Die stellvertretende Grünen-Bezirksbeirätin Edith Weitbrecht ist Hobby-Imkerin. Auch im Winter haben sie und ihr Mann mit ihren Bienenvölkern zu tun. Die stehen auf einem Stückle in der Nähe von Magstadt.

Vaihingen - Sollten die Bienen einst aussterben, wird der Mensch ihnen bald folgen. Lediglich vier Jahre, das hat der Physiker Albert Einstein der Menschheit einst bescheinigt, könne man danach noch weiter auf der Erde überleben. Edith Weitbrecht kann dem nur zustimmen. „Wir brauchen die Bienen“, sagt die stellvertretende Grünen-Bezirksbeirätin. Denn diese produzieren mitnichten nur Honig. Wie der Deutsche Imkerbund auf seiner Internetseite schreibt, hängen rund 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge im Pflanzen- und Obstbau in Deutschland von der Bestäubung der Honigbienen ab.

 

Edith Weitbrecht und ihr Mann Jürgen betreiben die Hobby-Imkerei seit gut acht Jahren. An Heiligabend lag damals eine „Beute“ unter dem Christbaum. So werden die Kästen genannt, in denen ein Bienenvolk lebt. Es war ein Geschenk der jüngsten Tochter und des Schwiegersohns, der selbst in seiner Freizeit als Imker tätig ist. Aktuell haben die Weitbrechts zwei Völker, sie stehen auf dem Stückle des Ehepaars in der Nähe von Magstadt. Jede Woche fahren die beiden dorthin, kümmern sich um den Garten und schauen nach den summenden Insekten. Im Winter benötigen die Bienen freilich weniger Aufmerksamkeit, zu tun gibt es als Imker aber dennoch immer etwas.

Zufüttern und gegen Milbenbefall behandeln

Nach der letzten Ernte im Herbst beginnt der Imker mit dem Zufüttern und dem Behandeln der Völker gegen die Varroamilbe. Das ist ein Parasit, der sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock entwickelt. Die befallenen Bienen haben eine kürzere Lebensspanne und ein schlechteres Immunsystem. Edith Weitbrecht und ihr Mann legen Wert darauf, die sogenannte wesensgemäße Bienenhaltung zu betreiben, die im Gegensatz zur konventionellen steht. Die wesensgemäße Haltung bedeutet unter anderem auch, dass die Weitbrechts keine Pestizide nutzen, um die Milben zu bekämpfen. „Im Sommer und Herbst verdampfen wir Ameisensäure, um die Weihnachtszeit herum nehmen wir Oxalsäure“, erläutert die 73-Jährige. Beides stammt aus natürlicher Produktion und wirkt auf den Chitinpanzer der Parasiten ein.

Im Unterschied zur konventionellen Bienenhaltung lassen die Weitbrechts es außerdem zu, dass eine neue Königin heranwächst. Das hat freilich zur Folge, dass die alte Königin mitsamt Gefolge die Beute verlässt. „Mit etwas Glück kann man den Schwarm einfangen und einen neuen Stock gründen“, beschreibt Weitbrecht. Hilfe bekommen die beiden Hobby-Imker vom Schwiegersohn und ihrem „Imker-Vater“, der ebenfalls bei Magstadt seine Völker hat. Auch Kurse hat Edith Weitbrecht besucht. Ihr Mann sei im Umgang mit den Bienen viel unerschrockener als sie selbst, gibt sie zu. Er arbeite auch mal ohne Maske und lasse sich stechen. „Einmal hatte ich trotzdem 14 Stiche an meinen Beinen,“ erzählt sie. Wie ist es dazu gekommen? „Wir wollten bei Regen Honig schleudern, das gefiel den Bienen leider gar nicht.“ Angst müsse man deswegen freilich nicht haben. „Aber Respekt“, sagt Weitbrecht. Langsame Bewegungen seien wichtig im Umgang mit dem nützlichen Insekt. „Auf keinen Fall darf man hektisch herumfuchteln.“

Auch eine Biene muss schließlich mal

Wenn im Frühjahr und Sommer der Bienenstock brummt und summt, besteht er in Schnitt aus bis zu 50 000 Tieren. Im Winter reduziert er sich auf gut 5000 Bienen. „Sie stellen die Bruttätigkeit ein, sitzen eng in der Beute zusammen, wärmen sich und reichen das Futter weiter, das wir ihnen für den Winter geben“, beschreibt Weitbrecht. In der kalten Jahreszeit verlassen die Bienen den Stock so gut wie gar nicht, außer die Temperaturen steigen auf acht bis zehn Grad Celsius. „Dann fliegen sie hinaus, um ihr Geschäft zu erledigen“, erklärt Weitbrecht. Auch eine Biene muss schließlich mal.

Als die Beute damals unter dem Weihnachtsbaum gestanden habe, „waren wir schon erst mal erschrocken“, gibt sie zu. Nun sind die beiden aber mehr als zufrieden mit ihrem Hobby. „Manchmal braucht es eben einen Anstupser“, sagt sie. Und: „Wir tun das aus Freude und nicht wegen der Honigernte.“ Und freilich, weil die Bienen so wichtig sind für die Natur. Den Aufwand scheue sie daher nicht. „Wenn ich ein Glas Honig verschenke, sage ich immer dazu: Denk dran, der kostet 90 Euro“, sagt die 73-Jährige. Beim scherzhaften Augenzwinkern ist auch ein Teil Wahrheit dabei: Wenn man Aufwand und Ertrag aufrechnet. Im vergangenen Jahr konnten sie tatsächlich gar keinen Honig verschenken – es gab keinen.

Sie hoffe, dass sich mehr junge Menschen für die Imkerei interessieren, um diese fortzuführen, sagt die stellvertretende Bezirksbeirätin, die seit mehr als 30 Jahren Mitglied bei den Grünen ist. Die Bienenhaltung sei ein bedeutsamer Beitrag zur Umwelt. „Ich wünsche mir, dass die Leute ein Gefühl dafür kriegen, wie wichtig Bienen sind“, sagt Weitbrecht.