Vor dem Liga-Debüt von Holger Laser haben wir mit Ex-VfB-Stadionsprecher "Sloggy" gesprochen.

Stuttgart - Begrüßen, ansagen, Stimmung machen: Die Arbeit des Stadionsprechers wird von den Fans des VfB Stuttgart jedes zweite Wochenende genau beobachtet. Oft teilt der Alleinunterhalter die leidenschaftlichen Anhänger in zwei Lager: Die einen mögen ihn, die anderen sind genervt.

 

Zum Saisonauftakt gegen den VfL Wolfsburg am Samstagabend gibt der 41-jährige Holger Laser sein Bundesligadebüt als neuer und zugleich fünfter VfB-Stadionsprecher.

Aus diesem Anlass haben wir uns mit Werner Find unterhalten. Der 60-Jährige, dem die Disco "Boa" gehört und der in Stuttgart besser unter dem Spitznamen "Sloggy" bekannt ist, hatte sieben Jahre lang das Mikrofon der Roten in der Hand.

Herr Find, Sie lösten 1992 Günther Willmann ab, der 40 lange Jahre als Stadionsprecher des VfB Stuttgart fungierte. Wie war das genau?
Werner Find: Dieter Hoeneß war damals Manager. Und beim VfB haben sie jemanden gesucht, der das vom Spielfeld aus macht, so wie zu der Zeit der legendäre Udo Scholz beim 1. FC Kaiserslautern.

Und Dieter Hoeneß hat sich dann bei Ihnen gemeldet?
Genau. Ein Bekannter von mir hatte die Beschallung für den VfB gemacht und der hat dem Hoeneß von mir erzählt. Dann hat der mich angerufen und wir haben uns zusammengesetzt. Wir waren uns schnell einig, was ich machen soll und wie das alles künftig abläuft. Das war schon eine Umstellung.

Was meinen Sie?Werner "Sloggy" Find
Naja, ich stand plötzlich mitten auf dem Platz und habe von dort versucht, die Fans mit einzubeziehen. Das war schon komisch, ich hörte meine eigene Stimme viermal, aus allen Richtungen.

Welches war Ihr erstes Spiel?
Gegen Borussia Dortmund - wir hatten ein volles Haus und haben gewonnen.

Bis 1999 moderierten Sie alleine, für die Saison 1999/2000 kam Matthias Holtmann hinzu und im Jahr 2000 hörten Sie auf.
Naja, wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich noch bis 2004 mit Christian Pitschmann zusammen gearbeitet. Ich war der zweite Mann im "Off", war nicht zu sehen. Mein Abgang war aber nicht schön.

Was ist passiert?
Im Grunde nichts. Es war etwas traurig, wie das abgelaufen ist. Der SWR hatte das Rahmenprogramm beim VfB gemacht und die wollten einen eigenen Mann als Stadionsprecher haben.

Und so kam Christian Pitschmann zu dem Job.
Genau. Nur: Ich weiß noch, wie mein Vorgänger Herr Willmann auf der Hauptversammlung in der Liederhalle verabschiedet wurde - ich aber habe vom Verein keinen Handschlag bekommen, keinen Blumenstrauß. Ich hatte einen Termin mit Herrn Mutschler (Rainer Mutschler, heute Geschäftsführer der VfB Stuttgart Marketing GmbH; die Red.) und in dem Gespräch hat er mir gesagt, was ich alles nicht mehr darf. Das war's.

Sie klingen immer noch enttäuscht.
Nach zwölf Jahren Herz und Leidenschaft für den VfB finde ich das schade. Und stillos. Ich war lange Präsident der Faschingsgesellschaft Zigeunerinsel mit 900 Mitgliedern. Ich weiß, wie man mit jedem einzelnen Mitglied umzugehen hat.

Geld haben Sie für die Arbeit beim VfB aber schon bekommen?
Ja, 100 Euro am Tag. Aber mir ging's doch nicht ums Geld. Mir hat das Spaß gemacht. Wissen Sie, ein Stadionsprecher hat unheimliche Möglichkeiten, die Fans zu aktivieren und für Stimmung zu sorgen. In den letzten zehn Minuten vor dem Anpfiff, da muss ich doch laut rufen "Wo sind die Fans des VfB?!" - ich habe auch seit Jahren keine "La Ola" vor dem Anpfiff mehr gesehen. Vielleicht will das der VfB aber auch nicht mehr, vielleicht soll das heutzutage so sein.

Gehen Sie trotzdem denn noch regelmäßig in die Mercedes-Benz-Arena?
Nicht häufig, eher gelegentlich. Ich bin aber noch Vereinsmitglied und die eine oder andere Auswärtsfahrt mache ich auch schon mal mit.

Werden Sie sich anschauen, wie sich Ihr Nach-Nachfolger Holger Laser schlägt?
Ja, mit Sicherheit werde ich's mir mal anschauen. Ich wünsche ihm viel Spaß dabei.

Seit 1952 haben fünf Stadionsprecher für den VfB Stimmung gemacht - klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie.