Die Hitze ist für den menschlichen Körper belastend – ältere und geschwächte Personen leiden besonders unter den heißen Temperaturen. In den Pflegeeinrichtungen ist das für die Mitarbeiter eine große Herausforderung.

Stuttgart - Wenn sich selbst Temperaturen von 28 Grad Celsius am Montag wie eine kühle Verschnaufpause anfühlen, dann bekommt man eine kleine Ahnung davon, wie anstrengend die momentane Hitzeperiode für den menschlichen Körper ist. Die Tipps und Empfehlungen, die die Experten geben, beherzigen die meisten: viel trinken, die Räume in der Wohnung kühl halten, direkte Sonneneinstrahlung meiden und leichte Kost zu sich nehmen. Doch besonders für ältere Personen ist es schwierig, sich an diese wichtigen Ratschläge zu halten.

 

So sind am Samstag und Sonntag jeweils rund 15 Patienten mit hitzebedingten Problemen in die Notaufnahme des Klinikum Stuttgart eingeliefert worden, teilt die Pressesprecherin Ulrike Fischer mit: „Die häufigste Ursache bei den Patienten waren Kreislaufzusammenbrüche, die zu Stürzen oder zur Bewusstlosigkeit führten.“ Außerdem habe man massive Darmprobleme durch zu wenig Flüssigkeit festgestellt.

Rund 80 Prozent mehr Einsätze beim DRK

Auch die Rettungswagen und Notärzte des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Stuttgart waren am Wochenende vermehrt im Einsatz. Insgesamt 462 Einsätze wurden registriert, 240 davon am Samstag. „Das ist eine Steigerung um mehr als 80 Prozent gegenüber den üblichen 130 Einsätzen an einem durchschnittlichen Samstag“, sagt Oliver Braun, stellvertretender DRK-Rettungsdienstleiter.

„Ältere Menschen haben oft kein Durstempfinden mehr“, sagt Tobias Schilling, der Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) im Katharinenhospital. Sie hätten sich schon daran gewöhnt, mit weniger Flüssigkeit auszukommen und würden dieses Verhalten dann auch bei hohen Temperaturen nicht ändern, so der Arzt.

Die Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen stellt dies vor eine besondere Herausforderung. „Es ist schon eine schwierige Situation für uns, weil die älteren Menschen auch anders auf die Hitze reagieren“, sagt Lydia Giesa, die Pflegedienstleitung des Alten- und Pflegeheims Haus Martinus der Caritas. „Die Bewohner schwächt die extreme Hitze sehr“, sagt Giesa. Deswegen achten die Mitarbeiter zur Zeit ganz besonders darauf, dass viel getrunken wird – und zwar nicht nur Wasser, sondern auch andere Flüssigkeiten. „Wir stellen unseren Bewohnern auch süße Getränke, wie etwa Apfelsaftschorle, zur Verfügung, damit ihnen das Trinken leichter fällt“, sagt Giesa.

Süße Getränke sorgen für Abwechslung

In den Einrichtungen der Evangelischen Heimstiftung ist das Verfahren ähnlich, sagt der Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider: „Immer nur Wasser zu trinken wird vielen Bewohner auf Dauer zu langweilig.“ Deswegen habe man beispielsweise auch kühlen Früchtetee im Angebot. Bei Temperaturen um die 40 Grad habe man sich außerdem dafür entschieden, auch den Mitarbeiter kostenlos Sprudel zur Verfügung zu stellen, denn: „Die Hitze belastet sie ja schließlich auch.“ Dass die Zahl der Todesfälle bei älteren Menschen bei Temperaturen über 30 Grad ansteige, kann und will Schneider nicht bestätigen. „Wir haben in den vergangenen Tagen nicht mehr Todesfälle registriert“, sagt er.

Der Umgang mit der Hitze in den Pflegeheimen sei mittlerweile Routine für die Mitarbeiter, sagt Schneider. Martin Schäfer, der Regionaldirektor der Stuttgarter Heime, bestätigt dies: „Bereits bei der Hitzewelle im Jahr 2003 wussten wir, auf was wir in unseren Heimen zu achten haben.“

Essensplan wird an die Temperaturen angepasst

Jeden Morgen gibt es eine Benachrichtigung vom Deutschen Wetterdienst (DWD), die über die zu erwartenden Temperaturen informiert und gegebenenfalls Warnungen enthält. Davon abhängig wird der Tag für die Bewohner gestaltet. „Bei extremen Temperaturen machen wir keine Ausflüge“, sagt Schäfer. Auch der Essensplan wird an die Temperaturen angepasst. Auf den Tisch kommt dann möglichst leichte Kost.

Trotzdem möchten die Bewohner nicht auf den Dauerbrenner verzichten, so Schäfer: „Linsen und Spätzle muss es auch im Hochsommer geben.“ Am Nachmittag sorgt außerdem häufig noch eine zusätzliche Portion Eis für Erfrischung. „Wir achten momentan verstärkt auf genug Flüssigkeit und gute Abkühlung“, sagt Schäfer.