Rund drei Millionen Euro hat der Gemeinderat bereitgestellt, um das alte Rathaus und das alte Schulhaus in Stuttgart-Weilimdorf zu sanieren. Doch die Stadträte sind sich uneins, wie die Gebäude künftig genutzt werden sollen.

Weilimdorf - Im März hat das Regierungspräsidium den städtischen Doppelhaushalt 2016/17 genehmigt. Damit kann die Stadtverwaltung über die Mittel verfügen, die der Gemeinderat im Dezember vergangenen Jahres beschlossen hat. Unter anderem über die 2,2 Millionen Euro, die zu den bereits eingeplanten 800 000 Euro für die Sanierung des alten Rat- und des alten Schulhauses bewilligt wurden. Das Amt für Liegenschaften und Wohnen hat nun die Planungen wieder aufgenommen. Doch offenbar gibt es noch Gesprächsbedarf über das Raumkonzept und die künftigen Nutzungen des historischen Ensembles im alten Weilimdorfer Ortskern.

 

Im Sommer 2015 hatte die Stadtverwaltung den Stadträten ein überarbeitetes Nutzungskonzept und eine aktualisierte Kostenschätzung vorgestellt. Die Verwaltungsspitze hatte die Sanierung zwar nicht für den Haushalt vorgeschlagen, beschlossen wurde sie dennoch: Die Gemeinderatsfraktionen der SPD, Freien Wähler und AfD hatten entsprechende Anträge eingebracht, die an die Vorlage der Verwaltung anknüpften. Demnach soll das alte Schulhaus vollständig von der Kindergruppe Regenbogen belegt werden. Auch die Grünen hatten beantragt, dieses Nutzungskonzept umzusetzen. In der Begründung ihres Antrags indes plädierten sie dafür, dass der Kindergarten umzieht und die historischen Gebäude komplett als Bürgerräume genutzt werden.

Die Stadträte sind uneins über die künftige Nutzung

„Unsere Position ist, dass die beiden Häuser primär für den Gemeinbedarf genutzt werden. Aber nur unter der Maßgabe, dass für den Kindergarten eine gute Lösung gefunden wird“, erklärt Grünen-Stadträtin Clarissa Seitz gegenüber unserer Zeitung. Wichtig sei daher, dass die Suche nach einem alternativen Standort für die Kindergruppe verwaltungsintern höchste Priorität habe, sagt Seitz. CDU-Stadtrat Thomas Fuhrmann hingegen geht davon aus, dass der Kindergarten im alten Schulhaus bleibt. Er wisse nicht, wie man die eher kleinen Räume dort sonst nutzen sollte: „Ich glaube nicht, dass es für eine andere Nutzung überhaupt einen Bedarf gibt. Das wäre ja auch eine völlige Umplanung.“ Guntrun Müller-Ensslin von SÖS-Linke-Plus sagt ebenfalls, dass die Kita auf jeden Fall drin bleiben soll. Und auch Bernd Klingler (AfD) sieht die Zukunft der Kindergruppe an der Ditzinger Straße. Er warte darauf, dass den Stadträten nun die Detailplanung und der zeitliche Ablauf der Sanierung vorgestellt werde: „Die Verwaltung ist am Zug.“

Jürgen Zeeb von den Freien Wählern ist an einer größtmöglichen Nutzungsvielfalt und einer optimalen Flächennutzung im historischen Ensemble gelegen. Judith Vowinkel (SPD) sieht ebenfalls die Stadtverwaltung in der Pflicht: „Wir haben nun erst einmal die Finanzierung gesichert.“ Jetzt müsse die Stadt die Planungen vorantreiben und künftige Nutzer wie etwa die Bürgerinitiative Pro Alt-Weil daran beteiligen.

Für die Kindergruppe gibt es bislang kein Ausweichquartier

Deren Vorsitzende Edeltraud John ist dankbar, dass die Sanierung beschlossen wurde. Für sie ist es keine Frage, dass die Kindergruppe im alten Schulhaus bleibt, wie es in der Satzung von Pro Alt-Weil stehe und angesichts der Raumaufteilung auch sinnvoll sei: „Es sind wunderschöne, aber kleine Räume. Das wäre nie und nimmer ein Ersatz für ein Bürgerhaus.“ Ihr schwebt eine generationenübergreifende Nutzung vor, durch Kindergruppe, Volkshochschule (Vhs) und Vereine wie etwa den Heimatkreis. Die Vhs würde ihr Angebot in den Stadtteilen gerne ausweiten und sei daher immer auf der Suche nach geeigneten Räumen, sagt die Vhs-Bildungsmanagerin Franziska Diller. Angebote wie Sprachkurse oder Mutter-Kind-Yoga seien in den historischen Gebäuden gut vorstellbar.

Die Kindergruppe Regenbogen hat sich nach einem Gespräch mit Clarissa Seitz bereits nach einem anderen Standort umgesehen, sagt Tobias Fauth vom Elternbeirat. In Weilimdorf sei aber nichts Passendes gefunden worden. Die im Antrag der Grünen erwähnte Baracke an der Landauer Straße, die voraussichtlich Ende 2017 durch den Umzug der Montessori-Kita nach Giebel frei wird, käme nicht in Frage: „Das ist nur ein Raum. Wir haben aber Schlafkinder und brauchen daher zwei Zimmer und eine Küche“, erklärt Fauth. Letztlich sei man Mieter der Stadt und könne nur abwarten, was passiert. „Wir würden aber sehr gerne im alten Schulhaus bleiben, das wäre für uns die beste Lösung.“

Die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich kann sich grundsätzlich beide Optionen vorstellen. Klar sei aber eines: „Die Kindergruppe ist eine wertvolle Einrichtung für den Bezirk. Wenn sie aus ihren Räumen raus soll, muss man eine andere Lösung finden.“ Zumindest für die Zeit der Sanierungsarbeiten wird die Kindergruppe wohl ein Ausweichquartier brauchen. Wann das der Fall sein wird, ist aber auch noch unklar. „Die genauen Zeitpläne für den Vorprojektbeschluss und die Einreichung des Baugesuchs stehen noch nicht fest“, teilt das Amt für Liegenschaften mit. Der Baubeginn werde aber auf jeden Fall erst im Jahr 2017 erfolgen können.