „daher ist es auch etwas Neues und eine Erweiterung des Spektrums.“ Zweitens seien HipHop und Dancehall Cousins aus derselben Familie. In Jamaica selbst würde man alles vermischen. „Diese Mauern im Kopf zwischen HipHop und Dancehall, Oldschool und Newschool, Jiggy und Conscious existieren hauptsächlich nur bei uns in Europa. Bei uns denken manche Leute sie sind real, wenn sie nur Produktionen von vor zehn Jahren hören.“ Oder wenn einem diktiert wird, was real sei.

Mentale Grenzen aufzeigen

Mit ihrer EP „Politisch nicht korrekt“ will man jetzt ein paar Mauern einreißen oder um es mit Rudebwoy zu sagen: „Fucken wir jetzt erstmal alle ab und fackeln alles ab.“ Auf dem Cover der EP zeigt man passend dazu den altbewährten Mittelfinger. Man möchte zeigen, was möglich ist und den Leuten ihre eigenen „mentalen Grenzen aufzeigen“. Und sowieso sei Rudebwoy nicht nur Kontroverse, „sondern auch Musik mit Feeling.“

Die nächsten Songs sind fertig, das lyrische und musikalische Spektrum soll weiter ausgereizt werden, im Sommer sollen eine weitere EP und eine Art Mixtape erscheinen. Eines ist klar: „Wir bleiben real und lassen uns nicht vorschreiben, was wir machen sollen. Denn das machen schon die anderen!“ Von dieser Attitüde und der Qualität kann man sich diesen Samstag im Tonstudio überzeugen. Und jetzt nimm' dir jetzt ersma' einen Keks.

Rudebwoy: Samstag, im Tonstudio, Nice Enuh mit Rudebwoy live und DJ Jopez, www.facebook.com/rudebwoymusic