Am Dienstag spielte der frühere VfB-Profi Alexander Hleb mit Bate Borissow in der Champions League gegen Bayern München. Aber er will noch mal zurück in die Bundesliga – nach Stuttgart?

Stuttgart - Am Dienstag steht Alexander Hleb wieder mal im Rampenlicht. Mit Bate Borissow trifft er in der Champions League auf die Bayern. Das soll nicht das Ende sein. Der 31-Jährige hat noch Pläne.
Herr Hleb, warum ist Bate Borissow gegen den FC Bayern nicht chancenlos?
Weil man im Fußball nie chancenlos ist. Aber natürlich wissen wir, dass die Bayern der klare Favorit sind. Das Spiel wird mit Sicherheit sehr schwer für uns.

Aber Angst haben Sie nicht?
Angst ist das falsche Wort. Was wir haben, ist Respekt. Die Bayern gehören zu den besten Mannschaften der Welt und hätten nicht von ungefähr in der letzten Saison fast die Champions League gewonnen. Deshalb dürfen wir uns keine Fehler erlauben. Wir müssen sehr diszipliniert spielen und versuchen, unsere Chancen zu bekommen – und auch zu nutzen. Was dann dabei herauskommt, muss man abwarten.

Sie haben soeben von Respekt gesprochen – vor welchem Spieler der Bayern haben Sie am meisten Respekt?
Da möchte ich keinen hervorheben, denn die Mannschaft ist insgesamt einfach sehr stark aufgestellt – wahrscheinlich sogar noch stärker als in der letzten Saison. Im Sommer haben sie personell nachgebessert und Qualität dazugekauft. Man sieht das Ergebnis. Mit sechs Siegen sind sie in der Bundesliga optimal in die Saison gestartet. Deshalb sind sie auch in unserer Gruppe der große Favorit. Jeder erwartet daher auch, dass sie bei uns die drei Punkte holen.

Dabei hat Bate vor zwei Wochen zum Auftakt der Champions League in Lille mit 3:1 gewonnen. Für viele Experten war das eine Überraschung – für Sie auch?
Nein, wir hatten uns durchaus Chancen ausgerechnet und wollten etwas mitnehmen. Und uns war auch bewusst, dass danach mit den Bayern und dem FC Valencia zwei noch stärkere Gegner auf uns warten. Die beiden schnellen Tore in Lille waren dann der Grundstein für unseren Erfolg.

Was trauen Sie Ihrem Club in dieser Champions-League-Runde noch zu?
Wir sind in dieser Gruppe für viele die großen Unbekannten und der klare Außenseiter. Aber wir werden immer alles geben, um am Ende vielleicht doch für eine ganz große Überraschung zu sorgen und die Gruppenphase erstmals zu überstehen. Doch für uns wäre es auch schon ein toller Erfolg, wenn wir in dieser Gruppe den dritten Platz schaffen würden – und das traue ich uns definitiv auch zu.

Wer ist der beste Spieler von Borissow?
Wie bei den Bayern will ich auch hier keinen hervorheben. Wir sind sehr ausgeglichen besetzt und haben in jedem Mannschaftsteil gute Spieler. Bei uns ist das Kollektiv entscheidend, nicht ein Einzelner.

Viele Leute, die zuletzt die Spiele von Bate verfolgt haben, sagen jedoch, der beste Mann sei Alexander Hleb gewesen. Freut Sie das?
Es freut mich schon, weil es mir auch zeigt, dass ich wieder auf dem Weg bin, zu meiner alten Stärke zurückzufinden. Aber dass es bei mir persönlich momentan so gut läuft, ist natürlich auch ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Einer alleine kann auf dem Platz nicht viel ausrichten.

Stimmt der Eindruck, dass Sie in Borissow den Spaß am Spiel wiedergefunden haben?
Ja, das ist richtig. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Atmosphäre im Team ist prima, fast schon so wie in einer großen Familie, und ich kann nach all den Verletzungen in der letzten Zeit endlich wieder Fußball spielen. Ich bin fit. Das beflügelt mich.

Warum ist es in den Jahren zuvor nicht mehr so rundgelaufen, wie Sie sich das selbst vorgestellt hatten?
Sicherlich haben mich die vielen Verletzungen immer wieder ein Stück weit zurückgeworfen. Dadurch fehlte mir der Spielrhythmus. Das Ganze ist ein Kreislauf. Es führt dazu, dass man letztlich dann die Erwartungen, vor allem auch die eigenen, nicht erfüllen kann. Vielleicht hat mir in einigen Situationen aber auch einfach die nötige Geduld gefehlt. Ich wollte eben immer unbedingt spielen.

Was war in dieser Zeit Ihr größter Fehler?
Dass ich in Barcelona zu schnell aufgegeben habe.

Warum war das falsch?
Weil man lernen und begreifen muss, dass im Fußball jeder zu ersetzen ist. Ich wollte immer spielen und war zu ungeduldig, wenn ich einmal draußen saß. Da hätte ich mich durchbeißen müssen. Barcelona ist auch deshalb eine so große Mannschaft, weil jeder Einzelne sein Ego zurücknimmt.

Wenn Sie das Rad fünf Jahre zurückdrehen könnten – was würden Sie anders machen?
Mit dieser Frage beschäftige ich mich nicht. Das wäre reine Zeitverschwendung, da ich ohnehin nichts mehr rückgängig machen kann. Was passiert ist, das ist passiert, und jetzt schaue ich nur noch nach vorne.

Welche Ziele haben Sie noch?
Ich will noch einmal in einer großen europäischen Liga spielen – am liebsten natürlich in der Bundesliga. Ich werde alles dafür tun, um noch einmal anzugreifen und auf dieses Topniveau zu kommen.

Haben Sie noch Kontakt zum VfB Stuttgart, bei dem Sie einst groß geworden sind?
Ja, habe ich. Ich verfolge natürlich immer noch die Entwicklung. Der Sieg am Samstag in Nürnberg war enorm wichtig. Ich drücke dem Verein den Daumen, dass es jetzt in der Tabelle aufwärtsgeht.

In Frieder Schrof hat Ihr langjähriger Förderer nun beim VfB gekündigt. Er geht zu Red Bull Leipzig. Welche Rolle hat er für Ihre Karriere gespielt?
Für mich war Frieder Schrof über all die Jahre eine unglaublich wertvolle Bezugsperson. Als ich damals aus Weißrussland nach Deutschland gekommen bin, war er derjenige, der mich unterstützt hat. Er hat an mich geglaubt. Und er hat mir immer Mut zugesprochen und mich dadurch stark gemacht. Dafür bin ich ihm wirklich sehr dankbar, denn das hat mir gerade in meinen nicht so leichten Anfangszeiten beim VfB einen Halt und viel Kraft gegeben.

Sie haben in der Nähe von Stuttgart ein Haus gebaut. Können Sie sich vorstellen, noch einmal für den VfB zu spielen?
Man soll ja niemals nie sagen, aber im Moment ist das für mich noch viel zu weit weg. Ich konzentriere mich voll auf die nächsten Aufgaben in Borissow. Da geht es nun gegen die Bayern – und damit bin ich ausgelastet.