Der SC Freiburg hat am Dienstagabend mit dem 3:2 nach Verlängerung in Mainz einen historischen Sieg gefeiert. Der Fußball-Bundesligist steht erstmals im DFB-Pokal-Halbfinale.

Christian Streich war völlig fertig. Aber der Trainer des SC Freiburg ist ja nie zu müde, um grundsätzliche Einordnungen vorzunehmen. Jetzt, wo die Euphorie sowieso da ist in Freiburg, mahnt Streich weiter in ungespielter Überzeugung. „Wir können doch zu unseren Spielern nicht sagen: Schießt Tore. Unsere Spieler sind gut, aber keine Cristiano Ronaldos. Entscheidend ist doch, dass wir Chancen haben. Der Weg ist das Ziel“, erklärte Streich nach der Frage eines Journalisten, ob seine Mannschaft diesen Pokalkampf aufgrund ihrer vielen Torchancen ja nicht viel klarer hätte entscheiden müssen.

 

Der SC Freiburg hatte gerade mit 3:2 beim FSV Mainz 05 gewonnen, nach einem 0:2-Rückstand bis zur 86. Minute der regulären Spielzeit. Erstmals steht der Club in seiner Geschichte nun im Halbfinale des DFB-Pokals. Und der SC ist Fünfter in der Liga. Selbstverständlich ist das für Streich nicht. Als er die Mannschaft vor gut einem Jahr übernahm, hatte sie 13 Punkte in der Liga. Jetzt sagt er: „Wir wollen gewinnen, aber wenn wir verlieren, verlieren wir.“ Sie hätten ja auch tatsächlich auch verlieren können. Es war ein großartiges Fußballspiel zweier eindeutiger Trainermannschaften. Beide Trainer nerven ihre Spieler mit ihrer Überzeugung und Vorstellung von Fußball, bis diese sie verinnerlichen. Und beide nerven an der Seitenlinie. So innovativ beide Trainer für den deutschen Fußball wirken, so irritierend wirkt mitunter ihre aggressive Art des Coachings.

Tuchel hatte mit einer Schiedsrichterschelte am Tag vor dem Spiel ordentlich Schlagzeilen produziert. Streich war ziemlich angefressen deswegen und wollte dazu lieber keinen Kommentar abgeben: „Das hat nichts mit Fußball zu tun“, blockte er. Tuchel hatte behauptet, das Schiedsrichterwesen habe ein Problem mit ihm und seinem Verhalten an der Seitenlinie, darunter müsse seine Mannschaft leiden, die für ihren Trainer bestraft werde.

Der erst von einer Grippe genesene Tuchel wirkte nach der Partie genauso leer wie sein Kollege Streich und die Mainzer Mannschaft nach dem gerechtfertigten Platzverweis für den Verteidiger Zdenek Pospech in der 65. Minute. „Was heute passiert ist, müssen wir uns selbst zuschreiben“, gab er blass zu. Den Platzverweis geißelte er als völlig unnötig, und die Szene, die zum 2:2-Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit führte, lastete er dem viel zu „hohen Risiko“ seines Abwehrspielers Radoslav Zabavnik und nicht dem Schiedsrichter Deniz Aytekin an.

Der beurteilte die Grätsche Zabavniks am eingewechselten Santini als Elfmeter. Daniel Caligiuri, der auch den Siegtreffer (109.) erzielte, verwandelte zum Ausgleich. Verlängerung. Das Mainzer Publikum tobte, der Co-Trainer Arno Michels wurde auf die Tribüne geschickt. „Sein Verhalten entsprach nicht dem Fairplay“, sagte Aytekin, der sich bei der Elfmeterentscheidung „hundertprozentig sicher“ war. So großartig, wie Streichs und Tuchels Mannschaften spielen, ihr Geifern gegenüber dem vierten Offiziellen und dem Kollegen wirkte auch am Dienstag manchmal, als wollten sich die Trainer um die Hauptrolle beim Film bewerben. Dass ihre Teams mittlerweile zu Recht Bewerber um die Europacupplätze sind, ist die schönere Geschichte nach einem tollen Fußballabend.