Trotz der Insolvenz der Turmbauer in Fellbach wird in der Nachbarstadt Waiblingen weiter für ein Öko-Hochhaus geplant.

Waiblingen - Machen Insolvenz und Baustopp beim Fellbacher Gewa-Tower auch den Nachbarn in Waiblingen womöglich einen Strich durch die Rechnung bei den Plänen für den eigenen begrünten Wohnturm auf der Korber Höhe? Skeptiker gab und gibt es bei beiden Projekten. Und die sehen sich nun natürlich durch die Turbulenzen um den im schlimmsten Fall zur höchsten Bauruine weit und breit werdenden 107-Meter-Koloss bestätigt. An kommunalpolitischen Schuldzuweisungen für das Towerdebakel mangelt es in Fellbach nicht. In Waiblingen allerdings sieht man das Ganze relativ gelassen. Natürlich lasse einen das Geschehen um den Gewa-Tower nicht kalt, sagt der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky. Aber letztlich seien die beiden Projekte absolut nicht vergleichbar.

 

Das grüne Hochhaus darf maximal 56 Meter hoch werden

In Waiblingen handle es sich eben nicht um die Bebauung einer Brache, die zuvor noch für teuer Geld von einer früheren Bauruine hätte befreit werden müssen. Das Grundstück auf der Korber Höhe sei schon seit mehr als zehn Jahren für die Bebauung mit einem Hochhaus vorgesehen. Mit einem Bau, der im Übrigen längst nicht so hoch werden solle wie der nunmehr finanziell in Schieflage geratene Turm zu Fellbach. Gerade das sei wichtig, denn mit wachsender Höhe stiegen die Kosten für derlei Bauten fast exponentiell.

Das grüne Hochhaus in Waiblingen, so lauteten die Vorgaben für die drei momentan noch im Rennen befindlichen Entwürfe, solle maximal 56 Meter hoch sein und an der Fassade quasi als Grüner Daumen am nördlichen Waiblinger Stadteingang rundum und von oben bis unten mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt sein. Jene drei Entwürfe, so sagt Hesky, würden wie geplant von den Investoren und Architekten im Januar nochmals in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung vorgestellt und erläutert. Klar werde dann auch nochmals kritisch geprüft werden, ob solch ein Hochhaus das richtige Projekt für den Platz auf der Korber Höhe ist. Im Moment seien jedenfalls keine Schnellschüsse angebracht: „Es wäre blöd wenn wir jetzt alles über den Haufen werfen“, sagt Hesky. Im Übrigen sei das Projekt grünes Hochhaus für Waiblingen kein Muss, „sondern eine schöne Möglichkeit“.

Hochhausprojekte sind nur schwer vergleichbar

Jedes Hochhausprojekt sei ein Einzelfall, bestätigt auch Gerald Lipka, der Geschäftsführer beim Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Die Entwicklung, die zu finanziellen Engpässen beim Bauherrn geführt habe, lasse sich nicht generell auf andere Projekte übertragen. Und andererseits gebe es momentan in Deutschland eine ganze Reihe an Hochhausprojekten, die gut liefen und sich auch gut vermarkten ließen. Sollten sich in einem Einzelfall die Einschätzungen der Verkaufschancen nicht erfüllen und Zusatzkosten entstehen, dann könne ein solches Projekt natürlich – wie jetzt in Fellbach geschehen – in finanzielle Schieflage geraten. Aber, so Lipka auch mit Blick auf die nicht verkauften teuren Wohnungen in den oberen Etagen: „Ich würde keinen allgemeinen Trend daraus ableiten.“

Wenig beeindruckt zeigen sich auch diejenigen, die gerne den Bau des Grünen Daumens in Waiblingen in Angriff nehmen würden. Dort wird unter anderem betont, dass die Finanzierung beim Waiblinger Bau mit den eigenen Hausbanken und nicht mittels eines zinsintensiven Anleihefonds beabsichtigt sei.