Der Verein Pro Alt Cannstatt hat am Juno-Brunnen im Kurpark eine Hinweistafel aufgestellt. Der steinerne Wasserspender symbolisiert die Vereinigung der beiden Städte Stuttgart und Cannstatt.

Bad Cannstatt - Es gibt nur wenige Orte im Bezirk, die sich noch größerer Beliebtheit erfreuen. Wer an einem warmen Sommertag durch den unteren Kurpark spaziert, bekommt folgendes Bild zu sehen: Vom Kleinkind bis zum Senior, wem es in der Sonne zu heiß wird, der kühlt sich im Wasser des Juno-Brunnens ab.

 

Ob der Bildhauer Emil Kiemlen das im Sinn hatte, als er den Brunnen im Jahr 1910 erschuf, sei dahingestellt. Die Bedeutung des steinernen Wasserspenders ist jedenfalls eine weitaus ernstere. Der Juno-Brunnen symbolisiert die Vereinigung der beiden Städte Stuttgart und Cannstatt im Jahr 1905. Eine Liebesheirat war das sicher nicht und doch hält diese Ehe schon eine recht lange Zeit.

Sechs Meter hoher Brunnen aus Muschelkalkstein

„Der Cannstatter Verschönerungsverein hat den Brunnen damals gestiftet“, sagt der Historiker Olaf Schulze vom Verein Pro Alt Cannstatt. Der Verein hat den Juno-Brunnen in seinen Historischen Pfad aufgenommen. Am Freitag, 31. Oktober, wurde die Hinweistafel, die der Bürgerverein Bad Cannstatt gespendet hat, im Kurpark aufgestellt. Der Bürgerverein hat bereits vor vielen Jahren die Patenschaft für den Brunnen übernommen.

Werner Hornung, der erste Vorsitzende des Vereins, ist davon überzeugt, dass es für Stuttgart, auch wenn es sich in mancher historischen Überlieferung anders liest, kein Opfer war, sich mit Cannstatt zu vereinigen. Die Sauerwasserstadt habe damals einiges zu bieten gehabt. Eine gute Eisenbahnanbindung, unbebaute Grundstücke und natürlich das Mineralwasser. Der Juno-Brunnen symbolisiere somit eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

Das auffälligste Merkmal des Brunnens ist die etwa 2,30 Meter große unbekleidete Schönheit auf seiner Spitze. Diese hatte Kiemlen bereits vor dem Bau des Brunnens für die Stuttgarter Bauausstellung geschaffen, wie Schulze erklärt. 6486 Mark habe der Bildhauer für die Figur erhalten, den Rest des insgesamt sechs Meter hohen Brunnens aus Muschelkalkstein gestaltete er umsonst.

Bereits seit 1975 stellt der Verein Hinweistafeln auf

„Juno ist die Göttin der Ehe“, sagt Schulze. In der Mythologie werde sie aber meist weit weniger attraktiv dargestellt, als die nackte Dame auf der Cannstatter Brunnenspitze. „Das hier sieht eher nach der Göttin Venus aus“, so der Historiker, der Göttin der Schönheit. Aber das sei wohl der künstlerischen Freiheit des Bildhauers geschuldet.

Im Historischen Pfad trägt der Brunnen die Nummer 94. Bereits seit dem Jahr 1975 stellt der Verein Pro Alt Cannstatt an geschichtsträchtigen Orten im Bezirk Hinweistafeln auf. Laut dem Vereinsvorsitzenden Hans Betsch sind als nächstes die Sektkellerei Rilling und das Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus an der Reihe.