Das Europaviertel bekommt ein neues Hochhaus, wie es in Stuttgart noch keines gibt. An der Ecke Heilbronner/Wolframstraße soll bis Herbst 2015 ein kombinierter Hotel- und Wohnturm entstehen. Für das 62 Meter hohe Gebäude sind 80 Millionen Euro veranschlagt.

Stuttgart - Kommt er, oder kommt er nicht, der Wohn- und Hotelturm an der Ecke Heilbronner/Wolframstraße? Seit fünf Jahren ist das Großprojekt als wörtlich zu nehmender Höhepunkt im Europaviertel in der Diskussion – und jetzt kommt es. Und zwar mit größeren Ambitionen denn zuvor. Die Schwäbische Wohnungs AG mit Sitz an der Lenzhalde hat dieser Tage tatsächlich den Bauantrag für das 80 Millionen Euro schwere Projekt auf dem ehemaligen Bahngrundstück eingereicht – für ein Luxus-Hochhaus, wie es in Stuttgart noch keines gibt. Der Investor setzt auf einen Baubeginn im Sommer und plant die Fertigstellung für Herbst 2015. Bis dann, so das Kalkül, wird das benachbarte Einkaufszentrum Milaneo nebst Hotel und 415 Wohnungen bereits belebt sein.

 

Zwei Penthäuser à 500 Quadratmeter

Die knapp 62 Höhenmeter, verteilt auf 18 Stockwerke, werden sich ein Luxushotel mit 170 Zimmern und 58 Luxuswohnungen mit hotelartigem Serviceangebot teilen. 30 Einheiten werden als Businessappartements mit 40 Quadratmetern angeboten, der Rest als Stadtwohnungen der Extraklasse – die beiden Penthäuser bieten ihren Bewohnern Platz auf je 500 Quadratmetern. „Das werden die größten Wohnungen in Stuttgart mit dem herrlichsten Blick“, sagt der Investor Tobias O.W.Fischer.

Derlei Superlative gibt es natürlich nicht ohne Aufschlag. Die Quadratmeterpreise im mit dem achten Stock beginnenden Wohnturm werden sich zwischen knapp 7000 und 14 000 Euro bewegen und die teure Stuttgarter Halbhöhe zur Tallage degradieren. Die neue Toplage wird im Namen für das Luxus-Hochhaus selbstbewusst definiert: Cloud No.7.

Investor hofft auf internationale Kundschaft

Alle, die sich die Landeshauptstadt etwas weltoffener und großstädtischer wünschen, dürften begeistert sein und auf Wolke sieben an der Wolframstraße mitschweben. Alle, die die Stuttgarter Kessellage als natürlichen Schutz vor großen Höhenflügen schätzen, dürften dagegen die Stirn runzeln und Bedenken anmelden, ob so etwas in Stuttgart überhaupt geht. „Wir haben einen internationalen Anspruch und rechnen auch mit internationaler Kundschaft“, betont Fischer.

International ist auch der architektonische Anspruch. Zur Erinnerung: 2008 machte im Wettbewerb der Entwurf des Berliner Büros Grüntuch Ernst Architekten den ersten Preis. „Dieser wurde jetzt weiterentwickelt“, sagt Fischer. Die neue Bandfassade mit in geschwungenen Linien geschichteten Glas- und Metallbrüstungen trägt die Handschrift des deutsch-amerikanischen Büros tec Architecture. Auch sie dürfte neue Maßstäbe setzen und im abseits der Stadtbibliothek architektonisch nicht gerade verwöhnten Europaviertel zum Hingucker werden.

Hängepartie um Stuttgart 21 bremst nicht

Anfang April soll der Verkauf der Luxuswohnungen starten. Dass unter dem siebten Himmel über Jahre hinaus Baustelle sein wird, bremst den Höhenflug des Investors nicht. „Die Baustelle von S 21 tangiert uns nicht“, sagt Fischer. Und ab dem zehnten Stock sei eh kein Lärm mehr als solcher wahrzunehmen. Wolke sieben eben.